Düsseldorf Jugendliche können nur mit Luther fliehen

Düsseldorf · Eine Stunde Zeit, ein verschlossener Raum, viele Rätsel: Am Rheinufer hat ein "Escape Room" zum Thema Luther eröffnet. Raus darf nur, wer Fragen zum Reformator und zu seiner Epoche richtig beantwortet.

 Martina Hopster, Udo Heinzen und Christian Stelljes (v.r.) im neu eingerichteten Luther-Escape-Room.

Martina Hopster, Udo Heinzen und Christian Stelljes (v.r.) im neu eingerichteten Luther-Escape-Room.

Foto: Anne Orthen

Die Tür macht ein letztes dumpfes Geräusch, dann ist man eingesperrt und findet sich zwischen alten Möbeln in einem Raum wieder, der Luthers Arbeitsstube auf der Wartburg nachempfunden ist. In das Original war der Reformator 1521 von seinem eigenen Kurfürsten entführt worden, um ihn in Sicherheit zu bringen: Luther hatte mit seinen 95 Thesen die Reformation eingeläutet und lebte zur Sicherheit auf der Burg in Schutzhaft unter falschem Namen.

Knappe 500 Jahre später können Jugendliche der Geschichte Luthers in einem sogenannten Escape-Room am Rheinufer nachgehen. Sechzig Minuten haben die jungen Besucher Zeit, um im Team Indizien zu finden, Rätsel zu lösen und Hinweise zu kombinieren, bis sie schließlich die Lösung gefunden haben, um Luther spielerisch aus der Gefangenschaft zu befreien. "Wir wollten eine spektakuläre und zeitgemäße Aktion im Reformationsjahr anbieten", sagt Udo Heinzen von der Evangelischen Jugend Düsseldorf. Er plante das ökumenische Projekt mit Christian Stelljes und Martina Hopster vom katholischen jugendpastoralen Zentrum "Die Botschaft".

Was ein wenig an die altbekannte Schnitzeljagd erinnert, ist unter jungen Menschen unter dem Schlagwort "Escape Room" bekannt. Das Grundprinzip ist immer gleich: Ein Team wird in einen Raum eingeschlossen und muss unter Zeitdruck den Weg nach draußen finden. Dafür muss es selbstständig nach Hinweisen suchen.

Besonders wichtig ist während der Stunde in Gefangenschaft die Teamarbeit: "Alleine wäre das Spiel sehr schnell frustrierend", meint Hopster. Nur wenn alle aus dem Team ihre Stärken und Ideen einbringen, kann die Gruppe gewinnen. "Es gibt anfangs keinen konkreten Hinweis, der dem Team angibt, wonach es suchen muss", erklärt Stelljes. "Die Spieler fangen an, indem sie den Raum selbstständig nach Hinweisen durchsuchen." Jeder Gegenstand könnte dabei von Bedeutung sein: die alten Lampen, die Bilder auf der Kommode oder die Schubladen des Schranks. "Natürlich sind auch Ablenkungen im Raum, die das Team nicht weiter bringen", erklärt Heinzen. Wer aber die wichtigen Hinweise erkennt und richtig deutet, kommt dem Geheimnis des Raumes näher. Kleine mathematische Aufgaben, Knobel-Fragen und UV-Licht-Rätsel warten darauf, von den Spielern gelöst zu werden. Von Rätsel zu Rätsel arbeiten sich die Gruppen auf diese Weise durch den Raum. "Um die Aufgaben zu lösen, muss man kein Luther-Experte sein", betont Hopster. "Man lernt etwas und nähert sich dem Thema spielerisch".

Der Container, in dem der Raum aufgebaut ist, steht am Mannesmannufer gegenüber von "Kunst im Tunnel". "Für den prominenten Platz sind wir der Stadt sehr dankbar", sagt Heinzen. Das Angebot sei für Jugendgruppen gedacht und für diese kostenlos. Sollten die Spieler einmal nicht weiterkommen, können sie um Hilfe bitten.

Nach einer Stunde sind die Spieler wieder frei. Luther musste zehn Monate auf der Wartburg bleiben. Er löste in dieser Zeit allerdings keine Rätsel, sondern übersetzte das Neue Testament ins Deutsche.

(RP)
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