Düsseldorf Jetzt kreischen die Kettensägen

Düsseldorf · Sturm "Ela": Nachdem die gröbsten Gefahrenstellen beseitigt wurden, stehen in den kommenden Wochen Fällungen und Kronenpflege bei mehr als 8000 Düsseldorfer Bäumen an. Baumkletterer aus ganz Deutschland sind beteiligt.

Julia Klingenhoff blickt nach oben. Dort in etwa fünf Metern Höhe arbeitet ihr Kollege Andreas Beier und lässt die Kettensäge röhren. Ein paar Sekunden, dann fällt donnernd ein Ast auf den Boden. "Wem der auf den Kopf fällt, der braucht keinen Helm mehr", sagt Klingenhoff. Und tatsächlich wirkte der Ast, als er noch oben im Baum hing, nicht besonders gefährlich.

Doch aus der Nähe sieht das schon anders aus. Klingenhoff und Beier sind Baumkletterer. Sie haben der Stadt nach dem Sturm "Ela" ihre Hilfe angeboten und sind aus Husby nach Düsseldorf gekommen, um für Ordnung zu sorgen.

Die Baumpfleger, die sich mit Seilen in die Höhe ziehen, sind Spezialisten. Man kann auch hohe Bäume mit Hebebühnen erreichen, doch wo großes Gerät nicht stehen kann - wie hier am Spee'schen Palais hinter dem Stadtmuseum, sind sie gefragt, wenn es darum geht Bäume zurechtzuschneiden. "Wichtig ist, dass man weiß, was man tut, wenn man in einer solchen Höhe arbeitet", sagt Klingenhoff. Es ist eine mühsame Arbeit, manchmal müssen die Baumpfleger große Äste in der Höhe zerkleinern und dann jedes einzelne Stück mit einem Seil herunterlassen.

Aus ganz Deutschland kommen die Baumpfleger, unter ihnen viele Kletterer, nach Düsseldorf. Auch auf Spezialisten aus dem Ausland setzt das Gartenamt, um die nach dem Sturm immer noch zerzauste Stadt wieder zurechtzustutzen. Es ist eben eine Mammutaufgabe, die von den Mitarbeitern des Gartenamtes nicht alleine bewältigt werden kann.

Nachdem in der Zeit direkt nach dem Sturm vor allem die Gefahrenbeseitigung und das Aufräumen beschäftigte, wird nun jeder einzelne Baum im öffentlichen Raum überprüft, gepflegt - und, wenn es nicht anders geht, gefällt. 1450 Bäume werden wohl noch gefällt werden müssen, schätzt das Gartenamt. Viel aufwendiger dürfte die Arbeit an den 8268 zu stutzenden Bäume werden. Derzeit sind die Baumpfleger und -dienste unterwegs, um deren Kronen durch Schnitt zu pflegen und zu sichern.

Von Fällungen besonders betroffen ist etwa die Prinz-Georg-Straße, wo 14 Bäume fallen müssen, auf der Koblenzer Straße fallen zehn der Kettensäge zum Opfer. Auf dem Niederkasseler Kirchweg, der Schanzenstraße, an den Stockumer Höfen und auch in der Sittarder Straße sind jeweils mehr als fünf Bäume einfach nicht mehr zu retten.

Derweil gehen auch immer noch die Aufräumarbeiten weiter. Zwar sind inzwischen alle 13 städtischen Friedhöfe wieder geöffnet doch etwa 60 Spielplätze im Stadtgebiet können immer noch nicht wieder betreten werden. Auch von den Parkanlagen sind einige noch komplett gesperrt, dazu zählen der Elbroichpark, Schlosspark Mickeln, Park Lantz, Spee'scher Graben und der Ostpark. Komplett zugänglich sind die Rheinparks, der Floragarten, Südpark, Hanielpark, Schlosspark Garath und die Wallanlage Kaiserswerth. Derzeit wird im Nordpark intensiv gearbeitet, um ihn verkehrssicher zu machen.

Doch es werden auch bereits an vielen Stellen Neupflanzungen vorbereitet. So sind zahlreiche Baumgruben im Stadtgebiet angelegt worden, um neuen Bäumen Platz zu bieten. Die beste Pflanzzeit ist im Herbst, wenn die Bäume ihre Blätter verloren haben - etwa ab Ende Oktober. Die Aufräumarbeiten werden aber auch dann noch nicht beendet sein.

(RP)
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