Zwischen "Helau" und "Alaaf" Kölner Karneval in der "Philipshalle"

Düsseldorf · Höhner, Bläck Fööss und andere Größen des kölschen Karnevals spielen in der "Lachenden Philipshalle", obwohl die Halle nicht mehr so heißt. Profi-Besucher erkennt man an waghalsigen Aufbauten aus Fässern und Kühltaschen.

 Feiern mit der Kühltasche: Bei der "lachenden Philipshalle" darf das Publikum Speisen und Getränke selbst mitbringen.

Feiern mit der Kühltasche: Bei der "lachenden Philipshalle" darf das Publikum Speisen und Getränke selbst mitbringen.

Foto: Schaller,Bernd

Ruft man eigentlich "Helau" oder "Alaaf", wenn die Größen des Kölner Karnevals nach Düsseldorf kommen? Ansager Charly Kaiser löst die Frage demokratisch. Er lässt die Menge 24 Mal "Helau" rufen und viermal "Alaaf" — gezählt in den ersten vier Minuten der Veranstaltung, als Kölner Elferrat und Düsseldorfer Prinzengarde einziehen.

Viele Zuschauer bekommen das nur mit einem Ohr mit. Auch als schon die ersten Bands spielen, sind sie noch mit Aufbauen und Auspacken beschäftigt. Das Publikum ist jünger, als man erwarten würde, ein Großteil ist zwischen 30 und 50 Jahre alt. Fast alle sind verkleidet, viele in Gruppenkostümen. Eine Damenrunde ist in Flamingo-Kostümen erschienen, der Mann, der sie begleitet, geht als Stinktier. Die Halle ist gut gefüllt, aber nicht ausverkauft.

Die meisten Besucher haben Kisten, Tragetaschen und Trollys dabei. Im Trend liegen auch Handgepäcktaschen, denn die lassen sich einfach unter den Sitz schieben. Das ist praktisch: Bei der "Lachenden Philipshalle" darf das Publikum zwar traditionell Speisen und Getränke mitbringen. Es gibt aber keine Tische, sondern Konzertbestuhlung.

 Viel Applaus erhält Bernd Stelter für seinen Auftritt. Er feiert sein 25. Jahr im Karneval.

Viel Applaus erhält Bernd Stelter für seinen Auftritt. Er feiert sein 25. Jahr im Karneval.

Foto: Schaller,Bernd

Neulinge erkennt man daran, dass sie nicht erwartet haben, Nudelsalat in einer Schüssel mitzubringen und ihn bei wenig Licht und noch weniger Beinfreiheit auf Teller verfrachten zu müssen, was nicht immer gutgeht. Fortgeschrittene haben die Fleischwurst schon zu Hause in mundgerechte Stücke geschnitten und den Salat auf viele kleine Plastikdosen portioniert.

Echte Profis haben Plätze am Rand der Reihen gebucht und dort waghalsige Konstruktionen aus Kisten, Kühltaschen, Servierwagen und Bierfässern errichtet. Ein Freundeskreis mit Mecki-Gruppenkostüm hat sogar einen Stehtisch durch den Einlass gebracht. Das Lieblingsgericht sind Frikadellen, in den Fässern ist mehr Alt als Kölsch.

Im Vorteil ist, wer viel Proviant mitgebracht hat — der Abend ist lang. Mehr als vier Stunden wechseln sich Bands, Tanzgruppen und (wenige) Redner ab. Das Publikum kommt immer besser in Schwung. Für die erste Polonaise sorgen kurz nach 20 Uhr die Swinging Funfares, bei Brings steht der Elferrat auf den Stühlen. Bernd Stelter feiert sein 25. Bühnenjahr, die Rheinveilchen tanzen Samba. Die Bläck Fööss singen vom Bickendorfer Büdche.

Karnevalspräsident Wolfgang Nagel erwähnt bei jedem Künstler, er sei "lang", "sehr lang" oder "ewig" dabei. Beliebteste Themen der Redner sind der ADAC, Uli Hoeneß und Bischof Tebartz-van Elst. Beliebtester Begriff in den Songs ist: Köln. Die Paveier bekommen das Kunststück hin, eine Halle in Düsseldorf Folgendes singen zu lassen: "Mir singe e Lääve lang, wie schön mer't in Kölle ham." Da ist es auch egal, ob man nun "Helau" oder "Alaaf" ruft.

Die Veranstaltung gibt es an diesem Ort, seit die Halle 1971 fertig wurde. Seit 2011 heißt die Halle anders, die Veranstaltung nicht. Der Name hat sich etabliert. Und: "Lachende Mitsubishi Electric Halle Helau!", das weiß die Konzertdirektion Hofer, möchte man keinen Karnevalisten rufen hören. In den vergangenen Jahren ging die Nachfrage zurück, der Veranstalter hofft auf "übliche Schwankungen". Auflösungserscheinungen sind vor Ort jedenfalls nicht zu spüren. Wenn Zuschauer nicht zufrieden sind — wie einige, deren Gespräch man beim Herausgehen aufschnappt — liegt das daran, dass auch Profis gegen die ungemütliche Größe der Halle ankämpfen müssen.

Als die Höhner gegen 1 Uhr das Finale bestreiten, tobt vorne die Party, auf den hinteren Plätzen liegen einige in den Stühlen, weil sie doch zu viele Kurze in die Tragetasche gepackt hatten. Eine Frau im Clownskostüm ist weggedämmert. Die Augen sind geschlossen, die Lippen formen noch den Text: " Das geht nie vorbei! Das steckt in uns drin."

(RP)
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