Karneval Ein Motto, das Düsseldorf zusammenschweißt

Düsseldorf · Das Sessionsmotto "Düsseldorf - gemeinsam jeck" greift den Namen eines Vereins auf, zu dem viele Menschen mit Handicap gehören.

 Präsident Thomas Schilder kürt im November 2016 das damalige Vereinsprinzenpaar Jennifer und Siegfried.

Präsident Thomas Schilder kürt im November 2016 das damalige Vereinsprinzenpaar Jennifer und Siegfried.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

An einem treffenderen Ort hätte Thomas Schilder die Nachricht, Autor des neuen Düsseldorfer Sessionsmottos zu sein, nicht erreichen können. "Am Dienstagabend saßen wir bei einer Vorstandssitzung zusammen, als mein Telefon klingelte", sagt der Geschäftsführer der Werkstatt für angepasste Arbeit (WfaA). "Wir" - das ist der von ihm mitgegründete Karnevalsverein "Gemeinsam jeck". Am anderen Ende der Leitung war Peter Suchand, Sprecher des Comitees Düsseldorfer Carneval (CC). Und der teilte Schilder mit, dass sein Vorschlag für das Sessionsmotto 2018/19, das den Vereinsnamen aufgreift, soeben einstimmig angenommen worden sei.

"Abends auf der Couch bei mir in Holthausen" hatte Schilder, der den Verein im Umfeld der WfaA vor vier Jahren gegründet hat und heute dessen Präsident ist, über mögliche Motto-Ideen nachgedacht. "Kein Jeck ist fehlerfrei" kam ihm in den Sinn. Doch so richtig zündete die Idee nicht. "Warum nicht den Namen des Vereins nehmen und Düsseldorf voranstellen?", schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Dass er am Ende damit erfolgreich sein würde, kam ihm allerdings nicht in den Sinn. Schließlich war klar, dass die Konkurrenz groß sein würde.

Mit dieser Vermutung sollte der 51-Jährige, in Kleve aufgewachsene Wahl-Düsseldorfer allerdings recht behalten. 458 Vorschläge hatten das CC erreicht. Aussortiert wurden zunächst alle Vorschläge mit mehr als zehn Worten. "Das vorletzte Motto ,Uns kritt nix klein - Narrenfreiheit, die muss sein' galt vielen im Rückblick dann doch als zu lang geraten", sagt CC-Geschäftsführer Hans-Jürgen Tüllmann. Um die Menge der Vorschläge zu sortieren, habe jedes der 15 Vorstandsmitglieder zunächst fünf Vorschläge in die engere Wahl genommen. "Aber wirklich ernstzunehmende Mit-Favoriten gab es nicht, am Ende dauerte die Auswahl nur eine dreiviertel Stunde", meint Tüllmann. Durch die durchweg positiven Rückmeldungen gestern fühle sich das CC in seiner Wahl bestätigt. "Kurz, prägnant und charmant " sei das Motto. Zudem ziele es auf den Zusammenhalt aller Menschen unabhängig von Handicap und Herkunft. "Die richtige Lebensphilosophie zur richtigen Zeit. Und eine, die gut zum politischen Karneval passt", sagt Tüllmann.

"Schön wäre es, wenn es eines Tages gar kein Thema mehr wäre, ob ein Mensch eine Behinderung hat oder eben nicht", sagt Schilder. Dazu könne das Motto, das im Karneval Hunderttausende erreiche, einen wichtigen Beitrag leisten. "Die Freude ist deshalb groß", sagt der Mottogeber. Zumindest in seinem Verein sei diese neue Selbstverständlichkeit im Umgang miteinander schon Realität. "Gestartet sind wir mit 27 Jecken, von denen die meisten einen Bezug zur Werkstatt hatten. Inzwischen haben wir 125 Mitglieder, die Hälfte davon hat kein Handicap", sagt Schilder.

Den Verein "Gemeinsam jeck" will der Werkstatt-Geschäftsführer künftig auch den ganz jungen Düsseldorfern öffnen. "Zurzeit machen bei uns Menschen von 18 bis 80 mit, wir würden das Spektrum gerne noch erweitern", meint Schilder. Dass das Thema Inklusion mit dem neuen Sessionsmotto den Karneval erreicht habe, findet er nur konsequent. "Dieses Fest lebt ja davon, Unterschiede, die ohnehin keine Rolle spielen sollten, aufzuheben."

(jj)
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