Düsseldorf Jüdisches Gymnasium auf der Zielgeraden

Düsseldorf · Die Schule soll im Sommer ihren Betrieb aufnehmen, zunächst in einem provisorischen Gebäude. Sie wird das einzige jüdische Gymnasium in NRW sein und ist für alle offen. Der Unterricht beginnt um 8.30 Uhr, Klassen mit bis zu 27 Kindern sind geplant.

 Michael Szentei-Heise, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde, vor dem Gebäude an der Theodorstraße, wo das jüdische Gymnasium startet.

Michael Szentei-Heise, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde, vor dem Gebäude an der Theodorstraße, wo das jüdische Gymnasium startet.

Foto: Schaller,Bernd

Den 24. August 2016 hat sich Michael Szentei-Heise vorgemerkt: Dann fährt der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde zur Theodorstraße in Rath, wo das einzige jüdische Gymnasium in NRW seinen Dienst aufnimmt. Das bislang einzige Gymnasium dieser Art in Deutschland gibt es mit dem Moses-Mendelssohn-Gymnasium in Berlin. 450 Schüler gibt es dort, die Klassenstärke liegt bei nur 24 Schülern, was fürs Lernen geradezu paradiesische Zustände bedeutet. In Düsseldorf sollen es 23 bis 27 Schüler sein, an den übrigen Gymnasien sind es mehr als 30.

An der Theodorstraße geht es zunächst um ein Provisorium. Für die ersten beiden Jahrgänge werden acht Klassen- und Nebenräume in einer leerstehenden Büroimmobilie hergerichtet, hinzu kommen Physik- und Musikraum. Bis Mitte 2018 entsteht parallel am aufgegebenen Schulstandort Borbecker Straße, der heute für die Flüchtlingsunterbringung genutzt wird, ein komplett neues vierzügiges Gymnasium. Die Kosten liegen bei 25 Millionen Euro, der Stadtrat soll in seiner Februar-Sitzung entscheiden.

Provisorium wie Neubau genügen laut Szentei-Heise höchsten Ansprüchen. Alle Schüler werden mit iPads versorgt, alle Klassenräume haben Whiteboards, in der Mensa gibt es täglich frisch zubereitetes koscheres Essen. Der Unterricht beginnt um 8.30 Uhr, die Stunden dauern 60 Minuten, so will man dem Bio-Rhythmus der Kinder entgegenkommen und die Lerneffektivität erhöhen.

Schuldezernent Burkhard Hintzsche sieht in dem Gymnasium "eine Bereicherung für die Stadt". Düsseldorf habe mit 7000 Mitgliedern hinter Berlin (13.500) und München (8000) die drittgrößte jüdische Gemeinde in Deutschland, zudem passe es in die Gesamtkonzeption der Gemeinde, die damit ihr Angebot komplettiere. Dass es neben dem naturwissenschaftlichen Mint-Schwerpunkt im Süden nun einen im Norden geben soll, begrüßt Hintzsche besonders. Die Gemeinde wächst zudem weiter. Sie hat mit 185 Kindern in acht Gruppen die größte Kita in Düsseldorf, drei weitere Gruppen sind in Planung.

Von der zweizügigen Grundschule erhalten 90 bis 95 Prozent der Kinder die Gymnasialempfehlung, zunächst belegen sie pro Jahr rund 40 der maximal 108 Plätze. Wenn die Grundschule pro Jahrgang eine dritte Klasse erhält, kann sich diese Zahl erhöhen. Auf jeden Fall steht fest: "Auf das jüdische Gymnasium können auch andere Düsseldorfer Kinder gehen, egal welcher Konfession", sagt Szentei-Heise.

Bis Klasse acht werden die Schüler mit Bussen zur Schule gebracht. Jedermann müsse durch Schleusen, es gibt einen Sicherheitsdienst. "Das sind Väter, die ihre Kinder bei uns auf der Schule haben", sagt Szentei-Heise. Amokläufe, wie es sie an anderen Schulen gegeben habe, seien am jüdischen Gymnasium praktisch ausgeschlossen.

(ujr)
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