Serie Wagenbauen Für Den Rosenmontagszug Jeckes Würstchen trifft auf Mostert

Düsseldorf · Der Verein Gemeinsam Jeck lebt die Inklusion - auch in der Wagenbauhalle. Hier packt jeder mit an.

 Stolz präsentierten (v.l.) Patrick Busbach, Stephan Terbuyken, Anke Dammer und Manuela Chao den Wagen von "Gemeinsam Jeck", der schon so gut wie fahrbereit ist.

Stolz präsentierten (v.l.) Patrick Busbach, Stephan Terbuyken, Anke Dammer und Manuela Chao den Wagen von "Gemeinsam Jeck", der schon so gut wie fahrbereit ist.

Foto: Olaf Staschik

Düsseldorf-Süd Der lachende rote Löwe mit der blauen Krone hat schon ein wenig Patina angesetzt. Seit einem Jahr parkt er in der Wagenbauhalle an der Merowingerstraße und wartet auf seinen Einsatz am Rosenmontag. Zudem ziert er bereits seit 2003 die Front des Karnevalswagens. Gebaut haben ihn Mitarbeiter und Gruppenleiter der Werkstatt für angepasste Arbeit, die zur Düsseldorfer Lebenshilfe gehört.

In der Session 2015 hatte er dann Premiere für die Karnevalsgesellschaft "Gemeinsam Jeck". Doch das macht keinen wirklichen Unterschied: Der Verein ist das Dach für Jecke mit und ohne Behinderung - sozusagen eine närrische Inklusion. Zu den Mitgliedern zählt auch die Werkstatt für angepasste Arbeit. "Was wir tun, ist gelebte Inklusion. Es ist toll, zu sehen, mit welcher Freude bei uns alle mitmachen. Jeder macht das, was er kann", erklärt Stephan Terbuyken.

Er hatte in dieser Saison den Hut auf als Wagenbauleiter, "besser gesagt die Kappe", korrigiert er lachend. Der künstlerische Entwurf kommt vom karnevalistischen Urgestein, Zugleiter und Vereinsmitglied Hermann Schmitz, der 2003 auch den Impuls zum Mitmachen gab. Jetzt schuf er seit Ende September zunächst gemeinsam mit Terbuyken quasi den Rohbau, dann kamen Vereinsmitglieder hinzu, um die "Verkleidung" zu vervollständigen. Die beiden Längsseiten ziert ein Clown, der mächtig auf die Senftube drückt. Dieser Schwall Mostert trifft auf ein jeckes Würstchen - zu seinem Glück aus Pappmaché - passend zum Motto "Scharf wie Mostert".

"Wir waren an den Wochenenden mit rund zehn Leuten hier. Wer gerade Zeit hat, der kommt", meint Terbuyken. Die Identifikation mit der Karnevalsgesellschaft, die erst im August 2014 gegründet wurde, sei erfreulich groß. Rund 50 Prozent der Vereinsmitglieder sind Menschen mit Handicap. Sie werden für den Wagenbau jeweils geholt und wieder nach Hause gebracht. "Das Kleben, Kleistern und Drahten beherrschen sie besser als wir", lobt Terbuyken. Direkt neben ihm nickt Patrick Busbach zustimmend. Der junge Mann muss es wissen, er hat nämlich den traditionellen Löwen repariert.

Sämtliche Wagenbau-Crews befinden sich nun im Endspurt. "Das ist hier ein herzliches Umfeld, wir sind eine große Karnevalsfamilie", beschreibt Anke Dammer-van Düren, stellvertretende Vorsitzende des Vereins, die Atmosphäre.

Dank freundlicher Sponsoren konnten fünf Paletten Süßigkeiten geordert werden, die noch verstaut werden müssen. Welchen Platz das Gefährt im Zug einnimmt, steht noch nicht fest, aber, "das ist nicht schlimm, es rollt fast von selbst von A nach B", meint Stephan Terbuyken zur traditionellen Zugstrecke.

Mit Prinzenpaar, Wagencrew und Fußgruppe werden 39 Mitglieder der KG "Gemeinsam Jeck" am Zug teilnehmen. Zu erkennen ist das närrische Volk an Clown-Kostümen mit schwarzem Untergrund und bunten Tupfen. Das Fußvolk ist bereits am Freitag, 5. Februar, ab 10 Uhr beim Umzug der Werkstatt für angepasste Arbeit im Südpark unterwegs. Dann natürlich ohne das rollende Meisterwerk - das bleibt dem Rosenmontag vorbehalten.

(bgw)
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