Rosensonntagszug in Düsseldorf Kölner Karnevalsverein entert Düsseldorfer Altstadt

Düsseldorf · Mehrere Tausend Besucher sind in Düsseldorf zu Gast, um den nachgeholten Rosenmontagszug zu feiern, darunter auch die KG Ponyhof aus Köln. Die Karnevalisten kamen morgens mit einem Rheindampfer an und enterten die Altstadt. Wir waren dabei.

Kölner feiern Karneval in Düsseldorf beim Rosensonntagszug
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Kölner KG Ponyhof fährt zum Zug nach Düsseldorf

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Foto: Merle Sievers

"Ist das jetzt dieses Düsseldorf?", fragt ein Pirat und guckt skeptisch aus dem Fenster. "Nee, das dauert noch. Wir sind ja gerade mal an Leverkusen vorbeigefahren", sagt jemand anderes. Erleichterte Zustimmung von allen Seiten, eine neue Runde Kölsch wird geordert.

Für viele der fast 200 Kölner, die sich an diesem Sonntag auf den Weg nach Düsseldorf machen, um dort den nachgeholten Rosenmontagszug zu sehen, ist es die erste karnevalistische Erfahrung außerhalb der eigenen Stadtgrenzen. Organisiert wurde der Trip von der KG Ponyhof, einem unkonventionellen, jungen Karnevalsverein aus der Kölner Südstadt. Um neun Uhr morgens heißt es "Leinen los", denn die Kölner kommen nicht etwa über Land, sondern nutzen den direkten Weg, der die beiden Karnevalshochburgen miteinander verbindet: den Rhein. Ein letztes Mal dem Dom winken, dann schippert der Trupp bei strahlendem Sonnenschein mit einem Dampfer der Köln-Düsseldorfer gen Norden.

Bei aller Häme und allem Spott, den sich die Düsseldorfer anhören mussten, als vor fünf Wochen der Rosenmontagszug wegen einer Sturmwarnung abgesagt wurde: Die Neugier der Kölner auf "den anderen Zug" ist groß. Die Facebook-Veranstaltung "Mit der Herde um die Erde", über die die KG Ponyhof ihren Ausflug beworben hatten, verbreitete sich binnen weniger Stunden im Netz, das Schiff war nach wenigen Tagen ausverkauft.

An Bord sind sowohl Vereinsmitglieder als auch Freunde und Bekannte der KG Ponyhof, Liedermacher Stefan Knittler und das "JP Weber Trio" sorgen für kölsche Karnevalsmusik. Dieses Event wollten sich auch die vier Kölnerinnen Julia, Katrin, Rabea und Sarah, allesamt verkleidet als Herzdamen und mit roten Luftballons ausstaffiert, nicht entgehen lassen. "Für uns ist das doch die Gelegenheit schlechthin, ein zweites Mal Karneval zu feiern", sagt Julia. "Und mal sehen, vielleicht verschenke ich ja heute mein Herz in Düsseldorf."

Daniel Rabe und Jochen Gasser sind Gründungs- und Vorstandsmitglieder der KG Ponyhof. Mit dem Besuch in Düsseldorf wollen sie ein friedliches Statement zur Völkerverständigung der Karnevalsjecken setzen - und fühlen sich als Gäste willkommen. "Innerhalb von nur zwei Stunden hat das CC unsere Anfrage mit herzlichen Worten beantwortet und uns eingeladen, kölsche Stimmung mit nach Düsseldorf zu bringen."

Gesagt, getan. Als das KD-Schiff gegen halb zwölf am Fähranleger nahe des Burgplatzes anlegt, stehen alle an Deck und singen aus Leibeskräften den Karnevalshit "Wir kumm' us der Stadt met K". Es folgt ein Landgang mit ordentlich Kawumm. Als Zuschauer könnte man es da schon mit der Angst zu tun bekommen, doch glücklicherweise erweisen sich die Düsseldorfer als furchtlos, schunkeln mit, winken und freuen sich über den Besuch.

Auch die Herzdamen mischen sich unters Volk, rufen laut "Kamelleeeeee" und bewundern die Wagen. Kulinarisch ist die Entscheidung schnell gefallen: Alt geht gar nicht, das Wurfmaterial hingegen schmeckt besser als in Köln. Sogar eine Schoko-Creme-Schnitte ist dabei. Ihr Fazit am Ende des Tages: "Der Düsseldorfer Zug ist nicht so voll wie der Kölner. Als Zuschauer ist das super, weil man nah rankommt und viel Kamelle fangen kann. Außerdem haben viele Wagen eine schärfere, politische Aussage." Ihr Herz an Düsseldorf verloren haben sie trotzdem nicht. Alle vier Luftballons sind noch da.

Zurück in die Domstadt fahren die KG Ponyhof und ihre Gäste dann übrigens doch mit Bussen. Der Grund: Eine Rheinfahrt flussaufwärts dauert bis nach Köln ganze fünf Stunden.

(siev)
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