Düsseldorf Kaiserswerther laden Kanadier in die Badewanne ein

Düsseldorf · Ken Ferguson (32) ist Aussteiger, Globetrotter und Tauschexperte. Seit Januar hüpft er weltweit bei Fremden in die Wanne.

 Marcel und Dorle Coulon begrüßen den Wannen-Hopper Ken Ferguson (r.) in ihrem Badezimmer mit einem Gläschen Altbier.

Marcel und Dorle Coulon begrüßen den Wannen-Hopper Ken Ferguson (r.) in ihrem Badezimmer mit einem Gläschen Altbier.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Was man erlebt, wenn man (fast) jeden Tag in einer fremden Wanne badet, darüber könnte Ken Ferguson inzwischen ein Buch schreiben. Seit Januar sammelt der 32-jährige Schauspieler, der gerne reist und sich meist mit Büro- oder Kellner-Jobs über Wasser hält, genau das: Er trifft Menschen, übernachtet häufig bei ihnen und nutzt ihre Wanne. Gekommen ist ihm die Idee, weil es in seiner Wohnung in Toronto nur eine winzige Dusche gibt. "Damals war ich ganz oft in einem Tauschforum unterwegs und habe den Gastgebern irgendeine Kleinigkeit in die Hand gedrückt, damit sie mir ein Wannenbad ermöglichen."

Das muss Ken, wie ihn alle nennen, inzwischen nicht mehr, denn dank Facebook, Instagram und Co. ist seine Idee im Netz längst zum viralen Hit geworden. "Eine Freundin, die viel in der Welt unterwegs ist und Ken auf irgendeinem Trip kennegelernt hat, machte uns auf seine aktuelle Europa-Reise aufmerksam", sagt Dorle Coulon (41). Die Portfolio-Managerin lebt mit Mann Marcel, der selbstständiger Strategieberater für Unternehmen ist, und den Söhnen Leno (6) und Jona (3) in Kaiserswerth. "Wir reisen unheimlich viel, waren kürzlich in den USA und in Kanada und legen sehr viel Wert darauf, die Menschen vor Ort auch privat kennenzulernen", sagt Coulon, die es "okay" findet, wenn Ferguson ein paar Tage bleibt.

"Nach meinem Frust über die Wahl von Trump habe ich mir überlegt, ein Zeichen gegen Ausgrenzung und für die offene Aufnahme von Fremden zu setzen. Das Bad in der Wanne ist für mich ein Zeichen, Nähe auch gegenüber Fremden zuzulassen." Und was ist mit der Angst vor Verrückten oder eindeutigen Angeboten angesichts einer Nackedei, die plötzlich durchs Bad hüpft? "Ängstlich bin ich nicht, aber bestimmte Angebote gab es natürlich", sagt Ferguson. Angenommen hat er sie nicht. "So was wird schon im Vorfeld deutlich und dann spart man sich den Besuch lieber gleich."

Bei den Coulons ist der Lebenskünstler gestern noch nicht richtig baden gegangen. "Es ist wichtig, viel miteinander zu sprechen und Vertrauen aufzubauen, bevor man den letzten Schritt in die Wanne wagt."

(jj)
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