Nach Absage des Zugs in Düsseldorf Der halbierte Rosenmontag

Düsseldorf · Die Absage des Zugs hat vielerorts zu Enttäuschung und einem jähen Ende der Festtage geführt. Es gab aber auch Menschen, die sich den Höhepunkt des Straßenkarnevals nicht nehmen lassen wollten.

Rosenmontag 2016 in Düsseldorf abgesagt - Promis feiern im Rathaus
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Zugabsage: Düsseldorfer Promis feiern am Rathaus

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Foto: Bretz, Andreas

Der Zug wird nicht mehr kommen, aber in einer Garage an der Bilker Straße harren sie aus. Eng an eng stehen Kostümierte, irgendwo hinten im Raum soll es ein Bierfass geben. Einen Schritt vor auf die Straße will niemand tun, denn es regnet. Eigentlich müsste hier, kurz vor dem Schwanenmarkt, jetzt der Bär steppen, in der Garage nebenan steht normalerweise ein Ansager mit Mikrofonanlage. Aber die Garage nebenan bleibt heute verschlossen. "Wir sind froh über jedes Fahrzeug, das vorbeifährt", sagt Albert Kaltenberg. Einsam - aber fröhlich - halten er und der Rest der kleinen Gesellschaft durch, es ist halt Rosenmontag. Es handelt sich übrigens um eine Tischgemeinschaft der Düsseldorfer Jonges, die sich traditionell in dieser Garage zusammenfindet. Ihr Name: "Nix loss".

Bilderstrecke: Rosenmontag ohne Zoch in Düsseldorf
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Rosenmontag ohne Zoch in Düsseldorf

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Foto: Endermann, Andreas (end)

Das könnte auch das Motto für den Rosenmontag 2016 sein. Seit am Morgen im Rathaus das Aus für den Zoch verkündet worden ist, handelt es sich um einen gewöhnlichen Montag mit sehr wechselhaftem Wetter. Wer doch noch Karneval feiern will, wandert in den meisten Fällen in die Altstadt. Auf dem Rest der Strecke, die der Zug heute nicht nehmen wird, ist Tristesse eingekehrt. Ein paar Unverzagte bevölkern die Kneipen in der Carlstadt, aber auch da wäre noch viel Platz. "Wir sind happy, happy, happy", hört man eine Kneipe singen. Die Leute sehen nicht wirklich so aus.

Harry Bruch sinniert währenddessen auf der Königsallee über die Schattenseiten des Schausteller-Lebens. Die Grills in seinen beiden Würstchenbuden werden kalt bleiben. Die Mitarbeiter sind am Mittag schon beim Abbau, die Würste wandern ins Kühlhaus. Harry Bruch - bekannt als Besitzer der "Schwarzwaldchristel" auf der Rheinkirmes - sieht eine weitere Herausforderung auf seinen Berufsstand zukommen. "Der Klimawandel ist zu einem Problem geworden", meint er, während gerade ein eher laues Lüftchen durch die Straße weht. Und es ist nicht das einzige Problem. Bruch hatte schon weniger Personal mitgebracht als früher. "Die Leute sind verunsichert", meint er. Erst die Paris-Attentate vor dem Weihnachtsmarkt, dann die Silvester-Vorfälle vor Karneval. Bruch hält die Unruhe für übertrieben, aber er kann das nicht ändern. Und dann noch das Wetter. Schon einer der beiden Rheinkirmes-Samstage war einem Sturm zum Opfer gefallen, jetzt hat er wieder ein Loch in der Kasse. Wenigstens war das Geschäft beim Kö-Treiben gut.

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Die Mottowagen beim Rosenmontagszug 2024 in Düsseldorf

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Selbst in der Altstadt ist am Nachmittag nicht mehr los als an jedem sonnigen Samstag. Man kann ohne Gedränge durch die Bolkerstraße laufen. Das glaubt einem nächstes Jahr kein Mensch mehr. Die Mitarbeiter des Ordnungsamts, die Besucher auf Glasflaschen kontrollieren sollen, schauen staunend zu, wie eine Riesengruppe von Polizisten aus der Altstadt in den Feierabend läuft. Sie haben Zeit dafür, denn zu kontrollieren war schon länger niemand mehr. Ob die Ordnungsamts-Leute froh sind über die ungewohnte Ruhe? Nein, meint einer. "Mit Zug wäre hier wenigstens was los." Der Baas des Uerige, Michael Schnitzler, schickt derweil seine Mitarbeiter früher nach Hause. Das Gasthaus öffnet er am Rosenmontag nie, und er hat keine Lust, dass ihm die Schirme für den Verkauf im Freien wegfliegen. "Wir haben in den letzten Tagen genug gefeiert", findet er.

Rosenmontag: Reaktionen nach der Zugabsage in Düsseldorf
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Reaktionen nach der Zugabsage in Düsseldorf

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Foto: Andreas Bretz

In Bilk, wo der Zug eigentlich geendet hätte, ist dann doch mehr los als erwartet. Also nicht am Straßenrand. Aber in den Arcaden. Die hatten ohnehin Werbung damit gemacht, dass sie eine "karnevalsfreie Zone" sind, und da das nun nahezu für die ganze Stadt gilt, kommen mehr Menschen. "Es ist voller als sonst am Rosenmontag", berichtet Özgül Tunc vom Geschäft Gio.

(RP)
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