Heinrich-Heine-Gesamtschule in Düsseldorf Jungen Flüchtlinge reisen im Schattentheater durch die Republik

Düsseldorf · Über 7000 Flüchtlinge leben in Düsseldorf. Ein Drittel davon ist minderjährig. Um Sprach-Barrieren zu überwinden, fand an der Heinrich-Heine-Gesamtschule in Düsseldorf-Mörsenbroich nun ein Theaterprojekt mit den Schülern der internationalen Klassen statt.

Wie sieht Deutschland eigentlich aus? Und welche Vorstellung haben wir von den Bräuchen in unserer neuen Heimat? Diese und viele weitere Fragen stellten sich in den vergangenen drei Wochen Kinder und Jugendliche aus Flüchtlings- und Migrantenfamilien, die an der Heinrich-Heine-Gesamtschule drei Internationale Klassen besuchen.

Gemeinsam mit dem Theaterpädagogen Tobias Reichelt (47) erarbeiteten 51 Schüler im Alter von zehn bis 16 Jahren unter dem Titel "Reise durch die Bundesrepublik Deutschland" ein Schattentheaterstück, das sie vergangenen Freitag in der Aula der Schule aufführten.

Für viele der Darsteller war Theater ganz neu

Finanziert durch das Landesprogramm "Kultur und Schule", näherten sich die Schüler aus Afghanistan, Brasilien, Polen, Syrien, der Ukraine und dem Irak in Kleingruppen nicht nur der Darstellung berühmter Sehenswürdigkeiten, sondern auch der szenischen Inszenierung kleiner Episoden, in denen sie sich mit ihren Vorstellungen des Landes auseinandersetzten.

Doch nicht nur ihr neues Heimatland, auch das Medium Theater war vielen der Schüler neu: "Gerade das Schattentheater ist ein sehr gutes Anfängermedium, weil man nicht wirklich auftritt", erklärt Reichelt. Verborgen hinter einer Leinwand, wird für das Publikum lediglich der Schatten eines Schauspielers sichtbar.

Zudem konnten die Schüler frei wählen, ob sie Sprache verwenden, oder rein pantomimisch zu Musik agieren wollen, um dem Publikum ihre Ideen zu präsentieren. Die waren mitunter geprägt von Attributen wie Pünktlichkeit und Sauberkeit, aber auch von der Vorstellung, dass Deutsche sehr gerne Fußball spielen, Bier trinken, Rauchen und Unmengen von Kartoffeln essen.

Vorurteile abbauen, Zusammenarbeit lernen

"Natürlich waren die Vorstellungen oft von Vorurteilen geprägt", erklärt Corinna Rösler, die eine der drei Internationalen Klassen vornehmlich in Deutsch unterrichtet. Dennoch: Beim Erarbeiten der Inhalte des Stücks konnten die Schüler Vorurteile revidieren und neue Perspektiven einnehmen.

Auch die Arbeit in geschlechterübergreifenden Kleingruppen war für viele der Schüler neu. "Es entstand so eine völlig neue Lernsituation", erklärt die Lehrerin. Demokratisch mussten die Schüler schließlich die Inhalte des rund 30-minütigen Stücks, das vor allem Mitschülern und Eltern vorgeführt wurde, definieren und zusammenstellen.

Neben den Sprachkenntnissen sollte das Theaterprojekt auch die Auseinandersetzung mit der komplexen deutschen Kultur fördern. "Auch wenn es schwer ist, die Sprache zu erlernen, so macht es mir doch sehr viel Spaß", sagt der 16-jährige Mohammed Sabaawi. "Wenn man gut Deutsch spricht, dann erhält man eine völlig neue Perspektive dieses Landes", sagt der aus dem Irak geflohene Schüler, der seit nunmehr neun Monaten in Deutschland lebt.

(RP)
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