Rosenmontag in Düsseldorf Die Toten Hosen als Überraschungsgäste

Düsseldorf · Düsseldorfs Erfolgsband reihte sich beim Start in den Zoch ein. Dieses rollende Konzert wurde ausgerechnet in Köln besiegelt.

Damit hatte niemand gerechnet und auch für die Toten Hosen war ihre zweite Mitfahrt beim Rosenmontagszug eher untypisch. Normalerweise wiederholt sich Deutschlands erfolgreichste Band bei ihren Sonderaktionen nicht. Im Düsseldorfer Karneval wurde gestern eine Ausnahme gemacht: Nach 1996 fuhr die Gruppe zum zweiten Mal beim Umzug mit und gab während des Zugs ein Konzert.

An der Herzogstraße, als sich der Zug gerade in Bewegung gesetzt hatte, reihte sich die rollende Bühne in den Lindwurm ein. Campino & Co sollten für die Narren gut zu sehen sein: Die Seiten des Wagens waren aus Plexiglas gestaltet worden, vorne und hinten hatte der Bruder von Gitarrist Breiti Covermotive des aktuellen Albums "Laune der Natur" aufgebracht. Während die Bandmitglieder bunt kostümiert waren, trat die Crew in Mönchskluft auf - die Truppe war auch fürs Kamellewerfen zuständig.

Die Toten Hosen mit Live-Konzert 2018 beim Düsseldorfer Rosenmontagszug
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Die Toten Hosen rocken den Düsseldorfer Rosenmontagszug

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Foto: dpa

"An Tagen wie diesen", "Uns Altstadt" oder "Wünsch dir was" - die Hosen spielten eine Auswahl ihrer großen Hits - mehrmals. So viel Ausdauer wurde belohnt: Wo der Punk-Wagen entlang kam, wurde gejubelt, gekreischt und mitgesungen. Wer den Text nicht kannte, brüllte einfach in altbewährter Manier "Helau", so oft Frontmann Campino "Düsseldorf!" ins Mikrofon rief.

Die Sicherheitsleute, die den Wagen flankierten, sorgten mit blauen Seilen dafür, dass keiner unter die Räder kam. Streng wurde darauf geachtet, dass nur Reporter und Fotografen neben dem Wagen herliefen. Die größten Fans schlossen sich aber nach und nach einer wild tanzenden Fußgruppe an, die hinter dem Punkwagen herziehen durfte. Einige wenige versuchten, hinter der Menge am Straßenrand dem Wagen zu folgen - vergeblich.

Je näher der Wagen der Altstadt kam, desto mehr echte Fans mischten sich unter die Jecken. Am Marktplatz gaben die Toten Hosen dann alles. Campino setzte sich am höchsten Punkt des Wagens rittlings auf das Geländer - und die gesamte Tribüne vor dem Rathaus grölte mit: "Wir sinn us de ahle Stadt, us de Retematäng! Wir spreche richtig Platt un lohpe up de Häng!"

Der Auftritt war minutiös vorbereitet worden. Die Toten Hosen unterstützten im Herbst eine Aktion der Bürgerstiftung, die von Sabine Tüllmann geführt wird. So ergab sich der Kontakt zu CC-Geschäftsführer Hans-Jürgen Tüllmann quasi von selbst. Mitglieder der Band verfolgen den Rosenmontagszug traditionell auf dem Balkon der Hausbrauerei Uerige. wo Campino schon voriges Jahr sagte, er hätte wieder Lust dazu, mit den Toten Hosen im Zug mitzufahren.

Nur einige Karnevalisten wussten von der Idee, am Rande des Konzerts der Band im Dezember in Köln wurden dann die Details besprochen und der Auftritt unter Dach und Fach gebracht. Die Polizei wurde eingeweiht, absolutes Stillschweigen vereinbart. Wäre der Auftritt im Zoch bekanntgeworden, hätten die Behörden die Mitfahrt untersagt. Denn man hat ja Erfahrung. Vor 22 Jahren waren die Hosen im Zug mitgefahren, damals liefen Hunderte Fans hinter dem Wagen her. Der Zug wurde deswegen auch zeitlich in die Länge gezogen. Die Musiker sahen damals übrigens aus wie ihre eigenen Tanten, sie waren als Frauen verkleidet, trugen Perücken und waren grell geschminkt.

Größere Zwischenfälle blieben diesmal aus. Zudem wurde der Wagen nicht vom Team des Wagenbauers Jacques Tilly errichtet, der Soundcheck fand am Sonntag auf einem Bauernhof außerhalb Düsseldorfs statt. Dort bekam die Band CC-Orden überreicht, was mindestens so wertvoll sein dürfte wie Platin-CDs. Nach dem Umzug feierte die Band im Uerige und traf dort auf Mitglieder der Jüdischen Gemeinde - man ist befreundet. Campino kletterte noch auf den Balkon und sang mit den Fans "Tage wie diese".

(RP)
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