Seniorin in Düsseldorf überfallen Justiz weist Kritik im Missbrauchsfall zurück

Düsseldorf · Der junge Mann, der eine 90-Jährige in der Düsseldorfer Altstadt überfallen hat, hatte zuvor bereits eine Freiheitsstrafe verbüßt. Der 19-Jährige war für einen Raub zu einem vierwöchigen Jugendarrest verurteilt worden.

 Tatort Lambertusstraße: Hier wurde die Seniorin angegriffen.

Tatort Lambertusstraße: Hier wurde die Seniorin angegriffen.

Foto: Andreas Bretz

Der 19-Jährige, den die Polizei am Wochenende als den Mann identifiziert hat, der am 2. Oktober eine Seniorin in der Altstadt sexuell missbrauchte, war nicht ohne Grund auf freiem Fuß: Nach einem Raub im Mai sei er am 3. August rechtskräftig zu einem vierwöchigen Jugendarrest verurteilt worden, erklärte am Montag Staatsanwalt Ralf Herrenbrück. Diese Strafe sei mit mehr als zwei Monaten Untersuchungshaft bereits verbüßt gewesen, so dass der Verurteilte freigelassen wurde.

Das Strafmaß sei für ein solches Raubdelikt durchaus üblich, so Herrenbrück. Zum einen sei der Beschuldigte bis dahin nie aktenkundig gewesen, die Tat zudem eine, die heutzutage als jugendtypisch gilt: Beim sogenannten Abziehen sei den jungen Tätern oft nicht einmal bewusst, dass es sich um Raub handelt.

Der aus Marokko stammende Spanier hatte im Mai in der Altstadt erst den Champions-League-Sieg seines Vereins gefeiert, dann auf der Josef-Wimmer-Gasse einen 17-Jährigen mit einem Faustschlag dazu genötigt, Geld und Handy herauszugeben; 15 Euro und zwei Mobiltelefone hatte er erbeutet und der Jugendrichter den noch 18-Jährigen wegen räuberischer Erpressung verurteilt. Dass die erbeuten Handys seinem Opfer nicht gehörten, sondern ihren rechtmäßigen Besitzern bereits zuvor gestohlen worden waren, blieb im Urteil eine Randnotiz. Ende September sei aber ein weiteres Verfahren bei der Staatsanwaltschaft eingegangen, in dem es um einfachen Diebstahl geht. Weitere Straftaten des nunmehr mutmaßlichen Vergewaltigers seien der Staatsanwaltschaft nicht bekannt.

Der sexuelle Missbrauch einer 90-Jährigen, die an jenem Sonntagvormittag auf dem Heimweg aus der Kirche war, hat große Empörung ausgelöst, und als am Wochenende bekanntwurde, dass der wohnungslose Verdächtige erst im August aus der U-Haft entlassen wurde, hatten Politiker scharfe Kritik an der Justiz geübt und ihr Nachlässigkeit im Umgang mit gefährlichen Straftätern vorgeworfen.

Auch die Debatte über die Sicherheit in der Altstadt ist wieder entbrannt, nächste Woche kommt das Thema Beleuchtung erneut auf die Tagesordnung im Ordnungs- und Verkehrsausschuss. Anwohner und Polizei hatten sich bereits nach Silvester für mehr Licht in der Altstadt ausgesprochen.

(RP)
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