Satire - Hoppeditz im Interview "In der Nacht kamen die Schmerzen"

Düsseldorf · Die Narrenfigur wirkt nach dem Rosenmontag ermattet und angegriffen. Im Gespräch sinniert die Karnevalsgröße über ihr Immunsystem und verrät, was ihr geheimer letzter Wunsch ist.

 Der Hoppeditz leidet. Gegen den Schüttelfrost hat er sich gestern an die Heizung gesetzt. Einen Arztbesuch lehnt er jedoch ab.

Der Hoppeditz leidet. Gegen den Schüttelfrost hat er sich gestern an die Heizung gesetzt. Einen Arztbesuch lehnt er jedoch ab.

Foto: Andreas Endermann

Er sah deutliche blasser aus als sonst. Auf die Schminke und seine Mütze hatte der Hoppeditz verzichtet. Die vergangenen Tage scheinen der Narrenfigur zugesetzt zu haben. Wir trafen den Hoppeditz am Dienstag in Unterbilk zum Gespräch.

Das klingt jetzt vielleicht etwas unhöflich. Aber Sie sehen gar nicht gut aus.

Hoppeditz Das haben mir heute schon mehrere gesagt. Ich weiß auch nicht, was los ist. Die letzten Tage waren super, es war eine tolle Session. Wir haben gefeiert, wie es sich für den rheinischen Frohsinn gehört. Doch dann kam die Absage des Rosenmontagszugs.

Hat Ihnen die Nachricht zugesetzt, dass der Zug wegen des Sturms nicht stattfinden konnte?

Hoppeditz Ich dachte erst: "Du bist der Hoppeditz, du hast schon so viele Züge gesehen, ist halt mal etwas anderes." Aber dann kamen in der Nacht zu Veilchendienstag die Schmerzen.

Was für Schmerzen sind das?

Hoppeditz Das ist schwer zu beschreiben. Ich spüre immer wieder Stiche im Oberkörperbereich. (deutet auf sein Herz)

Sie sollten zum Arzt gehen ...

Hoppeditz Bist du jeck? Das sind Kinkerlitzchen, ich bin der Hoppeditz, morgen bin ich wieder fit. Prinz Hanno I. ging es am Sonntag auch nicht gut. Und was hat der gemacht? Nachmittags ein kleines Nickerchen, und abends stand der wieder auf der Bühne. Wir Jecken sind zäh. (hustet)

Aber eine heiße Milch mit Honig oder ein Grog hat noch keinem geschadet.

Hoppeditz Danke für den Hinweis. Ich kenne meinen Körper.

Dann lassen Sie uns über etwas anderes reden. Was ist eigentlich mit Ihrer Uniform und ihrer Schminke passiert? Tragen Sie die nach Rosenmontag nicht mehr?

Hoppeditz Versuchen Sie mal, mit so viel Schminke im Gesicht einen Berliner zu essen, eine Brille zu tragen oder ein symmetrisches Passfoto machen zu lassen. Schwierig. Und ganz ehrlich: Irgendwann hat auch der Hoppeditz mal Feierabend.

Verstehen Sie mich jetzt bitte nicht falsch. Aber haben Sie als Hoppeditz auch mal darüber nachgedacht, was passieren soll, wenn Sie nicht mehr sind?

Hoppeditz Klar macht man sich da so seine Gedanken. Es wäre ja auch fatal, das nicht zu tun. Es mag ein bisschen verrückt klingen, aber ich würde mir insgeheim wünschen, im Garten hinter dem Stadtmuseum verbrannt zu werden. Ich weiß zwar nicht, wie das mit der Friedhofssatzung zu vereinbaren ist, aber das wäre schon schön. Vielleicht drückt man da bei der Stadt ja ein Auge zu. Ich habe mich ja schließlich um das Winterbrauchtum sehr verdient gemacht. Oder nicht?

Absolut.

Hoppeditz Wie ich am 11.11. aus dem Senftöpfchen gesprungen bin, großartig. Und wie der Oberbürgermeister damals geguckt hat! Und wie ich dann mit dem OB das Handyfoto gemacht habe und alle gejubelt haben. Nicht zu reden von den ganzen lokalen Anspielungen, die ich gebracht habe. Jeder hat sein Fett wegbekommen, sogar das CC. Und alle fanden es gut ... (hustet stark, klopft sich auf die Brust)

Hoppeditz, vielen Dank für das Gespräch. Und gute Besserung.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE JAN WIEFELS

(RP)
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