Düsseldorf Karneval schärft sein freches Image

Düsseldorf · "Man darf alles sein, nur nicht langweilig!" denken die Düsseldorfer Narren und feilen am Profil. Dazu gehört auch, keine Angst vor heiklen Themen wie beispielsweise islamistischem Terror zu haben. Die Idee funktioniert, das Aufsehen ist da.

11.11.2014: Hoppeditz erwacht in Düsseldorf
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Der zwischen Köln und Düsseldorf höchst unterschiedlich gefeierte 11. 11. hat einmal mehr gezeigt: Kölns Karneval ist einmalig. Aber der Düsseldorfer auch. Nur anders.

Und weil man das endlich eingesehen hat, versuchen die Düsseldorfer schon lange nicht mehr, den der Nachbarstadt rheinaufwärts zu kopieren. Längst hat man erkannt, wie gering die Chance ist, ähnliche Stimmung zu erzeugen wie rund um den Dom - denn dort wird der Jeck als solcher geboren, in Düsseldorf wird er dazu gemacht. Aber das gelingt halt nicht immer.

Will man ihn überzeugen und außerdem den Karneval zu einer typisch Düsseldorfer Marke machen, die sich auch im ganzen Land oder gar international verkaufen lässt, braucht man ein scharfes Profil - buchstäblich. Und daran arbeiten die neuen Macher rund um CC-Chef Josef Hinkel seit geraumer Zeit. Mit dabei: Sein Geschäftsführer Christoph Joußen, Literat und Moderator der TV-Sitzung, Stefan Kleinehr, Wagenbauer Jacques Tilly, Hoppeditz Tom Bauer und ein anonymer Texter, der der Symbolfigur des Düsseldorfer Karnevals die Reden schreibt.

Diese Ansprache hatte es in sich: Spitz, treffend, voller Wortwitz, aktuell und ohne Respekt, geschweige denn Rücksichtnahme auf die vermeintlich Einflussreichen tut sie das, was Tilly schon seit Jahren mit seinen Mottowagen macht: Mut und Profil zeigen, heiße Eisen und Themen anpacken, an die sich in Köln keiner herantraut. Das hat die Kölner Humor-Ikone Jürgen Becker - Mitbegründer der Stunksitzung - schon lange erkannt. Der Karneval dürfe das brisante Thema Islam nicht ausklammern, zitiert ihn jetzt die Deutsche Presseagentur (dpa). Dies geschehe zumindest in Düsseldorf nicht: "Die ernstzunehmenden Karnevalszüge wie der Düsseldorfer, die machen das. Jacques Tilly hat da ja super Wagen gemacht. Und wenn da so ein Wagen drin ist, dann wird der auch weltweit abgebildet, das ist der eigentliche Effekt, nicht der Zug selber. Der Kölner Rosenmontagszug ist natürlich qualitativ sehr schlecht, den kann man gar nicht ernst nehmen. Deswegen muss man auf den Düsseldorfer Zug gucken, das ist das Vorbild."

Genau darauf setzen die Düsseldorfer: Natürlich wollen sie den Karneval als breites Volksfest, vor allem in den Stadtteilen, fördern, aber ihn als unverwechselbares Merkmal zu vermarkten, schaffe ein einmaliges Image und locke auch Menschen, die einen scharfen Humor auf dem Niveau von Kabarett, Satire und Karikatur schätzen.

Deren Aufmerksamkeit fängt man nur ein, wenn man in den wichtigen Medien präsent ist. Das gelingt seit geraumer Zeit mit den Mottowagen, deren Fotos weltweit in Zeitungen, im TV und zahllosen Online-Auftritten verschiedener Anbieter aufploppen - oft mit merkwürdiger Umschreibung des Anlasses: aus Rosenmontag wird "rose monday".

Dass es beim kommenden Rosenmontagszug wieder solche Motive geben wird, daran besteht kein Zweifel. Welche das sein werden, ist streng geheim, die Wagen werden in einer abgeschirmten Halle gebaut, kein Unbefugter darf hinein. Auch der IS-Terror dürfte dabei sein -denn der Islamismus ist ein Dauerthema, sagt Tilly.

(RP)
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