Düsseldorf Jungunternehmer mit 74 Jahren

Düsseldorf · Manfred Schlote hat im Ruhestand ein Patent angemeldet und einen Onlineshop eingerichtet. Mit seiner Frau vertreibt er über das Internet ein Produkt gegen Hämorrhoiden.

 Manfred Schlote war früher Geschäftsführer einer Werbeagentur. Jetzt vertreibt er Hygiene-Röllchen über das Internet.

Manfred Schlote war früher Geschäftsführer einer Werbeagentur. Jetzt vertreibt er Hygiene-Röllchen über das Internet.

Foto: Anne Orthen

Erfindergeist kennt keine Altersgrenze. Manfred Schlote ist 74 Jahre alt und Jungunternehmer. Er hat in den letzten Jahren viel Zeit und Energie darauf verwendet, ein neues Produkt zu entwickeln, ein Patent anzumelden und einen Online-Shop zu eröffnen. Den führt nun seine Ehefrau Donna (73). Ihr gemeinsames Ziel: Sie wollen ein Tabu brechen.

"Über Hämorrhoiden spricht man nicht, aber viele leiden darunter." Manfred Schlote zitiert Statistiken, wonach im Jahr drei bis vier Millionen Menschen in Deutschland an vergrößerten Hämorrhoiden erkranken. Er selbst gehörte lange dazu, hat viele Jahre Zäpfchen genommen und Salben. "Das Übliche eben", nur wirklich geholfen habe ihm nichts. Die ständigen Schmerzen, der Juckreiz vergällten ihm sogar seine große Leidenschaft: das Reiten. Aber Manfred Schlote, früher Geschäftsführer einer Werbeagentur, wollte sich damit nicht abfinden, er begann im Internet zu recherchieren, besorgte sich Fachliteratur, sprach mit Ärzten.

Dabei lernte er zunächst mal, über das Thema ohne Scheu zu sprechen und das Problem präzise zu erläutern. "Hämorrhoiden haben die Aufgabe, den After abzudichten." Die Blutgefäße in diesem Gewebepolster könnten allerdings ausleiern, so dass sich das Polster vergrößert und das Gewebe knotig wird. "Dadurch ist der Feinabschluss des Darmausgangs nicht mehr gewährleistet. So können Keime und Bakterien austreten und sich mit Schweiß und Wärme in der Po-Falte vermehren und Entzündungen auslösen." Die Folge seien Juckreiz und brennender Schmerz.

Manfred Schlote wurde bei seinen Gesprächen mit Medizinern klar: "Es scheint da eine Versorgungslücke in der Hygiene zu geben." Unterstützt von dem Chemiker Klaus Meier, Professor an der Uni Reutlingen, entwickelte er ein Produkt, das die Pofalte buchstäblich trocken legt, also Keimen und Bakterien den Nährboden entzieht: Hygiene-Röllchen, weiß und weich, gefüllt mit einem saugfähigen Baumwollkern, umflochten mit einer Gaze, die mit Silberionen und Haut pflegendem Aloe Vera angereichert ist. "Das Röllchen wird rutschfest in der Pofalte getragen, nimmt Sekret auf, die Silberionen wirken außerdem gegen Bakterien."

Im Jahr 2009 wurde ihm ein Patent auf seine Erfindung erteilt. Danach fand er ein Unternehmen auf der Schwäbischen Alb, das die Hygiene-Röllchen herstellt. Nun stand der Gründung seiner Online-Vertriebsfirma "Hämorrhfried" nichts mehr im Wege. Zu seinen Kunden zählen heute viele Apotheken, außerdem bietet er sein Produkt im Direktversand an. "Viele unserer Stammkunden ziehen es vor, anonym im Internet zu bestellen." Vor allem Männer hätten oft ein Problem, über das Thema zu sprechen.

Mittlerweile haben etliche Ärzte, Heilpraktiker und Altenpflegeeinrichtungen die verblüffende Wirkung der Röllchen bestätigt, oft sei der quälende Juckreiz ihrer Patienten schon nach wenigen Tagen verschwunden. Erfahrungen, die Manfred Schlote bestätigt. Denn seine Erfindung setzte auch eine ganz persönliche Erfolgsstory in Gang, die direkt in den Pferdestall führt: "Ich bin seit Jahren frei von Beschwerden - und kann wieder reiten." Wenn ihm seine Geschäftsgründung die Zeit dazu lässt.

(RP)
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