Düsseldorf Implantat kann Hörvermögen zurückgeben

Düsseldorf · Beim Tag des Cochlea-Implantats können sich Schwerhörige über Therapiemethoden informieren.

Rund 15 Millionen Menschen sind in Deutschland laut dem Deutschen Schwerhörigenbund (DSB) hörgeschädigt - sechs Millionen so schwer, dass sie eigentlich eine Hörhilfe bräuchten. Dennoch tragen nur weniger als die Hälfte von ihnen ein Hörgerät. Um über Technik, Therapiemöglichkeiten und Erfolgsgeschichten zu informieren, richtet das Hörzentrum der Düsseldorfer Uniklinik mit dem DSB am kommenden Freitag, 9. Juni, den Cochlea-Implantat-Tag (CI-Tag) aus. Von 14 bis 17 Uhr können Besucher dann kostenlos auf dem Heinrich-Heine-Platz (vor dem Carsch-Haus) einen Hörtest machen und mit Hörtherapeuten, Ärzten, Akustikern und Betroffenen sprechen.

Benannt ist der Tag nach einem Implantat, das selbst stark Hörgeschädigte, unter Umständen sogar Ertaubte wieder hören lassen kann. Voraussetzung dafür ist ein intakter Hörnerv, erklärt Thomas Klenzner, Leiter des Hörzentrums der Uniklinik: "Es ist das bislang einzige medizinische Produkt, das ein Sinnesorgan ersetzen kann." Schon seit den 80er Jahren werde das Cochlea-Implantat erfolgreich verwendet. Da es immer einen Eingriff in empfindliche Kopfregion erfordert, müssen Patienten eine Risikoabwägung anstellen. "Ich würde es aber immer empfehlen", sagt Klenzner. Viele Hörgeschädigte würden ab einem gewissen Grad der Erkrankung isoliert, da sie nicht mehr telefonieren können und Tischgespräche nicht mehr mitbekämen. Durch steigende Lebenserwartung sei es heute keine "Ausrede" mehr, wenn Hörgeschädigte sich mit 70 Jahren sagten, dass sich eine Operation nicht mehr lohne. Im Gegensatz zu einem Hörgerät, das möglicherweise nur als Hilfsmittel beurteilt wird, gelten Cochlea-Implantate als Prothesen. Die Krankenkassen übernehmen deshalb die Kosten des Implantats und der Operation.

In weniger schweren Fällen könnte aber ein Hörgerät genügen, sagt Klenzner. Der CI-Tag solle deshalb nicht nur über das Cochlea-Implantat aufklären, sondern auch die Hemmschwelle senken, sich allgemein mit der Erkrankung auseinanderzusetzen:"Die Besucher können mit Betroffenen ins Gespräch kommen, ohne sich gleich in einer Weißkittel-Situation zu befinden."

(bur)
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