August-Wilhelm Albert "Immobilienmarkt ist leicht überhitzt"

Düsseldorf · Der Chef der PSD-Bank Rhein-Ruhr sagt, es werde eine Korrektur auf dem Immobilienmarkt Düsseldorfs geben, falls die Zinsen steigen.

 August-Wilhelm Albert, Vorstand der PSD-Bank Rhein Ruhr. Die Bank ist eine Direktbank, die zum genossenschaftlichen Sektor gehört.

August-Wilhelm Albert, Vorstand der PSD-Bank Rhein Ruhr. Die Bank ist eine Direktbank, die zum genossenschaftlichen Sektor gehört.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Herr Albert, viele Ihrer Mitbewerber schließen massiv Filialen, muss auch die PSD-Bank Rhein Ruhr Niederlassungen dicht machen?

August-Wilhelm Albert Die Unsicherheit ist auch bei unseren Mitarbeitern spürbar. Um das zu bremsen kann ich nur deutlich sagen: Wir haben drei Niederlassungen und werden keine davon schließen, als genossenschaftliche Direktbank haben wir ein anderes Geschäftsmodell als Volksbanken oder Sparkassen. Wir planen auch weder Entlassungen noch Stellenabbau.

Deutsche-Bank-Chef John Cryan hat wie Viele seiner Branche vor den Folgen der Niedrigzinspolitik der EZB gewarnt. Viele Banken verdienen nicht mehr, wenn der Preis des Geldes bei Null liegt oder im Negativen, wie gehen Sie damit um?

Albert Wir zahlen noch Sparzinsen, teils mehr als die Konkurrenz, aber dennoch natürlich auf niedrigem Niveau. Eine Weitergabe des Negativzinses den wir bei der EZB zahlen müssen, an unsere Kunden planen wir derzeit nicht.

Wenn Sie aber selbst bei der EZB Strafzinsen zahlen, gleichzeitig auch den Kunden Zinsen geben, womit verdienen Sie dann bitte Geld?

Albert Es ist zugegebenermaßen schwierig im Passivgeschäft zurzeit. Ob es auf mittelfristige Sparbriefe nun 0,4 oder 0,2 Prozent Zinsen gibt - sie liegen wie Blei in den Regalen, könnte man sagen. Als Bank arbeiten wir aktuell mit einer Art Mischkalkulation, da wir noch viele Altbestände zu anderen Konditionen haben. Wir subventionieren die Sparprodukte durch andere Geschäfte wie Bau- oder Ratenkredite. Dort läuft das Geschäft gut angesichts der für Kreditnehmer natürlich erfreulichen Niedrigzinsphase.

Aber auch da melden viele Kreditinstitute zurzeit nicht gerade rosige Geschäfte . . .

Albert Wir haben den Vorteil, dass wir eine Direktbank sind und dadurch niedrigere Kosten wegen unseres kleineren Filialnetzes und schlankerer Prozesse.

Was sollten Sparer tun, um nicht unter dem Strich enteignet zu werden?

Albert Ich beobachte, das unsere Kunden viel Geld auf Tagesgeldkonten bunkern, die täglich fällig sind. Das tun sie, weil sie hoffen, dass sich die Zinsen wieder erhöhen. Aber sie warten zu Unrecht auf eine baldige Zinserhöhung. Die kann und wird so schnell nicht kommen. Anleger mit Wunsch nach Rendite sollte andere Geldanlagen wählen.

Was also tun?

Albert Das Umschwenken auf eine Bundesanleihe mit Minus 0,09 Prozent bringt ja nichts. Es hilft das Umschichten in Immobilien oder Aktien. Das kann eine Direktanlage sein oder ein Fondsmodell. Anleger sollten sich dazu beraten lassen. Denn "die" Anlage gibt es nicht.

Fonds stehen wegen hoher Gebühren in der Kritik, ETF, also Fonds, die ohne Manager fest an einen Index gekoppelt sind und fast keine Gebühren kosten, bieten Banken nicht an, ist das in Ordnung?

Albert Also bei uns können Sie auch ETFs erwerben, die sind preiswerter, aber es gibt auch gute Fonds, die den Index schlagen und bessere Renditen erzielen. Die Rechnung wird am Schluss gemacht. Gute Anlagen sind grundsätzlich natürlich Immobilien in guten Lagen.

Aber gute Lagen sind in Düsseldorf heute für Normalverdiener schlicht unbezahlbar . . .

Albert In der Tat gibt es zurzeit eine geringfügige Überhitzung des Immobilienmarktes auch in unserer Region. Wenn eine Eigentumswohnung in Oberkassel mit etwa 100 Quadratmetern für 1,1 Millionen Euro über den Tisch geht, und der Makler einen schief anschaut, weil man sagt, dass man bei der Summe erst mit seiner Bank reden müsse, dann ist etwas nicht in Ordnung.

Gilt das nur für Lagen wie Oberkassel, oder sind auch andere Stadtteile betroffen?

Albert Diese Überhitzung ist nicht auf einzelne Stadtteile begrenzt. Zurzeit beobachten wir eine Angleichung der Immobilienpreise im nahen Umland an das Düsseldorfer Niveau.

Manche Makler werben damit, dass es eine Immobilienblase gibt, und mit dem Slogan "Wenn nicht jetzt wann dann" für einen Verkauf der Immobilie.

Albert Es besteht kein Grund, ohne Not ein gut laufendes Renditeobjekt jetzt zu verkaufen. Wenn Hausfinanzierungen platzen, dann lag das früher meist an Arbeitslosigkeit, heute eher an Scheidungen oder Trennungen. Früher kam es dann zur Zwangsversteigerung, heute stehen die Leute meist bereits Schlange, das Objekt wird einem aus den Händen gerissen und das Telefon steht nicht mehr still.

Sehen Sie, dass diese Blase platzt?

Albert Es wird irgendwann sicher eine Korrektur auf dem Immobilienmarkt Düsseldorfs geben, aber nicht, so lange die Zinsen niedrig sind. Außerdem ist das Wort von der geplatzten Blase unzutreffend, da die Immobilien in Deutschland langfristig finanziert sind.

THORSTEN BREITKOPF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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