Düsseldorf Im Überraschungsei auf die Piste am Rhein

Düsseldorf · Das erste Seifenkistenrennen vor dem Apollo war ein voller Erfolg. Die Strecke war nicht schnell, aber schwierig zu fahren.

Seifenkistenrennen 2014 am Düsseldorfer Rheinufer
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Seifenkistenrennen 2014 am Düsseldorfer Rheinufer

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Es gibt ja unterschiedliche Möglichkeiten, einem guten Freund zum Geburtstag zu gratulieren. Markus Schoel wurde gestern 34 Jahre alt, und bis mittags wusste er nicht, dass er um 15 Uhr am Rheinufer stehen würde. Wie sein Kumpel Tobi Schäfer hat er ein rot-weißes Ringel-T-Shirt an, ein ebenso geschmückter Sturzhelm liegt parat. "Eine schöne Überraschung", findet das Geburtstagskind und grinst übers ganze Gesicht. Und mit welcher Reifenkiste geht Schoel ins Rennen, ist die etwa ebenfalls ein Präsent und in wochenlanger Heimarbeit zusammengeschraubt? "Nein, die konnte man hier beim Veranstalter dazu buchen", sagt Tobi Schäfer.

Der Spaßfaktor ist groß bei der Premiere des Stadtwerke-Seifenkistenrennens unterhalb des Apollo. Für junge Profi-Fahrer, die aus ganz NRW kommen, sind Durchgänge reserviert, Freizeitpiloten tummeln sich extra. 70 Einzelfahrer und Teams sind gemeldet. Es wird viel gelacht und improvisiert. Die jugendlichen "Profis" starten von einem drei Meter hohen Rampenturm, was ein wenig ans Skispringen erinnert. Weil die Strecke mit zwei engen Kurve versehen ist, starten schon beim ersten Durchlauf nicht wie geplant zwei Seifenkisten nebeneinander, sondern es geht immer nur ein Fahrzeug an den Start.

So nimmt die erste der insgesamt sieben Rennklassen nicht eine, sondern zwei Stunden in Anspruch. "Egal, das holen wir wieder auf", sagt Simon Höhner, Geschäftsführer der Verkehrswacht. So geschieht das dann auch, indem einfach ein wenig umgruppiert und flott auf die Piste geschickt wird, wer schon da ist. Sportlicher Ehrgeiz ist zu spüren, aber niemand wirkt verkrampft.

Das große Ziel der Fahrerinnen - davon gibt es viele - und Fahrer ist es, die 300-Meter-Piste unter 30 Sekunden zu meistern. Pia Zaruba (11) aus Mettingen bei Osnabrück kratzt an dieser Marke. Ihr Vater ist Schlosser und hat ihr einen schnittigen Glasfaser-Flitzer gebaut. Sie fährt schon bei Europameisterschaften mit, es sind also auch Spitzensportler am Rhein dabei.

Einer davon ist Marvin Isaac (19), der schon mit acht Jahren Rennen fuhr und bereits Europameister war. Er hält die Strecke für knifflig. "Erst die blauen Gehwegplatten, dann der Asphalt, schließlich die engen Kurven - das ist hier nicht besonders schnell, aber interessant zu fahren."

"Genau das wollten wir", sagt Simon Höhner. "Erst war das Rennen gleich am Landtag geplant, aber da ist die Abfahrt mau, das wäre eine müde Veranstaltung gewesen. Ein bisschen Kick muss sein", sagt der Manager der Verkehrswacht. Er freut sich, dass der Verband die rund 6000 Besucher als Deutschland-Rekord verbucht und die Neuauflage im nächsten Jahr bereits ausgemachte Sache ist.

Richtig schön wird es am Nachmittag. Da haben beim Brauchtumsrennen die Bilker Schützen bereits vor der Kakaju gesiegt, bei den Firmen die Erlebnispädagogen von Xpad vor der Dekra und den Stadtwerken. Schüler des Städtischen Gymnasiums Meerbusch präsentieren stolz ihr Überraschungsei, mit dem sie bei den Schulen gewinnen. Eine eigene Pressekonferenz hätte Manfried Meyer-Stumpf geben können. Er hat für seine Tochter Elisabeth (7) eine wunderschöne Seifenkiste gebaut. Die Elleraner gewinnen den Familien-Cup - und das mit einem Gefährt, an dem alles möglichst preiswert sein sollte. Es sieht alt aus, ist aber erst am Vortag fertig geworden. Die Haube ist aus einer Ikea-Schrankrückwand gefertigt, die Reifen sind vom Renn-Rollstuhl (mit Trommelbremsen), die Aufhängung für die Achsen hat ein Leben als Hollywood-Schaukel hinter sich. Einfach schräg.

Am Ende zeigt Heinz Hesemann allen, was 'ne Harke ist. Der Düsseldorfer Jong ist 76 Jahre alt, war Vize-Weltmeister und Europameister. Er steigt im roten Schumi-Overall in seine Kiste (mit Hupe und Tacho) und donnert in 26,84 Sekunden ins Ziel. Rundenrekord!

(RP)
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