Prügelei in Düsseldorf-Unterrath - 44-Jähriger im Koma Kantholz-Attacke soll Notwehr gewesen sein

Dem Angriff auf einen 44-jährigen Mann in Düsseldorf-Unterrath ging offenbar ein längerer Streit voraus. Nach Angaben des 17 Jahre alten Verdächtigen, der dem 44-Jährigen mit einem Vierkantholz schwere Verletzungen zugefügt hatte, lag Notwehr vor. Das Opfer, das noch immer in Lebensgefahr schwebt, habe zuerst mit einem Gürtel zugeschlagen.

Haltestelle "An der Piwipp" in Düsseldorf: Mann mit Vierkantholz geschlagen
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Haltestelle "An der Piwipp" in Düsseldorf: Mann mit Vierkantholz geschlagen

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Foto: Bretz, Andreas

Das erklärten Staatsanwalt Christoph Kumpa und Kriminalhauptkommissar Ralf Finke auf einer Pressekonferenz am Sonntag in Düsseldorf. Demnach haben sich der 17 Jahre alte mutmaßliche Täter und seine beiden Begleiter (16 und 17 Jahre alt) mit ihren Eltern bei der Polizeiwache Derendorf gestellt.

Der Fall nimmt damit eine überraschende Wende: Die Polizei ermittelt jetzt auch gegen den 44-jährigen Vater, der seit der Attacke im Koma liegt. Ärzte stuften seinen Zustand als "sehr schlecht" ein. Sollte er überleben, würden vermutlich erhebliche Hirnschäden zurückbleiben.

Die Lebensgefährtin des 44-Jährigen habe inzwischen eingeräumt, dass ihr Freund nicht nur betrunken, sondern auch aggressiv gewesen sei. Sie habe noch vergeblich versucht, ihn zu beschwichtigen. Die Musik der Jugendlichen sei aus ihrer Sicht auch gar nicht so laut gewesen. Die Prügelei selbst habe sie aber nicht beobachtet.

"Glaubhaft und übereinstimmend" Tathergang geschildert

Bei der Vernehmung am Samstagabend haben die drei deutschen Jugendlichen nach Ansicht der Polizei "glaubhaft und übereinstimmend" den Tathergang geschildert. Die Auseinandersetzung soll am Freitagabend in einer Straßenbahn begonnen haben. Der 44 Jahre alte Italiener soll stark angetrunken gewesen sein und sich aggressiv über die laute Musik beschwert haben, die das Trio gehört hatte.

Im weiteren Verlauf habe der bedrohlich auftretende Mann, der zwar in Rees am Niederrhein lebt, aber in Düsseldorf arbeitet, den Jugendlichen gedroht. Seinen Ledergürtel habe er dabei schon in seiner Hand getragen. Als die Jugendlichen an der Rheinbahnhaltestelle "An der Piwipp" in Unterrath die Bahn verließen, nahm ein 17-Jähriger zur Selbstverteidigung ein Vierkantholz mit. Das Holz hatte offenbar ein anderer Fahrgast in der Bahn, die auch an einem großen Baumarkt hält, vergessen.

Beim Aussteigen sei der Italiener dem Trio gefolgt und habe dem 17-Jährigen, der das Kantholz trug, von hinten mit dem Gürtel auf die Schulter geschlagen. Daraufhin habe sich der Jugendliche umgedreht und in Notwehr mit dem Kantholz zugeschlagen.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft stammen die drei Jugendlichen aus geordneten Verhältnissen in Düsseldorf und waren über die Tat und ihre Folgen selbst erschüttert. Nachdem sie die Berichterstattung in den Online-Medien über die Tat gelesen hatten, entschieden sie mit ihren Eltern, sich der Polizei zu stellen. Nach den Vernehmungen am Samstagabend wurden die Jugendlichehn wieder auf freien Fuß gesetzt.

Die Polizei bittet weiterhin um Hinweise von Zeugen, die sich auf jeder Wache in Düsseldorf melden können. Die Straßenbahn, in der die Männer in Streit geraten waren, hat keine Überwachungskamera.

(rl)
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