Serie "Wagenbauen für den Rosenmontagszug" Die Satire steht im Mittelpunkt

Düsseldorf · Die Karnevalsgesellschaft "Knaasköpp" greift für ihren Rosenmontagswagen gerne aktuelle, politische Themen auf. Dieses Jahr nehmen die Werstener Jecken die Bundeswehr aufs Korn.

 Noch befindet sich der Wagen der "Knaasköpp" im Rohbau, aber die Werstener sind voll im Zeitplan. Wolfgang Habel (r.) und die anderen Helfer kommen jeden Tag nach Feierabend in die Wagenbauhalle.

Noch befindet sich der Wagen der "Knaasköpp" im Rohbau, aber die Werstener sind voll im Zeitplan. Wolfgang Habel (r.) und die anderen Helfer kommen jeden Tag nach Feierabend in die Wagenbauhalle.

Foto: Olaf Staschik

Die beiden Flugzeuge an den Seiten des Wagens sind eindeutig nicht mehr flugtauglich. Sie haben eine Bruchlandung erlitten, sind in der Mitte zerbrochen. Und auch der Soldat an der Wagenfront wird sich im Notfall nicht mehr verteidigen können: Der Lauf seines Gewehrs ist nach unten abgeknickt. Immer wieder hat die Bundeswehr im vergangenen Jahr wegen ihrer mangelnden Ausstattung und ihrer fehlerhaften Technik für Schlagzeilen gesorgt.

Deswegen haben sich Mitglieder der Werstener Karnevalsgesellschaft "Knaasköpp" entschieden, das Thema in dieser Session satirisch aufzuarbeiten. Die Grundidee kam von den Jecken, das genaue Motiv haben sie gemeinsam mit Wagenbau-Meister Jacques Tilly entwickelt. Tilly ist bekannt für seine bissigen, frechen Mottowagen. Die meisten Vereine sind allerdings in dieser Hinsicht eher zurückhaltend. "Wir sind einer der wenigen Vereine, die sich mit einem aktuellen Thema kritisch auseinandersetzen", sagt Vorsitzender André Remmers.

Während andere überwiegend auf freundliche, lustige Motive setzen, haben die "Knaasköpp" keine Angst vor Konfrontationen. Vor einigen Jahren haben sie den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche thematisiert, vergangenes Jahr war das Transatlantische Freihandelsabkommen Thema. Tilly hilft beim Entwurf, den Bau übernehmen die Mitglieder selbst. Der Wagen fällt in der großen Halle in Bilk nicht nur durch sein Motiv auf. Er ist - im Gegensatz zu den meisten anderen - zwei Wochen vor Rosenmontag noch im Rohbau.

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Foto: Cenk Cigdem

Trotzdem liegen die Helfer voll in ihrem Zeitplan. Dabei macht sich die jahrelange Routine bezahlt. Während die meisten Vereine bereits seit dem Herbst an ihren Wagen basteln, haben Remmers und sein Team erst Anfang Januar begonnen - und hauen seitdem richtig rein. "Wir sind momentan jeden Tag nach der Arbeit hier und am Wochenende. In den Wochen vor Karneval gibt es keine Freizeit mehr", erzählt Remmers. "Das ist zwar viel Arbeit, macht aber auch immer Spaß.

" Etwa 350 Meter Kaninchendraht haben sie verbraucht, dazu kommen unzählige Rollen Klebeband sowie viel Papier und Farbe. Bei dem Motiv legen die Helfer Wert auf die Details. So haben sie extra vorher im Internet recherchiert, wie das in die Kritik geratene Gewehr der Bundeswehr aussieht, um dieses möglichst originalgetreu nachbauen zu können. "Allerdings ist unsere Version wesentlich größer, damit für die Zuschauer auf keinen Fall Verwechslungsgefahr mit einem echten Gewehr besteht", erklärt der Vereinsvorsitzende.

"Na ja, treffen würde unser Pappmaché-Soldat mit diesem Lauf sowieso niemanden", fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu. Etwa 30 Narren werden auf dem Wagen Platz haben, neben Vereinsmitgliedern werden einige Gäste mit von der Partie sein.

(arm)
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