Düsseldorf In der Türkei gehört Deutsch zum guten Ton

Düsseldorf · Literat Klaus Grabenhorst war für das Goethe-Institut in der Türkei. Das Interesse an der deutschen Sprache war groß.

Klaus Grabenhorst hat den Beruf seines Lebens gefunden. In Düsseldorf und Umgebung tritt er in Cafés, Kulturinstituten und auf kleinen Bühnen auf. Seine Liebe gilt der deutschen Literaturwelt, aber auch eigene Werke gehören zu seinem Repertoire. Nun macht der leidenschaftliche Künstler in der Türkei Karriere als Botschafter für die deutsche Kultur. Vor Kurzem war er in Ankara Gast auf einem Kongress für türkische Deutschlehrer. "Ich sollte den Lehrern neue und alte Aspekte der deutschen Kultur vermitteln", sagt Grabenhorst noch immer begeistert von seiner Reise. Diese wurde organisiert vom Goethe-Institut. Bereits im vergangenen Jahr reiste der Gerresheimer erfolgreich durch die türkische Hauptstadt und trug seine Lieder und Texte vor.

"Das Interesse an der deutschen Sprache und der deutschen Kultur ist in der Türkei riesig", sagt er. Das habe er schon im Taxi durch Ankara gemerkt. Zu seiner Überraschung sprach ihn der Fahrer des Goethe-Instituts in fließendem Deutsch an. "Mehmet erzählte stolz, er habe in Mainz bei Opel gearbeitet", erzählt Grabenhorst. Beim Kongress erfuhr er, wie wichtig Deutsch für junge Türken ist. "Deutsch zu sprechen, gehört für viele Türken zum guten Stil." Die Klassen in den Schulen seien voll, so dass bei dem Kongress bekannt gegeben wurde, die Regierung würde demnächst etwa 1200 weitere Deutschlehrer einstellen. "Da haben alle Lehrer gestrahlt vor Freude."

Die Stimmung sei später bei seinem Konzert ebenso gut gewesen. Gut 180 Deutschlehrer aus vielen Regionen der Türkei hätten begeistert zugehört, wie er Gedichte von Heine, Rilke und Fried vortrug. "Viele der Anwesenden kannten mich noch von meiner Reise im vergangenen Jahr und freuten sich, mich wieder zu sehen", sagt Grabenhorst stolz. Seine Bekanntheit macht ihn auch zu einer Vertrauensperson für die Türken. Sie erzählten von ihren Ängsten, Ministerpräsident Erdogan könne noch mehr politische Macht gewinnen. "Viele intellektuelle Türken sind verzweifelt und zynisch", sagt er.

Nach Ende des Deutschlehrerkonkresses machte Grabenhorst eine kleine Tournee durch die Schulen Ankaras. "Die Kinder und Jugendlichen waren bereits tolle Deutsch-Kenner und verstanden meine Texte gut." Die Stimmung während seiner Lesungen sei hervorragend gewesen. Die Schüler hätten oft so laut applaudiert, dass die Nachbarklassen noch hinzugekommen seien, um dabei zu sein. "Türkische Schüler sind mit allen Sinnen bei der Sache. Wenn ihnen etwas gut gefällt, kann es schon mal laut und leidenschaftlich werden."

Nun bereist Klaus Grabenhorst mit Texten von Heine, Grass und Hermann Harry Schmitz wieder die kleinen Bühnen und Cafés in Düsseldorf und Umgebung - stets bei freiem Eintritt. Denn Klaus Grabenhorst finanziert sein Leben zu einem großen Teil mit Spenden. Eine weitere Reise in die Türkei wird es wahrscheinlich geben. Grabenhorst hofft auf weitere internationale Aufträge und Einladungen. Er hat die Leiter der Goethe-Institute aus Athen und Sankt Petersburg kennengelernt. "Wir haben uns ausgezeichnet verstanden", sagt erfreut. "Ihnen hat mein Programm so gut gefallen, dass ich fast sicher bin, auch nach Russland und Griechenland eingeladen zu werden." www.klaus-grabenhorst.de

(RP)
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