15-Jährige tot in Düsseldorf gefunden Immer wieder Tatort Papierfabrik

Düsseldorf · Sachbeschädigung, Brandstiftung, ein schwerer Unfall und jetzt ein tödliches Gewaltverbrechen – die Fabrikruine an der Fringsstraße macht immer wieder Negativschlagzeilen. Dabei sollte sie längst abgerissen sein.

Düsseldorf: Das ist die ehemalige Hermes-Papierfabrik
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Die ehemalige Hermes-Papierfabrik im Düsseldorfer Hafen

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Foto: Bretz, Andreas

Sachbeschädigung, Brandstiftung, ein schwerer Unfall und jetzt ein tödliches Gewaltverbrechen — die Fabrikruine an der Fringsstraße macht immer wieder Negativschlagzeilen. Dabei sollte sie längst abgerissen sein.

Am Montag hat die Kripo den Ort, an dem am Wochenende ein junges Mädchen getötet wurde, freigegeben. Am Dienstag wird ein Mitarbeiter der Rialto Capital AG, der die alte Papierfabrik seit 2015 gehört, dort wieder die 200 Stahlplatten kontrollieren, die von innen verankert alle Öffnungen der Ruine verschließen. "Das kontrollieren wir zweimal pro Woche", sagt Investor Markus Mertens. Und fast jedes Mal finden seine Mitarbeiter beschädigte, abgerissene Platten. "Wer hier rein will, der schafft das auch."

Als Mertens Ende 2015 die Ruine kaufte, hatte er an Einbruchsserien nicht gedacht. Die Papierfabrik stand seit der Insolvenz 2008 leer, zu holen, dachte der Investor, sei da sowieso nichts mehr. Was zu holen gewesen wäre, hatten Fremde längst mitgenommen. Oder angezündet.

Das mächtige Gemäuer - knapp 45.000 Quadratmeter voller Winkel und Gänge - lockte seit der Stilllegung zahllose, meist junge Abenteurer an. Erst kamen die "Urban Explorer", Einbrecher, deren Beute nur Fotos vom morbiden Charme verlassener Orte sind. Ihnen folgten Sprayer, Graffiti-Künstler, die jeden Quadratzentimeter der alten Mauern mit mehr oder weniger gelungenen Werken bedeckten. Obdachlose richteten sich in dem verwinkelten Gebäude ein.

 Ein zunächst angedachter Erhalt von Teilen der alten Papierfabrik ist wegen der Feuer- und Vandalismusschäden nicht mehr möglich.

Ein zunächst angedachter Erhalt von Teilen der alten Papierfabrik ist wegen der Feuer- und Vandalismusschäden nicht mehr möglich.

Foto: Andreas bretz

Das rege Kommen und Gehen auf dem offiziell als ungenutzt geltenden Areal wurde erst 2013 offenbar, als nach einer Serie kleinerer Brände der Dachstuhl in Flammen aufging. Ein Brand, der nach Einschätzung der Experten vorsätzlich gelegt wurde. Ein Täter wurde nie ermittelt, und obwohl die Polizei ihre Streifenfahrten an der Fringsstraße verstärkte, blieb der Brand nicht der letzte. Allein 2015 rückte die Feuerwehr zu 26 Bränden in der Papierfabrik aus, unzählige weitere Male, um Jugendliche hinauszubringen, die sich in dem verwinkelten Gebäude verirrt hatten.

Sicherungen halfen nicht

Anfang 2015 hatte die Stadt den Insolvenzverwalter zur Sicherung des Gebäudes aufgefordert. Doch erst als ein halbes Jahr später Investor Mertens das Areal kaufte, wurden ein Zaun und Warnschilder aufgestellt. Genützt hat es nicht. 2016 schließlich folgte nach einer weiteren Brandserie die Sicherung aller Tür- und Fensteröffnungen mit Stahlplatten. Die wurden regelmäßig abgerissen, im Internet informierten sich Sprayer und andere gegenseitig darüber, wo gerade der aktuelle Eingang zur Ruine ist. Und auch das Schicksal eines 15-Jährigen, der sich beim Sturz in einen Schacht lebensgefährlich verletzte, schreckte die Eindringlinge so wenig ab wie die Tatsache, dass sie sich mit jedem Besuch eines Einbruchs schuldig machen.

Auch der 16-Jährige, der am Sonntag gestand, seiner ein Jahr jüngeren Freundin die Kehle durchschnitten zu haben, gehörte offenbar zu den regelmäßigen Besuchern der Papierfabrik. Bisherigen Ermittlungen zufolge hatte er das Mädchen, nachdem man zufällig im Hafen gelandet war, dorthin geführt.

Er könne nicht mehr tun, als jeden Monat rund 15.000 Euro in die Sicherung eines nutzlosen Gebäudes zu investieren, sagte Mertens unserer Redaktion. Die Investition hat er noch nicht bereut, seine Pläne für ein Logistikzentrum sollen diese Woche auf der Immobilienmesse Mipim in Cannes präsentiert werden "Aber es erschüttert uns sehr, wie viel Unheil auf dem Gelände schon geschehen ist."

(RP)
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