Serie Düsseldorfer Erfinder Junge Forscher planen die Zukunft

Düsseldorf · Wie lässt sich der perfekte Ort finden? Und wie kann man Bio-Müll wieder in Rohstoffe verwandeln? Antworten aus dem Life-Science-Center.

 Jan Schulte (v.l.), Artjom Pusch und Mark Eibes von "plasmap" habe eine Methose entwickelt, den perfekten Ort zu finden.

Jan Schulte (v.l.), Artjom Pusch und Mark Eibes von "plasmap" habe eine Methose entwickelt, den perfekten Ort zu finden.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Der Start ist schon mal geglückt: Drei junge Uni-Absolventen gründen ein Unternehmen und nennen es "plasmap." Sie haben eine viel versprechende Idee, technisches Knowhow und eine kräftige Portion Optimismus - aber Sie sind noch davon entfernt, den ersten Euro Gewinn zu verbuchen. Zu diesem Zeitpunkt erfahren Sie, dass sie beim Gründerwettbewerb des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zu den Gewinnern des Innovationspreises 2015 zählen. Ihre Erfindung? Sie haben eine Methode entwickelt, den perfekten Ort zu finden. Es sind eben nicht immer die großen Innovationen, die den Alltag erleichtern.

Der perfekte Ort? "Stellen Sie sich vor, Sie kommen in eine neue Stadt und suchen eine Wohnung. Sie kennen sich nicht aus, wissen nicht, in welchen Stadtteilen Sie das finden, was für Sie wichtig ist: U-Bahn-Station, Supermarkt, Kita, ein Park für den Spaziergang mit dem Hund", der Software-Entwickler Jan Schulte beschreibt eine typische Aufgabe, die "plasmap" durch ein paar Mausklicks löst. Gemeinsam mit seinen beiden Partnern, dem Wirtschafts-Ingenieur Artjom Pusch und dem Software-Entwickler Mark Eibes hat er eine Technologie entwickelt, die Orte sucht, analysiert und vergleicht - nach individuellen Wünschen.

Diese Methode funktioniert nicht nur bei der Wohnungssuche. Durch "plasmap" lassen sich auch in Ferienorten Hotels finden, ohne sich auf schwammige Beschreibungen wie "strandnah" verlassen zu müssen. Stattdessen eine exakte Beschreibung der Umgebung, der Entfernung zum Meer und zum nächsten Golfplatz. Die Anwendungsmöglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. "Jemand will ein italienisches Restaurant eröffnen, für den ist es wichtig zu erfahren, ob es Parkplätze in der Nähe gibt, der möchte vielleicht andere Restaurants in der Nachbarschaft haben, aber nicht noch einen Italiener", ergänzt Mark Eibes.

Damit hat das Unternehmer-Trio auch schon seine künftige Kunden skizziert: Die Betreiber von Immobilien- und Tourismus-Plattformen im Internet. Auch die Stadt Düsseldorf könnte mit ihrer Tourismusseite zu den Pilotkunden zählen. Auf der würde dann ein Business-Reisender erfahren, wo er wohnen sollte, um morgens auf kurzen Wegen die Messe und abends die Oper zu erreichen. In drei Jahren soll "plasmap" rentabel sein, das ehrgeizige Ziel lautet: eines Tages die Standard-Technologie für Standortsuche zu bieten. Artjom Pusch: "Wir können praktisch Millionen Daten verarbeiten."

Während sich "plasmap" noch in der Anfangsphase befindet, ist ein Gründerteam im Nachbargebäude des Technologiezentrums ein paar Meilenschritte weiter: Soeben hat Ruth Maas, Geschäftsführerin von Autodisplay Biotech einen Vertrag unterschrieben, der ein transkontinentales Geschäft besiegelt und ihr Unternehmen in den nächsten Jahren beschäftigen wird. Gleichzeitig soll das Projekt dabei hilfreich sein, ein gravierendes Umweltproblem in den Griff zu bekommen. Klingt nach einem großen Deal.

Aber der Reihe nach: Das Düsseldorfer Unternehmen, 2010 von einem Forscher-Trio gegründet, hat ein Verfahren entwickelt und patentiert, mit dem Proteine (Enzyme) hergestellt werden. Die werden überall in der Industrie gebraucht. Bessere Enzyme sorgen in Waschmitteln dafür, dass sich Flecken auch bei niedrigen Temperaturen lösen. Gleichzeitig ermöglichen sie die Identifizierung neuer Wirkstoffe für die Arzneimittel- und Kosmetikproduktion. Das Team arbeitet mit Bakterien, die in ihrem Inneren Proteine produzieren. "Durch das von uns entwickelte biotechnologische Verfahren bringen wir die Zelle dazu, die Enzyme auf die Außenfläche des Bakteriums zu transportieren", so Ruth Maas. Dadurch müssen sie nicht aufwendig aus dem Inneren herausgeholt werden. Deshalb sei die Methode "einfach, schnell, kostengünstig."

Bisher hat das junge Unternehmen vor allem im Auftrag von anderen geforscht, jetzt wird Autodisplay einen neuen Weg gehen, und der führt ans andere Ende der Welt - nach Malaysia. Die dortige Palmölproduktion hat ein riesiges Entsorgungsproblem: Nur die Früchte werden geerntet, der Rest ist Bio-Abfall. Millionen Tonnen pro Jahr. Mit einem Palmöl-Produzenten wurde nun soeben ein Vertrag unterzeichnet: Das Düsseldorfer Unternehmen liefert ihm die Technik dazu, mithilfe von Enzymen diese pflanzlichen Abfallstoffe in Zuckermoleküle zu verwandeln, auf deren Basis wieder neue Rohstoffe gewonnen werden können.

Das Erfinder-Team sieht für sein Verfahren eine viel versprechende Zukunft. Einsetzbar seien die Enzyme auch, um die Biokraftstoffe der Zukunft herzustellen. Ruth Maas: "Da können wir uns auch vorstellen, mittelfristig eigene Produkte herzustellen und zu vertreiben."

(RP)
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