Beratung in Düsseldorf Jochen Kurrle - der Starkregen-Manager

Düsseldorf · Extreme Regenfälle bedrohen Häuser und Menschen. Jochen Kurrle berät Städte und Hausbesitzer zu dem Thema.

 Jochen Kurrle ist Starkregen-Manager bei dem Ingenieur-Dienstleistungsunternehmen Drees & Sommer.

Jochen Kurrle ist Starkregen-Manager bei dem Ingenieur-Dienstleistungsunternehmen Drees & Sommer.

Foto: D&S

Viele Düsseldorfer erinnern sich noch gut an den 20. Juli des vergangenen Sommers. Gegen 15.30 Uhr erreichte eine Unwetterfront den Westen Düsseldorfs. Die Rheinkirmes wurde aus Sicherheitsgründen geräumt. Die erwarteten starken Windböen ließen nichts anderes zu. Dann kam der Regen.

Doch kein normaler Sommerschauer, sondern ein sogenanntes Starkregenereignis. Bis zum Morgen meldete die Feuerwehr zehn Einsätze im Stadtgebiet. In Angermund, Oberkassel und Wersten knickten Bäume und Äste ab und fielen auf Straßen.

Während des Starkregens gab es zahlreiche Ampelausfälle und überflutete Straßen. In Langenfeld steckte ein Auto in einer Unterführung auf der Solinger Straße fest. In Mettmann standen Keller unter Wasser, auf den Straßen herrschte Verkehrschaos. Vielerorts drückte das Wasser durch die Toiletten nach oben und lief in Wohnungen.

Ob solche Wetterereignisse sich mehren in Folge des Klimawandels, darüber streiten sich die Gelehrten. Klar aber ist, dass die Folgen größer werden. Das sagt Jochen Kurrle. Der ist Starkregen-Manager bei Drees & Sommer, einem international tätigen Beratungsunternehmen für den Bau- und Immobiliensektor. "Denn zwei Effekte im modernen Städtebau sind problematisch, auch in Düsseldorf.

Die bauliche Verdichtung und immer mehr versiegelte Flächen in der Stadt", sagt der Ingenieur. Den plötzlich vom Himmel fallenden Fluten fehlen Sickerflächen oder sogenannte Retentionsflächen. "Sickerflächen können etwa Grünanlagen, Parks oder Gärten sein, also solche Areale, wo das viele anfallende Regenwasser von selbst versickert und nicht über das Kanalnetz abgeführt wird.

Denn das ist bei einem solchen Starkregen schnell überlastet", sagt Kurrle. Retentionsflächen kennt man in der Regel nur von hochwassergefährdeten Gebieten wie dem Rhein. Doch so etwas sei auch bei modernen Gebäuden und Plätzen eine Möglichkeit, um bei starken Regenfällen Überflutungen zu verhindern. "So kann man etwa große Plätze in Muldenform anlegen.

Dort sammelt sich dann während des Starkregens das Wassern und wird später dosiert an das Kanalnetz abgegeben, wenn dieses nach dem Regen nicht mehr überlastet ist", sagt Kurrle. Ähnlich könnten auch Flachdächer innerstädtischer Gebäude funktionieren. "Als Gründach gestaltet kann ein Flachdach eine Funktion übernehmen, die einem Schwamm gleichkommt", sagt Kurrle. Allerdings müsse die Statik auf die Zusatzbelastung ausgelegt sein.

Theoretisch bestünde auch die Möglichkeit, anstelle von Versiegelungen auf Gehwegen und Parkplätzen aus Pflastersteinen oder Teer auf Alternativen auszuweichen. So sind etwa Rasengittersteine gleichzeitig ein fester Untergrund und eine regendurchlässige Fläche. Kurrle schränkt aber ein, dass sie für Gehwege nur bedingt geeignet sind, da sie etwa für Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen nur eingeschränkt befahrbar sind.

Den Begriff des Starkregens verwenden Meteorologen erst seit dem Jahr 2010. "Wenn in einer Stunde an einem Ort mehr als 25 Millimeter Regen niedergehen, ist die Definition von Starkregen erfüllt", sagt Kurrle. Genauso spricht man von Starkregen, wenn binnen sechs Stunden mindestens 35 Millimeter Regen fallen. Das klingt nicht nach besonders viel, dabei ist aber zu beachten, das in einem durchschnittlichen ganzen Jahr in Düsseldorf nur etwa 750 Millimeter an Niederschlag herunterkommen.

Das Problem mit dem Starkregen ist ja auch nicht die Menge an sich, sondern die Menge in extrem kurzer Zeit. Denn es wurden schon als 100 Millimeter pro Stunde im Rheinland gemessen. Die Folgen sind oft katastrophal. Im vorvergangenen Jahr etwa sind in Schwäbisch Gmünd bei einem heftigen Starkregen zwei Männer ertrunken. Sie waren nahe einer vollgelaufenen Unterführung regelrecht weggespült und in die Kanalisation gezogen worden. Gefährdete Stellen bei extremen Regenfällen sind auch Abstiege zu den U-Bahnen, Keller und alle Formen von Unterführungen.

(tb)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort