Zum ersten Mal Umzug in Düsseldorf Wie ich bei meiner Karnevalspremiere fast übers Ziel hinausschoss

Düsseldorf · Nordlicht Stefan Weigel hat am Sonntag eine Premiere erlebt: Zum ersten Mal fuhr der stellvertretende RP-Chefredakteur auf einem Karnevalswagen mit. Vorher hatte er viele Befürchtungen. Nicht alle waren begründet. Und dann gab es noch ein Highlight, mit dem er nicht gerechnet hatte.

Zum ersten Mal Umzug in Düsseldorf: Wie ich bei meiner Karnevalspremiere fast übers Ziel hinausschoss
Foto: Anne Orthen

Vor einigen Tagen habe ich Sie, liebe Leser, mit einer Schilderung des Lampenfiebers vor meiner ersten Fahrt auf einem Karnevalswagen belästigt. Viele meiner spießig norddeutschen Ängste waren glücklicherweise unbegründet. Etwa die Sorge, in einem mit goldenen Pailletten bestickten Sakko, mit goldener Fliege und einem goldenen Zylinder unseriös zu wirken.

Das Gefühl verschwindet in einer Gruppe von 25 Menschen mit goldenen Paillettensakkos und goldenen Zylindern sofort und kommt auch nie mehr wieder. Nicht mal bei der Rückfahrt allein in der U-Bahn. Auf Rat der Kollegen hatte ich das Risiko von Frostbeulen durch den geschickten Einsatz von Funktionsunterwäsche minimiert.

Dabei bin ich sogar übers Ziel hinausgeschossen: Da ein Paillettensakko ähnlich funktioniert wie ein Sonnenkollektor, wäre ich am Ende fast dehydriert, denn die Aufnahme von Flüssigkeit hatte ich gegen Mitternacht des Vortags vorsichtshalber eingestellt — um die Benutzung der Behelfstoilette auf dem Karnevalswagen zu vermeiden. Leider konnte ich während der Fahrt nicht einmal das Stirnband aus Fleece ablegen, denn es war das einzige, was meinen Zylinder daran hinderte, mir über Ohren und Augen zu rutschen.

Das wiederum war gut, denn so konnte ich Milliarden fröhlicher Menschen sehen, die am ersten Sommerwochenende des Jahres, mitten in der Fastenzeit ausgelassen und friedlich Karneval feierten. Viele waren verkleidet: als Eisbären, Piraten oder Superhelden; manche waren sogar aus Nordafrika angereist und einige klangen ein bisschen wie Kölner.

Und ich habe eine neue Leidenschaft entdeckt: Kamelle werfen. Anfangs habe ich versucht, Kinder glücklich zu machen, die mit ihren kleinen Händen nach Bonbons greifen, von deren Verzehr ein anständiger deutscher Zahnarzt vermutlich eher abraten dürfte. Doch dann habe ich etwas viel Besseres entdeckt: Haben Sie mal beobachtet, was passiert, wenn man nach einem verlängerten Wochenende Fischfutter in ein Aquarium ausgehungerter Guppys streut? Dasselbe geschieht, wenn man gelbe Plastikentchen in Gruppen angetrunkener Damen mittleren Alters wirft. Groß-ar-tig!

So zieht der Rosensonntagszug am Düsseldorfer Rathaus vorbei
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Foto: Ina Schwerdtfeger

Das hätte mir doch mal vorher jemand sagen können, dass Karneval so lustig ist! Dann hätte ich mir nicht solche Sorgen gemacht. Im nächsten Jahr würde ich jedenfalls gern wieder mit auf den Wagen. Wenn ich darf. Bitte!

(wei)
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