Düsseldorf Karnevalistischer Marathon mit "de Fetzer"

Düsseldorf · Sechs Auftritte in annähernd 14 Stunden: ein Tag mit einer der besten und professionellsten Stimmungsbands in Düsseldorf.

 Finale im Hilton: Markus Loddenkemper (v.), Franz Kolbecher (l.), Udo Schillings (M.), Erich Kluth (h.l.), Josef Kollenbroich (h.M.) und Thomas Meffert, die im Alltag normalen Berufen nachgehen, zeigen auch um Mitternacht noch vollen Einsatz.

Finale im Hilton: Markus Loddenkemper (v.), Franz Kolbecher (l.), Udo Schillings (M.), Erich Kluth (h.l.), Josef Kollenbroich (h.M.) und Thomas Meffert, die im Alltag normalen Berufen nachgehen, zeigen auch um Mitternacht noch vollen Einsatz.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Der Morgen, als der Schnee kam, war auch für die Fetzer kein gewöhnlicher. "Ich dachte, wir brettern mit dem Bus erst mal in die nächste Mauer", sagt Franz Kolbecher. Zum ersten Karnevalstermin, einem Frühschoppen in Dormagen um 11 Uhr hatte es die Band, die 2015 ihre 40-jährige Bühnen-Präsenz feiert, am Samstag aber zum Glück nicht weit. "Alles ist gut gegangen, die Leute waren sofort gut drauf - und blieben es auch zwei Stunden lang", erzählt der Gitarrist.

 Technikfreak Ulli Adams (r.), im zivilen Leben im Vorstand der Telekom, ist der Perfektionist im Team.

Technikfreak Ulli Adams (r.), im zivilen Leben im Vorstand der Telekom, ist der Perfektionist im Team.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Jetzt stehen die sechs Musiker im Gartencenter Vishers in Heerdt auf der Bühne. Die Stimmung ist bestens, seit 11.11 Uhr feiert die Tonnengarde Niederkassel schon. Sänger Thomas Meffert stimmt das Altbierlied an, es wird auch bei den vier noch folgenden Terminen an diesem Tag zum Auftakt als Anheizer dienen. Fast eine Stunde spielen die Fetzer. "Normal haben wir in den Sitzungen 25 Minuten plus Zugabe pro Auftritt, aber zur Tonnengarde kommen wir schon ewig. Da macht man gerne mal eine Ausnahme", so Kolbecher. Mittendrin im Repertoire: das Lied "Schlittenfahrn im Grafenberger Wald" - wie passend.

Weiter geht es zum Soundcheck in der Rheinterrasse. Hier wird am Abend die komplette Sitzung der Rheinischen Garde Blau-Weiss fürs Radio aufgezeichnet. "Die wollen jedes Instrument einzeln hören, alles wird haarklein abgestimmt, das sind absolute Profis", sagt Schlagzeuger Josef Kollenbroich fast ehrfürchtig. Der Termin zieht sich, die Fetzer sehnen ihre Pause im Schumacher an der Oststraße herbei, gequengelt wird aber nicht. Um die 100 Auftritte hat die Band in der Session, das härtet ab. Im Vorjahr ist dem Bus der Musiker auf der Autobahn ein Lkw draufgefahren: Totalschaden. "Wir hatten zum Glück eine Folie an der Heckscheibe, so dass wir die ganzen Splitter nicht abbekommen haben", blickt Kollenbroich mit Schaudern zurück. Nur ein Auftritt musste abgesagt werden, "die nächsten haben wir ganz normal durchgezogen", fügt Kolbecher lakonisch hinzu.

 Kurz vor dem Auftritt in der Rheinterrasse: Der Saal brodelt, die Fetzer nehmen's gelassen.

Kurz vor dem Auftritt in der Rheinterrasse: Der Saal brodelt, die Fetzer nehmen's gelassen.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Die Pause ist zu Ende, die Fetzer fahren nach Ratingen zur Stadtgarde Funken Rot-Wiss. In der Rheinterrasse hat bei der WDR4-Hörfunksitzung Präsidentin Janine Kemmer den Saal voll im Griff. Der Knallkopp und die Swinging Funfares bereiten das närrische Terrain für das Prinzenpaar und nicht zuletzt "ne Hausmann" vor. Jürgen Beckers schafft es spielend, die Gäste mit seinem trockenen Humor um den Finger zu wickeln. Noch zehn Minuten, dann sind die Fetzer an der Reihe. Der Bus trifft - wie eigentlich immer - pünktlich ein. "Das war eng, für mehr als eine halbe Zugabe war in Ratingen keine Zeit", berichtet Kolbecher. Alle dürfen schnell noch mal auf die Toilette, dann folgt der obligatorische Gang durch die Menge zur Bühne. Erst das Altbierlied, na klar, dann folgt "Et is ejal". Dabei fliegen stets dutzendweise die Bierdeckel durch den Saal. Im Anschluss lässt Thomas Meffert mal so richtig seine Gitarre jaulen: Das rockige "Traumhaft jeck" ist das Mottolied der Session, die Gäste in der Rheinterrasse steigen auf ihre Stühle und lassen, wie von Meffert gefordert, "die Sau raus".

Benedikt Dappen steht am Bühnenrand schon wieder in den Startlöchern. Er gehört zum Team, das Auf- und Abbau regelt, die Technik überwacht, die Auftritte in Film und Foto festhält, den Tour-Bus fährt. "Keiner ist schneller als wir. In weniger als zwei Minuten steht alles auf der Bühne, und genauso schnell sind wir auch wieder weg", sagt er. "Ihr habt uns strubbelig gespielt", lobt Nadine Kemmer. Noch schnell einen kurzen Blick auf die hübschen Tänzerinnen der Kammerkätzchen riskieren, dann geht's wieder in den Bus. Bei der Rheinischen Garde stehen noch Brings auf dem Programm, es wird ein langer Abend.

Kontrastprogramm in Flehe: Im Gantenberg feiern die Radschläger ihre Sitzung. Die Fetzer wirken genauso spielfreudig wie bei allen Terminen an diesem Tag, wahrscheinlich würden sie auch in der letzten Kaschemme in der hintersten Walachei noch die Menschen mit Inbrunst unterhalten. Die Eile im Anschluss ist, wie sich herausstellt, überflüssig, bei der Kostümsitzung der Prinzengarde Rot-Weiss im Hilton gibt es im Programm rund 45 Minuten Verzögerung - was jedoch nicht daran lag, dass Ex-Prinz Peter Sökefeld auf der Bühne gestolpert war und sich leicht an der Hand verletzt hatte.

Es war ein langer, mehr als fünfstündiger Abend für die zu dem Motto "Circus, Circus" größtenteils toll verkleideten Jecken. Kuhl und de Gäng waren da, auch Alt Schuss und Band ohne Bart haben den Saal gerockt. Und nachdem das Prinzenpaar seinen Auftritt hatte, zeigt das Publikum um kurz vor Mitternacht doch Ermüdungserscheinungen. Die sind jedoch nur von kurzer Dauer. Kaum haben die Fetzer das Altbierlied angestimmt, steht alles auf und klatscht. "Geht doch", sagt Meffert ins Mikro und greift in die Saiten: Nach fast 14 Stunden Karnevals-Marathon spielt er für heute zum letzten Mal "Traumhaft jeck".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort