Düsseldorfer Kö-Bogen II Ingenhoven-Bau soll das ganze Jahr grün sein

Kritiker warnen, dass die geplanten Buchhecken ein halbes Jahr ohne Laub sind. FDP will Begrünungsmeister Patrick Blanc verpflichten.

Düsseldorfer Kö-Bogen II: Ingenhoven-Bau soll das ganze Jahr grün sein
Foto: BS

Arnulf Pfennig kennt seine Stadt sehr genau, seit vielen Jahren ist er als Stadtführer unterwegs und verfolgt schon deshalb, wie sich Düsseldorf entwickelt. Ein gutes Archiv gehört dazu. Und so kam es, dass Pfennig sich die Grafiken, auf denen zu verschiedenen Zeitpunkten Ansichten der Libeskind-Bauten präsentiert wurden, noch einmal angesehen und mit dem tatsächlichen Ergebnis verglichen hat.

Vor allem bei der Begrünung der Fassadeneinschnitte zum Hofgarten hin ist der Unterschied extrem: Die Animationen zeigten anfangs dichtes Dschungelgrün, auf späteren Ansichten ist die Bepflanzung deutlich ausgedünnt - aber immer noch üppig im Vergleich zu heute: "In der Realität sind diese Fassaden leer.

Nur einige wenige Stämmchen von Sträuchern sind sichtbar", sagt Pfennig. Er hat die Sorge, dass sich das beim zweiten Bauabschnitt des Kö-Bogens wiederholen könnte. Denn auch der von einer klaren politischen Mehrheit favorisierte Entwurf des renommierten Düsseldorfer Architekten Christoph Ingenhoven für die Randbebauung des Gustaf-Gründgens-Platzes sieht viel Grün auf den Bauwerken vor - so versprechen es die Animationen. Die gläserne Halle vor dem Dreischeibenhaus soll ein schräges Rasendach bekommen, das im Sommer als Liegewiese genutzt werden kann. Der Gebäuderiegel, der an der Schadowstraße anstelle des bestehenden Blocks und auf einem Teil der Freifläche entstehen soll, ist terrassiert und auf drei Seiten begrünt.

Ingenhoven schlägt dafür Hainbuchhecken vor. Stadtführer Pfennig weist darauf hin, dass "die Grünzeit dieser Hecken sechs bis sieben Monaten betragen wird". Es stelle sich die Frage, wie die Fassade in der Herbst- und Winterzeit aussehen werde. Manfred Neuenhaus, Chef der FDP-Fraktion im Rathaus und starker Befürworter des Ingenhoven-Entwurfs, teilt diese Bedenken: "Ein halbes Jahr wären die Buchhecken braun - und zwar auf einer sehr großen Fläche." Er will, dass an dieser wichtigen Stelle der Stadt der "hohe Düsseldorfer Standard" gewährleistet wird. Dafür müsse Geld in die Hand genommen werden, das Rathaus könne das über einen städtebaulichen Vertrag mit dem Investor sichern.

Konkret möchte Neuenhaus, dass der Franzose Patrick Blanc damit beauftragt wird. Blanc ist ein Meister der Fassadenbegrünung - und zwar das gesamte Jahr über. "Vertical Garden", vertikale Gärten, nennt er seine Projekte, die er weltweit verwirklicht. Teilweise auch im Inneren von Gebäuden. Er ist Botaniker beim Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung in Paris und lässt dem jeweiligen Lokalklima angepasste Pflanzen auf senkrechten Beeten wachsen.

Das technische Verfahren, mit dem das gelingt, ließ er sich patentieren. Damit die Bepflanzung gelingt, müssen die Pflanzen zu Lage, Sonneneinstrahlung, Himmelsrichtung und Klima passen. Die meisten seiner Projekte hat Blanc in Frankreich realisiert, in Deutschland gibt es in Berlin am Kaufhaus "Galeries Lafayette" ein von ihm begrüntes Fassadenteil, im Kulturkaufhaus Dussmann gestaltete Blanc im Inneren Wände mit Pflanzen.

"Damit bekäme ich zur Architektur ein wirkliches Highlight", sagt Neuenhaus. Es dürfe nicht um den schnellen Euro gehen, "wir als Politiker legen fest, was dort hinkommt". Nach Ansicht des Liberalen kann es nur eine Lösung sein, die immer grünt.

Die schwarz-gelbe Ratsmehrheit für den Ingenhoven-Entwurf steht - CDU und FDP haben sich in ihren Fraktionssitzungen am vergangenen Montag geschlossen dafür ausgesprochen. Neuenhaus rechnet fest damit, Rathaus-Chef Dirk Elbers (CDU) und den Bündnispartner CDU auch bei dem Auftrag für Patrick Blanc an seine Seite zu bekommen. "Wir müssen an dieser Stelle die beste Lösung finden", betont Elbers. Ob es der Begrünungsmeister aus Frankreich sein wird, lässt er allerdings offen.

(rl)
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