Architekten-Mord in Flingern In Handschellen zurück zum Tatort

Düsseldorf · Mit einem Ortstermin hat das Landgericht den Tatort des Architekten-Mordes in Flingern inspiziert. Im Flur eines Wohnhauses war der 41-jährige Thorsten H. erschlagen worden. Der wegen Mordes angeklagte 36-Jährige kam in Handschellen per Justiztransporter.

 Mit einer Aktenmappe verbirgt der Angeklagte sein Gesicht. Im März dieses Jahres soll er im Hausflur einen 41-jährigen Architekten erschlagen haben. Mögliches Motiv könnte Eifersucht auf den neuen Liebhaber seiner Ex-Frau sein.

Mit einer Aktenmappe verbirgt der Angeklagte sein Gesicht. Im März dieses Jahres soll er im Hausflur einen 41-jährigen Architekten erschlagen haben. Mögliches Motiv könnte Eifersucht auf den neuen Liebhaber seiner Ex-Frau sein.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Ortstermin des Prozesses um den so genannten Architekten-Mord in Flingern. Zu klären war die Frage: Was konnte eine Nachbarin (45) des Mordopfers am Tatabend überhaupt aus dem Treppenhaus hören, als sie damals in ihrer Wohnung telefoniert hat?

Als Zeugin hatte sie beim Landgericht gesagt, sie habe "seltsame, ungewöhnliche Geräusche" aus dem Hausflur wahrgenommen. War es der Todeskampf des Architekten Thorsten H. (41) mit seinem Mörder? Waren es gar die Schläge des Täters, der am Abend des 1. März dem Architekten in dessen Hausflur aufgelauert und ihm mit wuchtigen Hieben eines axtähnlichen Werkzeugs tödliche Verletzungen zugefügt hat?

Um das zu prüfen, fuhr das Landgericht im Prozess gegen einen 36-jährigen Barmixer gestern zum Schauplatz, führte unter Polizeischutz und in Gegenwart des gefesselten Angeklagten eine "Hörprobe" durch.

Vorläufiges Ergebnis dieses Ortstermins: Die Angaben der Nachbarin könnten stimmen. Welchen Beweiswert das für den Prozess hat, ist unklar.

Fünf Beamte sicherten ab 13 Uhr den Mord-Tatort in Flingern. Die Platanenstraße ist eine ruhige, fast beschaulich wirkende Anliegerstraße. Als seitlicher Abzweig von der Dorotheenstraße ist sie geprägt durch Altbaufassaden, dicht zugestellte Parktaschen und hohe, alte Bäume. Augenzeugen der ungewöhnlichen Gerichtsaktion gab's kaum — die Straße war nahezu menschenleer.

Nur Arbeiter einer Baustelle im gegenüber liegenden Haus beobachteten mit verschränkten Armen die Szene, als der Angeklagte um 13.45 Uhr unter Polizeischutz aus einem Gefangenentransporter heraus und vorbei an einer Gruppe von Fotografen und Kameras ins Haus geführt wurde. Immerhin waren die Handwerker zur Untätigkeit angehalten, mussten während der gerichtlich angeordneten "Hörprobe" alle brummenden, surrenden, vibrierenden Maschinen abstellen. Was genau vor ihren Augen dann vorging, mag nicht jeder von ihnen gleich in allen Details verstanden haben. Einer zückte aber fix sein Handy und machte Fotos.

Bei dem Ortstermin im Hausflur durften allerdings nur die Richter die Staatsanwältin, die Verteidiger mit dem Angeklagten, ein Gutachter, die Anwälte der Opferfamilie und ein Protokollführer den Tatort betreten: So hatte es der Eigentümer der Immobilie unter Berufung auf sein Hausrecht festgelegt. Zuschauer und Berichterstatter mussten draußen bleiben, konnten nicht direkt beobachten, wie der aus der U-Haft vorgeführte und mit Handschellen gefesselte Angeklagte sich im Hausflur verhalten, wie er auf den Tatort des ihm vorgeworfenen Mordes reagiert hat.

Dass der Mann am Tatabend hier gewesen ist und getötet hat, will die Staatsanwältin ihm nachweisen. Aus Eifersucht soll er Thorsten H. als den neuen Gefährten seiner Ex-Frau (33) und deren Tochter (6) kaltblütig attackiert und ermordet haben. Auf eine Kette von Indizien stützt die Anklägerin diesen Vorwurf, doch der Angeklagte hat jede Aussage verweigert.

Seine Ex-Frau hatte ihn als Zeugin vor zwei Tagen im Gerichtssaal allerdings schwer belastet: "Er sagte: Jede männliche Person in unserer Nähe wird ausgelöscht!" Demnächst soll die Ex-Frau noch einmal auftreten und dann auch von den Verteidigern des Angeklagten zu einzelnen Passagen ihrer Aussage befragt werden. Doch das wird dann wieder im Gerichtssaal sein und in öffentlich frei zugänglichem Prozess.

(ila)
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