Düsseldorf Das Erfolgsgeheimnis des Japan-Tags
Düsseldorf · Mit 750.000 Besuchern kamen so viele Besucher wie noch nie zum Japan-Tag. Die Cosplayer-Szene beteiligt sich immer aktiver. Was steckt hinter der Faszination Japan?
Was sie eigentlich heute in die Düsseldorfer Innenstadt geführt hat, können die wenigsten genau benennen. "Irgendwie alles" bekommt man oft zu hören, wenn man fragt, was denn an Japan so interessant sei. Und vielleicht ist es genau das - irgendwie alles. Irgendwie eine Welt, die so ganz anders ist als der Alltag in Deutschland, als der langweilige Bürojob. "In Japan gibt es so vieles, das wir hier überhaupt nicht kennen. Der Lifestyle ist einfach ein völlig anderer", sagt Svenja Jähnichen. Sie und ihre Freunde leben für das Cosplay - so nennt sich das Verkleiden als Figuren aus japanischen Anime- und Manga-Serien. Nur mal eben zum Spaß einen Kimono anprobieren, das ist den Cosplayern zu wenig. Bei ihnen fließen viel Zeit, Arbeit und Geld in die ausgefeilten Kostüme.
"Für einen Tag jemand anders sein, das fasziniert mich einfach", sagt Anna Säuberlich und bringt damit endlich auf den Punkt, was wohl so viele in die Innenstadt getrieben hat. Seit fünf Jahren schon macht sie Cosplay, ihre Figur Boa Hancock aus "One Piece" wirkt nahezu perfekt. Oft werden sie und ihr Freund Niklas Kern, der erst kürzlich über Anna zum Cosplay kam, heute nach Fotos gefragt. Und natürlich sei es zum Teil auch das, so oft angesprochen zu werden, die Bewunderung, die Fotos, das einen Teil der Faszination ausmache, gibt Kern zu.
Und da ist noch so ein Gefühl, das die Menschen nicht loslässt. Die Japaner seien so freundlich, so offen, eben so ganz anders als hier. Und so sieht man bei vielen heute das Schild "Free Hugs". Kostenlose Umarmungen, ein bisschen mehr Freundlichkeit, wollen die jungen Japan-Fans verbreiten. Unweigerlich fragt man sich, ob das funktionieren kann an einem stickigen Sommertag mitten in Deutschland, wo man den Nachbarn sonst lieber flüchtig über den Gartenzaun grüßt. Doch als wollten sie es herausfordern, hat sich plötzlich eine Schlange gebildet, von der Apollo-Wiese bis fast zu den Kasematten. "216 schon", hört man eine junge Frau begeistert mitzählen, und mindestens noch einmal so viele stehen noch an, für eine Umarmung von einer Fremden, verkleidet in schrillen Farben, mit rosa Perücke und bunten Kontaktlinsen.
Hier, mitten in Deutschland, wirkt das schon fast wie nicht von dieser Welt - doch genau deshalb sind sie ja gekommen, die 750.000 Besucher des Japan-Tags.