Düsseldorf Junge Schüler spielen "Ronja Räubertochter"

Düsseldorf · Bei dem Stück von Astrid Lindgren stehen keine professionellen Schauspieler, sondern Kinder auf der Bühne.

 Falk, Helin und Emma (v.l.) haben ihr Können schon in Duisburg gezeigt. Jetzt sind sie im Bachsaal der Johanneskirche aufgetreten.

Falk, Helin und Emma (v.l.) haben ihr Können schon in Duisburg gezeigt. Jetzt sind sie im Bachsaal der Johanneskirche aufgetreten.

Foto: Anne Orthen

Ein bisschen wie Romeo und Julia ist das moderne Märchen von Astrid Lindgren. Nur eben nicht tragisch, sondern frech und lustig, nicht würdig und erwachsen, sondern verspielt und auch ein bisschen naiv. Der Stoff um "Ronja Räubertochter" und ihren besten Freund Birk fand mit der Inszenierung als erklärtes Familienstück von Jörn Arnecke schon im Februar Einzug in die Oper am Rhein. Inspiriert von der großen Oper haben 80 Düsseldorfer und Duisburger Schüler ein halbes Jahr lang in Tanz-, Bühnen- und Kompositionswerkstätten selbst eine Aufführung kreiert: die "Collagen zu Ronja Räubertochter". Uraufführung war in Duisburg, jetzt spielten die kleinen Theatermacher erstmals im Bachsaal der Düsseldorfer Johanniskirche.

Groß verkleiden müsste der achtjährige Falk Reinecke sich eigentlich gar nicht mehr: Die wuscheligen Haare lassen ihn auch so räuberhaft aussehen. Als Räubersohn Birk Borkasohn tanzt er an der Seite der neunjährigen Ronja alias Helin-Asya Strauß. "Birk ist irgendwie schon wie ich, ein bisschen frech und albern", findet Falk. Das Rampenlicht ist für den Drittklässler der St.-Apollinaris-Schule nicht neu: Für ein Video des Liedermachers Volker Rosin stand er schon mal vor der Kamera. "Ich spiele auch Klavier und tanze gerne", sagt Falk.

Auch Helin ist die Bühne nicht fremd, spielte sie doch schon in einer Hip-Hop-Aufführung des Tanzhauses NRW mit. Ihre Lieblingsstelle in der Aufführung? "Wenn Birk gefangen genommen wird!" Für diejenigen, die die Geschichte nicht kennen: Die beiden Freunde Ronja Mattissohn und Birk Borkassohn gehören rivalisierenden Banden an, weshalb die Mattis-Bande den verfeindeten Häuptlingssohn Birk kidnappt. Aus Trotz läuft Ronja den Borka-Räubern in die Arme. Fast schon routiniert sei die Aufführung der "Collagen" in Duisburg abgelaufen, bis auf ein paar Kleinigkeiten. "Die Tänzer neben mir haben immer ihre Plätze vertauscht", beschwert sich Mattis-Räuberin Emma Sauder, die schon im Kindergarten bei kleineren Stücken erste Bühnenluft schnupperte.

"Das macht den Charme aus, keiner erwartet von den Kindern, dass sie funktionieren wie die Profis", sagt Anna-Mareike Vohn von der "Jungen Oper am Rhein". Zusammen mit dem Duisburger Theater lud sie 80 Kinder zu regelmäßigen Workshops ein, die teilweise in Duisburg und teilweise in der Oper oder der Johanniskirche stattfanden. Dabei sollten die acht- bis 14-jährigen Schüler hinter die Kulissen einer Opern- oder Theaterproduktion schauen und sich auch selbst mit ihren Ideen in die Choreographie, die Kostüme und das Bühnenbild einbringen.

"Die Workshops waren ein Begleitprogramm der großen Opernaufführung", erklärt Vohn. "Die Kinder sollten dabei selbst kreativ werden. Es ging nicht darum, dass am Ende alles nach Plan läuft." Die Aufführung bildete eine Szenencollage, in der Textstellen aus "Ronja Räubertochter" passende Tanz- und Musikeinlagen einrahmten. Bei den Leseparts lümmelten die jungen Schauspieler auf einem Kissenberg herum, während sie mit Taschenlampen geheimnisvolle Atmosphäre wie beim nächtlichen Lesen unter der Bettdecke verbreiteten. Lindgrens fast 35 Jahre alte Geschichte hat laut Vohn nichts an Aktualität verloren: "Es geht um Bandenkrieg, Freundschaft und Zusammenhalt. Das ist immer frisch."

(RP)
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