Stihl Timbersport Series In Düsseldorf maßen sich die besten Holzfäller der Welt

Düsseldorf · Bei den "Stihl Timbersport Series" wurden am Wochenende in Flingern mit Sägen und Äxten viele Baumstämme zerlegt. Einer der Teilnehmer ist Dirk Braun, der die aktuelle deutsche Rekordzeit im Sportholzfällen hält.

 Sportholzfäller Dirk Braun kann zwei Baumscheiben in 9,5 Sekunden absägen - das ist Rekord.

Sportholzfäller Dirk Braun kann zwei Baumscheiben in 9,5 Sekunden absägen - das ist Rekord.

Foto: Andreas Endermann

Eigentlich ist es dem Zufall zu verdanken, dass Dirk Braun jetzt auf der Bühne steht und vom 40 Zentimeter dicken Baumstamm vor sich zwei Holzscheiben absägt. Dass er jetzt den Applaus der Leute hört, als die Motorsäge kurz lauter aufheult und die zweite Scheibe zu Boden fällt, ist auf eine glückliche Fügung vor mehr als zehn Jahren zurückzuführen.

2003 fand nämlich die Deutsche Meisterschaft im Sportholzfällen in Winterberg statt und "Stihl Timbersports", wie der Wettbewerb richtig heißt, suchte den lokalen Holzfällerhelden. Dirk Braun, der beruflich als Forstwirt in Winterberg arbeitet, versuchte sein Glück, belegte auf Anhieb den sechsten Platz und verfiel dem Sport. "Ich habe einen eigenen Trainingsbereich in meinem Garten geschaffen. Dort habe ich früher täglich trainiert. Jede Disziplin habe ich mir autodidaktisch beigebracht", erzählt Braun.

 Ein Teilnehmer zeigt die Sicherheitskleidung, die seine Beine schützt.

Ein Teilnehmer zeigt die Sicherheitskleidung, die seine Beine schützt.

Foto: Endermann Andreas

Mittlerweile ist er achtfacher Deutscher Meister und zweifacher Europameister. Vom Baumstamm vor sich sägt er in 9,95 Sekunden zwei Scheiben ab. Deutsche Rekordzeit - genau wie in allen anderen Disziplinen, die es beim Sportholzfällen gibt.

Drei Axt-Disziplinen und drei Säge-Wettbewerbe bilden die "Stihl Timbersports Series": "Standing Block Chop" oder "Single Buck" heißen die Übungen. Bei letzterer müssen die Athleten einen dicken Baumstamm mithilfe einer zwei Meter langen Handsäge durchtrennen. "Der Sport ist ein klassischer Sechskampf, man muss in allen Disziplinen gut sein", erklärt Braun. Am Samstag konnten Besucher ihm und seinem Konkurrenten Lars Seibert bei einer Show vor dem Volkswagen Zentrum Düsseldorf zuschauen.

Der Wettkampf habe schon mehrere Jahrhunderte Tradition, erklärt der Moderator Tobias Witton: "Schon Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Nordamerika lokale Wettbewerbe unter den Waldarbeitern." Das Sportholzfällen erinnere an diese Zeit.

Für Dirk Braun schwingt deshalb auch immer etwas Nostalgie beim Sport mit: "Die Disziplinen sind nicht erfunden worden. Mein Opa und mein Vater waren auch Waldarbeiter, die haben mit den Techniken damals noch im Akkord im Wald gearbeitet. Ich habe am Feuer vor dem Bauwagen noch erzählt bekommen, wie sie mit Hobelzahnsägen zu zweit die Bäume gefällt haben. Eine Motorsäge war zu teuer: Nach dem Krieg kostete die so viel wie ein VW Käfer!"

Heute ist der Sport sehr kommerzialisiert. Die immer gleich breiten Baumstämme sind aus gut zu bearbeitendem Pappelholz, das für die Sportler in Folie gelagert wird, damit das Holz nicht zu sehr austrocknet. Die in den Wettkämpfen genutzten Werkzeuge werden extra für die Sportholzfäller in den USA produziert, eine Axt kostet beispielsweise um die 600 Euro. Über die Jahre hat sich eine treue Fangemeinde gebildet, die Spaß an dem Sport findet: "Zu den Weltmeisterschaften kommen inzwischen mehrere tausend Leute", erzählt Dirk Braun.

So viele sind es am Samstag in Düsseldorf zwar nicht, aber einige Dutzend haben am Morgen doch den Weg vor die Bühne gefunden. Im Publikum sind viele Menschen, die beruflich oder in ihrer Freizeit mit Holz zu tun haben und sich deshalb besonders für die Show interessieren. So auch Rainer Keischgens, der sein Brennholz selber sägt und eine Sammelleidenschaft für alte Motorsägen hat: "Mein ältestes Modell ist aus den 50er Jahren, die durfte man bei der Arbeit nicht schräg halten, da die Benzinzufuhr damals anders funktioniert hat" berichtet er.

Auch Daniel Hafer und Stefan Mühlegger, die zusammen mit ihrem Industriekletterer-Betrieb gekommen sind, finden den Sport spannend: "Ich finde gut, dass der Sport so natürlich ist, beim Sägen geht es vor allem um Kraft und Technik", sagt Hafer. Am Ende dürfen sie auf die Bühne kommen und sich selber an der langen "Single Buck"-Säge ausprobieren. "Das war richtig gut", sagt Hafer danach außer Atem. Der Auftritt der beiden Industriekletterer lässt Dirk Brauns Leistung noch stärker erscheinen. "Mit einer Zeit unter einer Minute können Anfänger schon sehr zufrieden sein", erklärt Moderator Witton. Dirk Brauns Rekord liegt bei 10,42 Sekunden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort