Prominenter Professor Joschka Fischer hält erste Vorlesung an Heine-Uni

Düsseldorf · Europa - das ist laut Joschka Fischer (Grüne) nicht nur seine eigene große Herzensangelegenheit, Europa bestimme die Zukunft. So trat der ehemalige Außenminister gestern auch als Botschafter Europas seine Gastprofessur an der Heinrich-Heine-Universität.

 Joschka Fischer besuchte erneut die Heine-Uni, diesmal jedoch ein kleines Seminar.

Joschka Fischer besuchte erneut die Heine-Uni, diesmal jedoch ein kleines Seminar.

Foto: ddp

Im voll besetzen Audimax zeigte er sich äußerst besorgt in Hinblick auf den drohenden Staatsbankrott Griechenlands. "Wir erleben derzeit die schwerste Krise der EU und müssen mit einer europäischen Tragödie rechnen", betonte Fischer. Dabei sparte er nicht mit harscher Kritik an der Bundesregierung, der er angesichts der Krise Zögern vorwirft. Deutschland komme ihm vor wie eine Feuerwehrtruppe, die sich "wartend am Kopf kratzt, statt die Pumpen zu bedienen".

Mehr als 600 Zuhörer lauschten dem Ex-Politiker, der seit seiner Amtsniederlegung vor allem in beratenden Gremien tätig ist und bereits im Jahr 2007 als Gastprofessor an der amerikanischen Eliteuniversität Princeton Erfahrungen sammeln konnte. Für insgesamt drei öffentliche Vorlesungen und ein zweitägiges Seminar zum Thema "Europas Rolle in der Welt" wird Fischer in diesem Semester auf den Düsseldorfer Campus kommen.

Dieses Amt hat er durch die Verbundenheit zu einer anderen namhaften Politikerpersönlichkeit angetreten: Der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland und derzeitiges Mitglied des Hochschulrates der Heine-Uni, Avi Primor, stellte den Kontakt zu Fischer her. Auch Uni-Rektor Michael Piper zeigt sich erfreut über den neuen Gastprofessor: "Wir sind sehr gespannt auf seine tiefgründige Einschätzung der Weltpolitik."

Diese fiel bei der gestrigen Antrittsrede jedoch sehr düster aus. Laut Fischer würde ein griechischer Staatsbankrott eine ähnliche Kettenreaktion auslösen wie die Pleite der US-Investmentbank Lehmann Brothers, die im September 2008 die weltweite Finanzkrise verursacht hatte. Fischer Schlussappell: "Wir muss lernen, Europa nicht nur zu konsumieren, sondern darin auch zu investieren."

(RP)
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