Düsseldorf In Düsseldorf fehlen bis zu 1450 stationäre Pflegeplätze

Düsseldorf · Die Caritas mahnt, aus dem Grundsatz "ambulant vor stationär" dürfe nicht "ambulant statt stationär" werden. Aktuell gibt es nur 5122 stationäre Plätze - wie den von Renate Lich.

 Seit vier Jahren wohnt Renate Lich (79) im Caritas-Altenzentrum St. Hubertusstift an der Neusser Straße und fühlt sich dort sehr wohl.

Seit vier Jahren wohnt Renate Lich (79) im Caritas-Altenzentrum St. Hubertusstift an der Neusser Straße und fühlt sich dort sehr wohl.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Düsseldorf droht ein Mangel an stationären Pflegeplätzen. Grund ist ein steigender Bedarf, der nach Einschätzung von Wohlfahrtsverbänden in der Landeshauptstadt aus mehreren Gründen nicht vollständig gedeckt werden kann. Die wichtigsten Fakten im Überblick.

Wie ist die aktuelle Situation im Bereich der Pflege? Zur Jahreswende 2016/17 gab es in Düsseldorf 5122 stationäre Pflegeplätze. Für 2020 prognostizieren die Experten im Jahresbericht zur örtlichen Pflegeplanung einen Bedarf von 5892 Plätzen, für 2025 sogar von 6358 Plätzen. Hinzu kommen Plätze, die wegen vorgeschriebener Modernisierungsmaßnahmen entfallen und zeitnah ersetzt werden müssen. Der gesamte zusätzliche Bedarf bis 2025 liege deshalb bei rund 1450 Plätzen, sagt Sozialdezernent Burkhard Hintzsche.

Was sind die Gründe für den steigenden Bedarf? Zum einen die demografische Entwicklung. "Die Stadt wächst und die Menschen werden älter", sagt Hintzsche. Hinzu kommen Vorschriften des Gesetzgebers: So darf eine Einrichtung künftig nicht mehr als 80 Plätze haben, die Einzelzimmerquote muss 80 Prozent betragen. "Bei Neubauten sind es sogar 100 Prozent", sagt Caritas-Chef Henric Peeters.

Was fürchten die Betreiber solcher Einrichtungen? Aus dem Grundsatz "ambulant vor stationär" dürfe kein "ambulant statt stationär" werde, mahnt Peeters. Seiner Einschätzung nach kämpfen er und seine Kollegen an drei Fronten: Zum einen muss er die Betroffenen davon überzeugen, dass sie ab einem bestimmten Punkt stationär besser betreut sind. Abwehrend reagierten häufig auch Angehörige. Sie sähen die ambulante Variante als Chance, den Verbrauch elterlichen Vermögens oder eine eigene Unterhaltspflicht zu vermeiden. Und dann sei da noch die Politik. "Sie will mit ambulanten Konzepten natürlich auch sparen", sagt Peeters.

Gibt es besondere Düsseldorfer Probleme? Ja. Durch Vorgaben zur Einrichtungsgröße und zu Einzelzimmern fallen bislang vorhandene Plätze weg. Um sie zu ersetzen und darüber hinaus zusätzliche Kapazitäten zu schaffen, müssten Einrichtungen neu gebaut werden. "Und zwar nicht auf der grünen Wiese, sondern möglichst in jenen Quartieren, in denen die Senioren den Großteil ihres Lebens verbracht haben", sagt Diakonie-Pfarrer Thorsten Nolting. Genau das ist in Düsseldorf ein Problem. "Es gibt keine bezahlbaren Grundstücke, mit denen sich eine Investition wie ein Altenheim rechnen lässt", sagt Peeters.

Ist der Mangel an Plätzen bereits spürbar? Ja. Stefan Fischer, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes und Sprecher der Düsseldorfer Liga der Wohlfahrtsverbände, sagt: "Das größer werdende Delta zwischen Angebot und Nachfrage bereitet uns Sorgen. Auch bei uns im DRK werden die Wartelisten länger." In Einzelfällen werde beim DRK bereits darüber nachgedacht, Interessenten in einem ersten Schritt in einer Duisburger DRK-Einrichtung unterzubringen. "Sobald in Düsseldorf etwas frei wird, kann derjenige dann umziehen", sagt Fischer.

Gibt es weitere Lösungsansätze? Hintzsche und Fischer setzen auf eine Strategie, bei der ambulant nicht gegen stationär ausgespielt wird. Unter anderem sollen ambulant betreute Wohngemeinschaften einige der bis zu 1450 benötigten stationären Pflegeplätze ersetzen. "Wir werden beides tun: voll stationäre Plätze ausbauen und neue Angebote schaffen", sagt Hintzsche.

(jj)
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