Düsseldorf Jugendliche helfen Flüchtlingskindern

Düsseldorf · Bei einem Projekt der Diakonie bekommen rund 90 Schüler, die erst seit kurzem in Deutschland leben, Nachhilfe von gleichaltrigen Jugendlichen. Sie helfen ihnen durch den Austausch und Sprachunterricht, hier heimisch zu werden.

 Architektur-Studentin Hoang Truc Phuong Le (2.v.l.) gibt Boshra (v.l.), Mohammad und Ismail Nachhilfe, damit sie in der Schule mithalten können.

Architektur-Studentin Hoang Truc Phuong Le (2.v.l.) gibt Boshra (v.l.), Mohammad und Ismail Nachhilfe, damit sie in der Schule mithalten können.

Foto: orthen

Es gibt tatsächlich Schüler, die Nachhilfeunterricht lustig finden und sich darauf freuen. Die 15-jährige Boshra ist eine von ihnen. Sie fragt ihre Nachhilfelehrerin Hoang Truc Phuong Le regelmäßig nach Hausaufgaben, bevor diese sich überhaupt welche überlegen kann.

Boshra, die mit ihrer Familie aus Syrien geflüchtet ist, erhält gemeinsam mit ihrem Bruder Mohammad Förderunterricht im Rahmen eines Projekts der Diakonie und der Rotary Clubs Düsseldorf. Eigentlich ist das Nachhilfe-Angebot nur für Schüler des Lessing-Gymnasiums und des Albrecht-Dürer-Berufskollegs gedacht, aber im Fall der beiden Geschwister hat die Diakonie eine Ausnahme gemacht.

"Ich war mit meiner Mutter in der Bibliothek und dort haben wir gesehen, wie Hoang ihrem Nachhilfeschüler Ismail geholfen hat. Wir haben sie daraufhin angesprochen und sie hat uns von dem Projekt erzählt", erinnert sich Boshra, die die Joseph-Beuys-Gesamtschule besucht. Seit der Begegnung im Juni ist die Syrerin ebenfalls Les Schülerin. "Die beiden Geschwister sind in ihrer Heimat richtig gut gewesen in Mathe. Hier in Deutschland hapert es noch ein bisschen an der Sprache, da sie zum Beispiel die Aufgabenstellung nicht ganz verstehen können", sagt Le. Die 23-jährige Architektur-Studentin übt deshalb wöchentlich mit den Geschwistern in der Bibliothek am Hauptbahnhof und hilft ihnen, so dass sie in der Schule mithalten können. Für sie ist die Teilnahme an dem Projekt eine Herzensangelegenheit. "In Zeiten von Hass ist es wichtig, zu zeigen, dass die Jugend Hoffnung bringt und sich engagieren will", sagt sie.

Zu ihren Schülern hat Le ein sehr gutes, freundschaftliches Verhältnis. Mit dem 19-jährigen Ismail, der vor zwei Jahren aus Somalia nach Deutschland gekommen ist, verabredet sie sich oft zum Essen. "Die deutsche Sprache kann man jederzeit verbessern. Und außerdem bringen meine Schüler mir auch sehr viel über ihre eigene Kultur bei", sagt Le. Von Ismail hat sie schon einige somalische Redensarten gelernt, während Boshra und Mohammad ihr den Fastenmonat Ramadan erklärt haben.

"Das Besondere an dem Nachhilfe-Projekt ist der Austausch zwischen den jungen Leuten", findet auch Elisabeth Slama vom Jugendmigrationsdienst der Diakonie. Außerdem fördere das Angebot den Austausch zwischen Gleichaltrigen. Rund 90 Schüler erhalten momentan im Rahmen des Projekts Nachhilfe von etwa 60 Schülern und Studenten. Die Jugendlichen wurden vom Projekt-Initiator Rotary Club Düsseldorf-Schlossturm angeworben. "Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Menschen zu helfen, in der Stadt eine Heimat zu finden. Dazu gehört in erster Linie auch, die Sprache zu lernen", sagt Margit Jandali vom RC Düsseldorf-Schlossturm.

Dass man es beruflich nicht weit schafft, wenn man nicht die Landessprache beherrscht, weiß auch Ismail. Der Schüler des Albrecht-Dürer-Berufskollegs lernt deshalb jede Woche anderthalb Stunden mit Le, um seine Sprachkenntnisse zu verbessern. Er träumt von einer Ausbildung. Einen Praktikumsplatz in einer Kfz-Werkstatt hat er schon sicher. Auch Boshra wünscht sich eine gute berufliche Perspektive. Die 15-Jährige würde am liebsten Abitur machen und danach Medizin studieren. Ihre Chancen stehen laut Nachhilfelehrerin Le bisher nicht schlecht. "Sie ist wirklich sehr fleißig und macht immer ihre Hausaufgaben. Oft kann sie unsere Stunde gar nicht abwarten, so sehr ist sie bei der Sache", sagt die Studentin stolz.

(RP)
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