Düsseldorf Jux und Dollerei beim Tonnenrennen

Düsseldorf · Seit 128 Jahren gibt es am Karnevalssonntag den Straßenkarneval mit Umzug und Tonnenrennen. Der alte urige Spaß, den 1887 gestandene Bauern ausheckten, hat wiederum Tausende nach Niederkassel gezogen. Premiere für OB Geisel.

 Tonnenbauer Thomas Damm (li.) hetzt mit Prinz Christian über die Strecke: der Bauer in derben Klotschen, der Prinz in hellen Socken. Trotzdem hat der Bauer leicht die Nase vorn.

Tonnenbauer Thomas Damm (li.) hetzt mit Prinz Christian über die Strecke: der Bauer in derben Klotschen, der Prinz in hellen Socken. Trotzdem hat der Bauer leicht die Nase vorn.

Foto: Andreas Endermann

Sie konnten es kaum erwarten. Denn bevor auch nur die Spitze des närrischen Umzugs von der schwankenden Tribüne (ausrangierter Rübenwagen) der Ehrengäste aus zu sehen war, schunkelten sich Prinz Christian und Venetia Claudia schon mal in Stimmung. "Meine Heimat, meine, Familie, mein Verein", erklärte Venetia Claudia ihren frühen Auftritt, während ihr Prinz schon mal zur Probe die Strecke testete - natürlich in Klotsche, wie es sich gehört.

 Überall Zwerge in roten Zipfelmützen. Ihr Mottowagen war dem Orkan gewidmet: "Er hat uns weggepustet, aber wir können wieder lachen."

Überall Zwerge in roten Zipfelmützen. Ihr Mottowagen war dem Orkan gewidmet: "Er hat uns weggepustet, aber wir können wieder lachen."

Foto: Endermann, Andreas (end)

Doch Geduld war gefragt, denn die Kinder eröffneten nach dem Umzug das Tonnenrennen. Kinderbauer Louis trat gegen seine Bäuerin Flavia an, die tapfer in derben Holzschuhen über die Strecke lief, während Louis sie fix abgestreift hatte und in Socken leichtfüßig an die Spitze hechtete. "Er hat gefuscht", schrie Moderator Werner Hausen von der Tribüne aus ins Narrenvolk.

Sie haben das Tonnenrennen verpasst? Kein Problem, hier geht es zum Video.

Nicht nur er, wie sich herausstellte, denn auch Prinz Christian verzichtete auf die groben Füßlinge. Trotzdem hatte Tonnenbauer Thomas die Nase vorn, nahm aber Rücksicht auf den eleganten Düsseldorfer Prinz. Pure Harmonie herrschte auch zwischen Tonnenbäuerin Britta und Venetia Claudia. Beide tänzelten geradezu über die Strecke, um immer wieder einen "Boxenstopp", einzulegen und dem Volk zuzuprosten.

Und dann wurde es noch einmal spannend: Oberbürgermeister Thomas Geisel tauchte mit seiner Frau Vera als "Papageno" auf. Klar, dass er gestern "zum guten Schluss seiner Stippvisite durch den Karneval" an den Start musste. "Ich bin sportlich und noch fit", sagte er. Tapfer trat er gegen Tonnenbauer Thomas an, der ihn natürlich nicht überrundete, "weil er ja mein Chef ist" (Stadtverwaltung). Die völlig überraschte Vera Geisel zögerte ebenfalls nicht, schnappte sich eine Karre und bugsierte sie sogar selbst in die richtige Position. "Hop, hopp mit Galopp", ermunterte das Volk, und Vera tat ihr bestes, immer von Bäuerin Britta durch ein Kopfnicken ermutigt, ihr auf den Fersen zu bleiben. So kamen beide einträchtig ins Ziel.

Das Tonnenrennen war auch in diesem Jahr Höhepunkt des Straßenkarnevals, der mit dem "Veedelzoch" begann. 800 Engelchen, Teufelchen, Prinzessinnen, Zwerge, Krabben, Fische, ja sogar "jecke Blootwöösche" (Blutwürste) hatten sich hinter den närrischen Polizisten Karl-Heinz Falenski geschart, der übrigens seinen 24. närrischen Umzug anführte. Ein kunterbunter, fröhlich-lauter Umzug, der sich so recht eignete, dem Winter Beine zu machen - bejubelt von Tausenden, die sich derart drängelten, dass kaum Luft zum Atmen blieb.

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Herausragend die großen Wagen, allen voran der "Burewagen", für den das Motto "Traumhaft jeck" in "Traumhaft reich" umgemünzt worden war. Das "junge Gemüse" der Tonnengarde war auf dem Wagen des Kindertonnenbauernpaares versammelt und die "Jecke Puppekööp", sprangen aus der "Augsburger Puppenkiste".

Sehr zur Freude von Susi Rassau und Anke Klipper mit ihren Kindern Anna, Lotte und Henri. "Wir kommen aus Büderich und finden Umzug der Tonnengarde ganz toll. Leider gibt es bei uns keinen, nur ein Tonnenrennen. Deshalb sind wir jedes Jahr hier." Und auch für die Löricker Evelin und Peter Adam mit Leohard, Katharina und Charlotte ist der Niederkasseler Umzug jedes Jahr ein Muss.

(RP)
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