Düsseldorf Jecken sehen Werbekarawane skeptisch

Düsseldorf · Die Idee, Fahrzeuge von Sponsoren vor dem Rosenmontagszug fahren zu lassen, stößt bei den Vereinen auf wenig Gegenliebe. Das Comitee Düsseldorfer Carneval will mit dem Geld die Qualität seiner Veranstaltungen sichern.

 Mit Figuren wie diesem Radfahrer war die Werbekarawane der Tour de France im Juli auf der Königsallee unterwegs. So ähnlich könnte es auch am Rosenmontag aussehen.

Mit Figuren wie diesem Radfahrer war die Werbekarawane der Tour de France im Juli auf der Königsallee unterwegs. So ähnlich könnte es auch am Rosenmontag aussehen.

Foto: Andreas Endermann

Die Mehrzahl der Düsseldorfer Karnevalisten und Heimatfreude reagiert zurückhaltend auf den Vorschlag einer Werbekarawane vor dem Rosenmontagszug. Die Präsidenten und Geschäftsführer der Vereine fürchten eine zu starke Kommerzialisierung des Karnevals-Aushängeschilds und Einnahmeverluste für ihre eigenen Züge und Veranstaltungen. Die Heimatvereine glauben nicht, dass sich Tour de France und närrischer Lindwurm vergleichen lassen. "Wie weit soll so etwas gehen? Wollen wir demnächst auch beim großen Martinszug eine Karawane vorneweg marschieren lassen", sagt Bernhard von Kries, Präsident der Aktionsgemeinschaft Düsseldorfer Heimat- und Bürgervereine (AGD), die als Dachverband die Interessen von mehr als 50 Vereinen und Institutionen vertritt.

Hans-Jürgen Tüllmann, Geschäftsführer des Comitee Düsseldorfer Carneval (CC), hatte am Dienstag erklärt, dass eine Werbekarawane für zusätzliche Einnahmen sorgen könne. Das CC erhofft sich eine fünfstellige Summe. Mit dem Geld sollen die Qualität der Veranstaltungen (Hoppeditz-Erwachen, Prinzenpaar-Kürung, TV-Sitzung) gesichert werden, die gestiegenen Sicherheitskosten aufgefangen und die Sanierung der Wagenbauhalle mitfinanziert werden.

Die Argumente kann Dirk Kemmer, Präsident der Prinzengarde Rot Weiss, gut nachvollziehen. Dennoch warnt er: "Das sollte nicht dazu führen, dass durch die Karawane Sponsoren von uns abgeworben werden. Darüber müssen wir noch mit dem CC sprechen." Ähnliche Befürchtungen hat auch Dino Conti Mica, Geschäftsführer der Tonnengarde Niederkassel: "Wir selbst haben in unserem Umzug keine Werbung, nur ein bisschen Bandenwerbung entlang der Strecke. Dabei bleibt es auch. Die Karawane darf nicht dazu führen, dass wir Sponsoren verlieren."

Günter Korth, Präsident der "Radschläger", gibt zu bedenken: "Das bringt nicht allzu viel, wenn der zeitliche Abstand zu groß ist. Wer stellt sich, abgesehen von der Altstadt, schon eine Stunde vor Beginn an den Zugweg?" Oliver Raths, Präsident "Große Karnevalsgesellschaft", schlägt einen anderen Weg vor: "Man kann sich diese Karawane ersparen, wenn die Stadt so wie früher den Karneval stärker finanziell unterstützt. Denn der Karneval generiert ja gewaltige Einnahmen."

"Skeptisch" reagiert Wolfgang Rolshoven, Baas der Düsseldorfer Jonges, auf die Pläne. "Den Rosenmontagszug kann man nicht mit der Tour de France und ihren kommerziellen Elementen vergleichen", sagt er. Zwar sei "nachvollziehbar", dass das CC nach Einnahmemöglichkeiten suche. "Aber es ist doch fraglich, ob das überhaupt gelingen kann, wenn dieser Zug vor dem Zug womöglich von den TV-Sendern gar nicht übertragen wird", sagt Rolshoven. Und von Kries regt an, "dass die Sponsoren doch besser die Vereine direkt unterstützen, beispielsweise bei der Finanzierung des Wagenbaus und dem Wurfmaterial."

(RP)
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