Düsseldorf Katholische Kita ist offen für alle

Düsseldorf · Seit 20 Jahren leitet Angelika Rustler die katholische Kita in Rath. Erlebt hat sie einen enormen gesellschaftlichen Wandel. Die Kinder stammen aus 24 Nationen, die Hälfte ist weder katholisch noch evangelisch.

 Leiterin Angelika Rustler (v.l.) mit Acelya, Tusem, der religionspädagogischen Fachkraft Daniela Weiler sowie Francis und Lilli

Leiterin Angelika Rustler (v.l.) mit Acelya, Tusem, der religionspädagogischen Fachkraft Daniela Weiler sowie Francis und Lilli

Foto: Andreas Endermann

Im Foyer der katholischen Kindertagesstätte des Rather Familienzentrums ist eine kleine Sitzecke um einen Tisch aufgebaut. Dort gibt es täglich religiöse Angebote und der Bereich wird immer wieder neu, den Festen des Kirchenjahrs folgend, dekoriert. Francis, Acelya, Tusem und Lilli haben es sich dort bequem gemacht und lauschen einer Geschichte mit religiösem Hintergrund, die von Erzieherin Daniela Weiler vorgelesen wird. Das Besondere an dieser Situation ist, dass zwei dieser vier Kinder sowie die Hälfte der anderen 100 Jungen und Mädchen in der Einrichtung gar nicht katholisch oder evangelisch sind, sondern anderen Religionsgemeinschaften angehören oder konfessionslos sind.

"Obwohl die Eltern dieser Kinder wissen, dass wir eine katholische Einrichtung sind, wollen sie ihre Kinder gerne bei uns anmelden. Ihnen ist es wichtig, dass wir Werte vermitteln und vorleben", sagt Angelika Rustler. Sie leitet seit 20 Jahren die Kita und hat den gesellschaftlichen Wandel dort begleitet. Dabei hat sie gelernt, wie sie auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Familien eingehen kann. Denn inzwischen sind dort 24 verschiedene Nationen vertreten. "Wir führen vorher ein intensives Gespräch mit den Eltern, denn diese müssen unser Programm mittragen und zustimmen, dass ihre Kinder an allen Angeboten teilnehmen dürfen", sagt Rustler. Denn nur dann würden die Kinder nicht ausgegrenzt und könnten sich der Gemeinschaft zugehörig fühlen. Dank der intensiven Aufklärung hätte es auch noch nie Probleme im Nachhinein mit den Eltern gegeben, wenn die sich einmal zur Anmeldung entschlossen hätten. Auch sei es noch nie zu Konflikten der Mütter und Väter untereinander gekommen, obwohl diese oft aus sehr unterschiedlichen Kulturkreisen und Ländern, darunter Ghana, die Ukraine oder Syrien, stammten.

"Wir wollen hier niemanden bekehren oder verändern. Im Gegenteil. Jedes Kind soll sich frei entwickeln und seinen eigenen Glauben behalten dürfen", sagt Rustler. Beim gemeinsamen Tischgebet beispielsweise müsste deshalb keiner die Hände falten oder ein Kreuzzeichen machen.

Gemeinsam werden die vielen Feste des Kirchenjahres gefeiert wie Ostern, der Marienmonat Mai, Pfingsten und die Adventszeit. Dazu wird gebastelt, gesungen und Geschichten werden vorgelesen. "Viele Eltern sehen das als Bereicherung des Alltags in Deutschland, als eine Anbindung an die hiesige Kultur." Der jeweils andere Glaube würde von beiden Seiten gegenseitig akzeptiert. "Auch für uns sind die vielen Nationen und Religionen eine Bereicherung, denn wir entwickeln uns darüber auch immer weiter." Zudem würden die Kinder so in einem Umfeld groß, das der sie umgebenden Realität entspreche. "Unsere Gesellschaft ist nun einmal eine bunte Vielfalt, das zu erfahren, ist wichtig für die Entwicklung der Kinder."

Regelmäßig führt das Kita-Team Gespräche mit Elisabeth Saller von der Integrations-Agentur des Caritasverbandes, um sich über andere Kulturen zu informieren. Eine Zeit lang kamen auch Mütter aus anderen Kulturkreisen in die Tagesstätte, um aus ihrer Heimat zu berichten, das Leben dort vorzustellen. "Letztendlich ist die wertschätzende Haltung gegenüber unseren Mitmenschen wichtig. Wir wollen vermitteln, dass wir friedlich miteinander leben können, auch wenn wir unterschiedliche Ansichten haben."

(brab)
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