Düsseldorf Intendanten-Enkelin Louisa Stroux spielt eine Terroristenjägerin

Düsseldorf · In einem Zug hätte sie das Stück gelesen, sagt Louisa Stroux. Und dabei gedacht: "Oh, das ist ja krass." Schon war der Wunsch geboren, "Am Boden" als Deutsche Erstaufführung auf die Bühne zu bringen. "Ich habe sehr darum gekämpft und nicht locker gelassen", erzählt die Schauspielerin. "Nur taten das viele andere auch, sobald sie die Übersetzung von Henning Borchert in der Hand hatten." Am Ende siegten das Düsseldorfer Schauspielhaus und Louisa Stroux. Nun fiebert sie der morgigen Premiere entgegen, der weitere Vorstellungen im Kleinen Haus folgen (13. und 31. Mai).

 Louisa Stroux ist morgen in dem Stück "Am Boden" zu erleben.

Louisa Stroux ist morgen in dem Stück "Am Boden" zu erleben.

Foto: Schaller

"Grounded", so das amerikanische Original des Dramatikers George Brant, wurde nach der Uraufführung 2012 zum Überraschungserfolg in den USA. Der furiose Monolog erhielt wichtige Literaturpreise und wird derzeit von Los Angeles bis zum New Yorker Broadway auf vielen Bühnen gespielt. Auch Melbourne, Sydney, Auckland, Tel Aviv, Kapstadt, Athen und Göteborg zeichnen in diesem Jahr das Schicksal einer Drohnenpilotin nach, deren Leben durch das Töten auf Knopfdruck aus dem Gleichgewicht gerät. "Ursprünglich steuerte sie bei wochenlangen Einsätzen einen Kampfjet in Afghanistan", erzählt Louisa Stroux. "Dann wird sie ungewollt schwanger, entscheidet sich für das Kind und muss ihren Kriegsdienst quittieren." So schnell wie möglich will die junge Frau nach der Babypause wieder fliegen: "Das ist ihre Leidenschaft, darüber definiert sie sich." Was ihr bleibt, ist ein Job am Drücker einer militärischen Kampfdrohne.

Eine unfassbare Situation: Da sitzt jemand in der Luftwaffenbasis Creech bei Las Vegas am Bildschirm, Tag für Tag. Dazu bestimmt, im 8000 Meilen entfernten Afghanistan Terroristen zu jagen - und zu töten. "Die Piloten selber entscheiden nichts", weiß Louisa Stroux, "sie sind lediglich Befehlsempfänger." Sie hat sich eingehend mit der Drohnen-Problematik beschäftigt und Erschreckendes entdeckt: "Man glaubt vielleicht, dies alles geschehe in weiter Ferne. Bis man erfährt, dass die Signale für den Einsatz von Las Vegas aus über die deutsche Basis der Amerikaner in Ramstein nach Afghanistan gesendet werden. Unser Territorium dient als wichtige Schaltstelle für das virtuelle Kriegsgeschehen."

Vor politischem Hintergrund beleuchtet George Brant eine sehr persönliche Geschichte. "Erstaunlich, wie sensibel und genau sich der Autor in die Seele einer Frau einfühlen kann, die zwischen Beruf und Familie zerrieben wird", sagt die Schauspielerin. "Sie spürt, wie ihr das reale Leben langsam entgleitet. Und wie man vermuten kann, geht das nicht gut aus."

Den aufwühlenden Showdown verrät sie nicht. Nur so viel: "Es ist ein tolles Stück und nicht durchweg tragisch. Darin stecken auch einige komische Elemente." Louisa Stroux, die Enkelin des legendären Schauspielhaus-Intendanten Karl-Heinz Stroux, gastierte voriges Jahr in "Die Gerechten" am Düsseldorfer Theater. Der kleinen Rolle folgt jetzt der anspruchsvolle Solo-Part in "Am Boden". Für die gebrochene Heldin hat sie Verständnis: "Seitdem ich selber Mutter bin, ist mir klar, wie stark ein Kind das bisherige Leben verändern kann."

(RP)
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