Kö-Treiben in Düsseldorf Karneval im Kö-Stil

Düsseldorf · Das Kö-Treiben ist das Gegenprogramm zum Altstadt-Karneval. Dabei geht es nicht um Druckbetankung, sondern ums sehen und gesehen werden. Alkohol gibt's auch, aber im Mittelpunkt stehen die Kostüme und entspanntes Feiern.

Karneval in Düsseldorf: 111 Gesichter des bunten Treibens
112 Bilder

Karneval in Düsseldorf: 111 Gesichter des bunten Treibens

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Foto: Raphael Raue

Die Königsallee ist bekannt fürs Flanieren — und zwar 365 Tage im Jahr. Also auch an Karneval. Nur dass man beim so genannten Kö-Treiben keine Pelzmäntel, keine teuren Handtaschen und keine winzigen aber teuren Hündchen zur Schau stellt, sondern eben Karnevalskostüme. Beim Kö-Treiben gilt es, nicht irgendwie verkleidet zu sein, sondern etwas Besonderes darzustellen. Dagmar Gosejacob und Edith Ruyssenaars lassen sich für jedes Kö-Treiben etwas Neues einfallen.

Viele Abende verbringen die beiden damit, die aufwendigen Kostüme selbst zu kreieren. Dieses Jahr wurden die weit ausladenden Kleider mit "Cyberlocks" verschönert. "Hab ich bei meiner Tochter abgeschaut, das ist bei den Cosplayern am Japantag total verbreitet gewesen", sagt Edith. Dass sie alle fünf Minuten von anderen Besuchern wegen der ausgefallenen Kostüme fotografiert werden, ist nicht lästig, sondern erwünscht. Das "Fotomodell-Stehen" ist ein fester Bestandteil des Kö-Treibens. Erstbesucher und Nicht-Rheinländer müssen erst lernen: Wer sich verkleidet, tut dies nicht um sich zu verstecken, sondern um gesehen zu werden.

Highlights vom Kö-Treiben 2014
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Highlights vom Kö-Treiben 2014

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Wobei es dabei auch Ausnahmen gibt. So waren zwei junge Frauen als Yip-Yips unterwegs. Die älteren unter uns werden sich erinnern: Das sind Außerirdische aus der Sesamstraße. Genau wie ihre Vorbilder haben die Düsseldorfer Yip-Yips zwei Augen, einen riesigen Mund (aus dem man vermutlich herausschauen kann) und einen Wortschatz von nur zwei Wörtern: Yip-Yip und Ring-Ring. Entsprechend ist der Name der beiden Damen trotz eines längeren RP-Interviews weiter unbekannt.

Die Mitglieder des Kaiserswerther Sportvereins haben sich — ebenfalls in mühevoller Näharbeit — als Kakteen verkleidet. Knapp zwanzig von ihnen waren am Sonntag auf der Kö unterwegs. Sie selbst wollten sich aber nicht Kakteen oder Kaktusse, sondern Kaktussies nennen.

Jutta und Sigi Werner trinken ein Piccolöchen auf die Oma: Die heute 87-Jährige hat vor zehn Jahren für ein gutes Dutzend Nachbarn aus Unterrath Clownskostüme angefertigt. Doch die Oma hat nicht etwa nur genäht — das kann ja jeder. Die in Handarbeiten geschickte Dame hat die Klamotten gestrickt.

Die Truppe um Susanne Henne hat sich einem hochumstrittenen Düsseldorfer Bauwerk gewidmet. Sie und ihre mindestens ein Dutzend Freunde haben sich als Tausendfüßler verkleidet — also als jenes Bauwerk, dass vor etwa einem Jahr in der Düsseldorfer Innenstadt abgerissen wurde. Und nicht etwa jeder ging einzeln als Tausendfüßler, sondern alle trugen das Kostüm gemeinsam. "Und wie geht man als zwölf-köpfiger Tausendfüßler auf Toilette, Frau Henne? "Dazu haben wir uns noch keine Gedanken gemacht, wir suchen vielleicht mehrere nebeneinander stehende Dixi-Klos auf", sagte Susanne Henne am Sonntagmorgen.

Als Bären hatten sich die Mitglieder eines Düsseldorfer "Fressclubs" verkleidet. "Viermal im Jahr gehen wir zusammen essen — und einmal zum Kö-Treiben", erklärte Aldona Krause das einfache Erfolgskonzept des kleinen Vereins. Da die Versorgung beim Treiben Kö-mäßig teuer war (Currywurst vier Euro), setzten viele Jecke auf Selbstversorgung. Manche der Bollerwagen warteten mit sogar eigener Zapfanlage und Kühlung auf.

(RP)
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