Made in Düsseldorf Business-Knigge für den Karnevals-Ball

Meinung · Karneval ist eine Börse der Wirtschaftsvertreter. Wer geschäftlich erfolgreich sein will, sollte wissen, wer welchen Orden wann trägt, wie die Frau des Geschäftspartners richtig gebützt wird und welche Schuhe beim Prinzenball ein No-Go sind.

 Auf die Schuhe komm es an. Der macht es richtig: Christian Witt, heute Pressesprecher von Breuninger, früher Kommunikationschef beim Flughafen, mit schwarzen (!) Schuhen. Ein Klick aufs Bild enthüllt: Er trägt auch einen klassischen Smoking.

Auf die Schuhe komm es an. Der macht es richtig: Christian Witt, heute Pressesprecher von Breuninger, früher Kommunikationschef beim Flughafen, mit schwarzen (!) Schuhen. Ein Klick aufs Bild enthüllt: Er trägt auch einen klassischen Smoking.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Karneval klingt einfach, ist er aber nicht. Andernorts mag es ausreichen, sich eine rote Nase aufzusetzen und laut den regionalen Karnevals-Schlachtruf zu brüllen (kombiniert mit großzügigem Konsum von Alkohol). In Düsseldorf ist das nicht ganz so einfach. Karneval ist in Düsseldorf vor allem Business. Geschäftsleute sitzen am Tisch, Benimm und Etikette sind zwar privat, haben aber nach der vierten Jahreszeit fatale Folgen für berufliches Weiterkommen und den Abschluss lukrativer Geschäfte.

Alles beginnt mit der Verkleidung. Denn die ist bei den großen Bällen und Galas streng geregelt. Steht in der Einladung"Kostümball", darf man sich fantasiereich verkleiden. Steht da aber "Smoking, Frack, Uniform" wird es streng. Denn das ist absolut ernst gemeint. Wer glaubt, ein guter schwarzer Anzug mit Krawatte tut es auch, wird sich fühlen, als trete er in Skijacke beim Synchronschwimmen an. Geht theoretisch, wird Ihnen aber wenig Freude bereiten. Das Gleiche gilt für Schuhe. Wer keine Lackschuhe hat, kann zur Not auch schwarze zum Smoking tragen. Mehr aber nicht. Braune Schuhe machen Sie auf 100 Meter als Laien erkennbar, und es empfiehlt sich eine gute Ausrede (die Schwarzen hat mein Dackel gefressen/ Ich ziehe um und die Treter sind im Umzugskarton/ Ich bin farbenblind und meine Frau war nicht zuhause etc.).

Ein Kapitel für sich ist der Umgang mit Karnevalsorden. Nicht dass es Ihnen geht wie Jobsi Driessen, Prinz im Jahr 1982. Unerfahren und ohne Kleingeld im engen Prinzenrock verlieh er einer Toilettenfrau einen Prinzenorden. Nett gemeint - protokollmäßig eine Katastrophe. Denn es war der erste Orden, der in der Session verliehen wurde. Und der gehört immer (!) dem Oberbürgermeister. Sonst gilt: Der Herr bekommt den großen Orden, die Frau den Damenorden. Das ist keine Geschmacksache, sondern den für Damen bei Bällen großzügig geschnittenen Dekolletés geschuldet, die mehr als den kleinen Damenorden im Idealfall gar nicht zulassen. Verliehen werden Orden immer vom anderen Geschlecht. Wollen Sie also als Mann einem Mann Einen verleihen, schnappen Sie sich eine Dame (idealerweise ein Funkenmariechen) und lassen sie es tun. Übrigens: Küsschen links, rechts. In Ratingen gilt links, rechts, links. Auf den Mund nur bei der eigenen Frau. Alle Ihnen verliehenen Orden haben Sie gefälligst den ganzen Abend zu tragen, den Prinzenorden sogar die ganze Session, auch wenn Sie mit so viel Blech am Hals zum scheppernden Quasimodo werden. Verleihen Sie selbst Orden, bedenken Sie die "drei Pr's": Prinzenpaare, Präsidenten und natürlich die Presse. Und Vorsicht. Für viele Düsseldorfer gilt: "Für Orden würde ich morden!"

Sie sind Karnevalslaie und wissen nicht, wer wer ist? Der Prinz hat sieben Federn am Hut, Präsidenten tragen fünf. Alle übrigen Jecken maximal drei. Und trinken Sie nicht so viel, dass Sie vom Stuhl fallen.

(tb)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort