Düsseldorf Israelis und Palästinenser studieren Europa

Düsseldorf · Sie sind froh, dass sie sich getraut haben: Katharina Arditi (25) aus Israel und Yahzid Zahda (38) aus Palästina gehören zum ersten Jahrgang des Master-Studiengangs "European Studies" an der Heinrich-Heine-Universität. "Ich kann den Studiengang nur weiterempfehlen", sind sich die beiden einig. "Allerdings nur an weltoffene Studenten, die frei von rassistischem Denken sind", fügt Yahzid Zahda hinzu.

Ein Jahr lang haben 21 Israelis und Palästinenser gemeinsam studiert, zusammen gewohnt und die Freizeit miteinander verbracht. Gestern erhielten sie ihre Examensurkunden.

Den englischsprachigen, einjährigen Studiengang richtete die Heinrich-Heine-Universität in Kooperation mit der israelischen Hochschule IDC Herzliya und der palästinensischen Al-Quds-Universität ein. Wer in Düsseldorf studieren möchte, muss zunächst ein Vorbereitungsjahr an einer der beiden Hochschulen absolvieren. Das Studium behandelt politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche, rechtliche, geschichtliche und kulturelle Aspekte des "Regierens in der EU" und der "Integration europäischer Gesellschaften".

"Unser Ziel war es, in Düsseldorf eine Atmosphäre von gegenseitigem Respekt zu schaffen", sagt Universitätsrektor Michael Piper. Laut Arditi und Zahda ist das gelungen. "Zwar war ich von vornherein sehr aufgeschlossen — trotz der Konflikte, die zwischen Israel und Palästina bestehen", sagt Arditi, die in Deutschland als Tochter einer Israeli geboren wurde und erst mit 16 in das Heimatland der Mutter ging. "Aber viele Israelis konnten sich vorher nicht vorstellen, mit Palästinensern zusammen zu lernen und zu leben."

Zahda betont: "Es ist wichtig, nicht auf dem eigenen Standpunkt zu beharren." Ihm gefällt, dass Europa so multikulturell ist. An Deutschland mag er besonders die Strukturiertheit. "Das passt zu mir", hat er festgestellt. Deshalb bleibt er vorerst in Düsseldorf, um hier seine Doktorarbeit zu schreiben, in der er sich mit Minderheiten beschäftigen will. Arditi möchte künftig auf dem Gebiet der Menschenrechte arbeiten.

Für den kommenden Jahrgang stehen bereits 25 neue Studenten in den Startlöchern. Darunter sind diesmal nicht nur Israelis und Palästinenser, sondern auch Bulgaren und Jordanier.

(RP)
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