Düsseldorf In vier Tagen zum Flüchtlingshelfer

Düsseldorf · Seit drei Wochen betreut das Rote Kreuz ein neu eröffnetes Flüchtlingsheim in Unterrath. Mehrere Ehrenamtler sind rund um die Uhr im Einsatz, bringen die Unterkunft auf Vordermann und helfen den Bewohnern bei Problemen.

 Jutta Maxisch im Gespräch mit einem Flüchtling. Ihre Aufgabe in der Unterkunft in Unterrath geht weit über die Essenausgabe hinaus: Sie hört den Menschen zu, wenn sie Sorgen haben, und hilft bei der Bewältigung von Alltagsproblemen.

Jutta Maxisch im Gespräch mit einem Flüchtling. Ihre Aufgabe in der Unterkunft in Unterrath geht weit über die Essenausgabe hinaus: Sie hört den Menschen zu, wenn sie Sorgen haben, und hilft bei der Bewältigung von Alltagsproblemen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der Anruf kam am Mittwoch. Einen Tag später besuchten Jutta Maxisch und ihre Mitarbeiter die leerstehende Schule in Unterrath zum ersten Mal, um zu beurteilen, ob das Gebäude zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden kann. Dann wurde alles aufgebaut und am Montag kamen die ersten Bewohner. "Alles musste ganz schnell gehen", sagt Maxisch. Das ist gut drei Wochen her. Seither wechseln Maxisch und die anderen ehrenamtlichen Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sich in Schichten ab, um ständig in der Schule präsent zu sein. Sieben Tage die Woche, 24 Stunden lang kümmern sie sich um die 82 dort untergebrachten Flüchtlinge. Ein Job, der nicht nur organisatorisches Talent benötigt, sondern vor allem Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Menschen.

 In alten Klassenräumen leben die Flüchtlinge. Thomas Schulz koordiniert das Leben im Flüchtlingsheim und die Arbeit der Ehrenamtler.

In alten Klassenräumen leben die Flüchtlinge. Thomas Schulz koordiniert das Leben im Flüchtlingsheim und die Arbeit der Ehrenamtler.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Zwar ist die Einrichtung einer solchen Unterkunft Routine für die Helfer, das machen sie auch, wenn ein Sturm oder eine andere Katastrophe eintritt und Menschen eine Notunterkunft brauchen. "Bloß müssen wir hier mehr Feingefühl beweisen, sind viel vorsichtiger im Umgang mit den Menschen. Wir wissen ja nicht, was ihnen zugestoßen ist", sagt Thomas Schulz. Gemeinsam mit Jutta Maxisch leitet er, der im Hauptberuf bei der Stadt Düsseldorf arbeitet, den Einsatz im Flüchtlingsheim, koordiniert die Arbeit der freiwilligen Helfer, führt Neuankömmlinge durch die Einrichtung, erklärt, wie Deutschland funktioniert, wie man mit der Bahn fährt oder wie ein Arztbesuch vonstatten geht. Oft nutzt er dabei Hände und Füße zum Erklären, die meisten Flüchtlinge sprechen weder Deutsch noch Englisch. Jeweils vier Ehrenamtler in drei Schichten sind jederzeit für die in der Unterkunft lebenden Flüchtlinge zu erreichen. Mehrmals in der Woche kommen außerdem die Migrationsberater des DRK in die Einrichtung und helfen bei Behördengängen und Anträge.

Wenn 82 Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammentreffen, birgt das aber auch ein Konfliktpotenzial. Eine der Herausforderungen der Helfer ist es deshalb auch, dafür zu sorgen, dass alles friedlich bleibt. "Das ist uns aber bisher gut gelungen", sagt Jutta Maxisch. Es habe aber auch negative Reaktionen aus der Nachbarschaft gegeben. Einige Mütter, die selbst ausländische Wurzeln haben, kämen nicht mehr mit ihren Kindern zum Sprachunterricht in die Schule, seit die Flüchtlinge dort leben, erzählt Maxisch und schüttelt den Kopf. Es habe aber auch positive Reaktionen gegeben, der Kindergarten von nebenan hat Spielzeug und Kleider gespendet, ebenso wie andere Menschen aus der Nachbarschaft.

Wie lange sie noch in Unterrath bleiben, wissen Maxisch und ihre Helfer nicht. Aber so wie sich die Flüchtlingszahlen entwickeln, wird die Unterkunft wohl noch eine Weile genutzt werden. "Das ist der große Unterschied zu unseren anderen Einsätzen - ein Sturm ist nach einer Woche erledigt. Hier bleiben wir."

(lai)
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