Gerresheim Sänger-Frauen laufen Männern den Rang ab

Gerresheim · Beim Gerresheimer Veedelszug stellen die "Jecken Wiever" des Männerchors eine ebenso schlagkräftige wie trinkfreudige Gruppe.

Die närrischen Frauen des Männerchors bringen beim Gerresheimer Veedelszug Farbe ins Spiel.

Die närrischen Frauen des Männerchors bringen beim Gerresheimer Veedelszug Farbe ins Spiel.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Mag ja sein, dass die Stimmvirtuosen des Gerresheimer Männerchors im Veedel einen höheren Bekanntheitsgrad genießen als die jeweils ihnen angetrauten Damen. Spätestens an Karneval jedoch müssen die Sänger in die zweite Reihe zurücktreten. Beim Veedelszug stellen die Jecken Wiever eine eigene Gruppe, 30 Teilnehmer stark, weil auch die Männer mitgehen dürfen, jedoch haben die sich an diesem einen Tag gefälligst im Hintergrund zu halten.

"Wir ziehen seit 30 Jahren in Gerresheim mit, natürlich nicht wir alle persönlich, so alt sind wir dann auch wieder nicht", erzählt Dagmar Winter und muss kichern. Obwohl: "Unsere älteste Teilnehmerin ist immerhin schon 75 Jahre alt", sagt sie und wirft einen Blick in den Kinderwagen neben ihr: "Und unsere jüngste gerade mal drei. Wie sagt man so schön: Alle Generationen sind vertreten."

Alle vier Wochen treffen sich die Frauen des Männerchors zum Klönen, dann wird die nächste Jecken-Tour geplant oder das Kostüm für den Gerresheimer Veedelszoch besprochen. "Man kann sich vorstellen, dass wir in 30 Jahren schon so ziemlich alles durchhaben an Verkleidungen, es gibt praktisch nichts, was wir nicht schon mal hatten. Unser Fundus im Keller ist schier unermesslich", erzählt die Gerresheimer Oberjeckin. "Aber man kann die Sachen ja auch neu kombinieren, wir beweisen da jedes Jahr immer viel Fantasie."

Für den diesjährigen Umzug jedoch haben sich die Frauen etwas ganz Neues einfallen lassen und sich mit Kimono und spitzem Strohhut als japanische Reisbäuerinnen ausstaffiert. "Das sieht doch wirklich toll aus, oder?", fragt Winter rhetorisch, und nicht nur die umherstehenden Männer nicken heftig. Die Umhängetaschen sind prall gefüllt, "und nicht mit dem billigen Zeug. Wir geben dafür jedes Jahr viel Geld aus, alles ist schön abgepackt", sagt eine Sänger-Gattin. Das ein oder andere Schnäpschen ist auch dabei, und weil der Berichterstatter so viel und neugierig fragt, muss er erst mal eine hochprozentige Williams-Christbirne herunterkippen.

So lässt sich dann auch der Rest des Veedelszugs viel entspannter genießen, und der ist in Gerresheim wie in jedem Jahr bunt und lebhaft wie wohl kaum ein zweiter in Düsseldorf. 38 Gruppen, 13 Wagen und neun Kapellen ziehen mit, mehrere zehntausend Menschen feieren bei zum Glück trockenem Wetter am Straßenrand. Darunter ist die Super-Family, die mit acht Kindern einen eigenen Wagen voll bekommt, Hubbelrath und Knittkuhl haben närrische Delegationen geschickt. Jedes Mal eine Augenweide sind die historischen Pferdewagen der Bürgerwehr. Auch die Bezirksvertretung ist vor ort mit von der Partie und wirbt mit dem zweideutigen Spruch "Lass mich Deine Badeente sein!"

(RP)
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