Düsseldorf Kaum noch Plätze für Flüchtlingsheime

Düsseldorf · Die Stadt errichtet zwei Leichtbauhallen und sucht Standorte für drei weitere. Sport- und Schützenplätze rücken dabei in den Fokus. Bei Sparta Bilk stieß die Verwaltung auf eine Überraschung - und ließ den Plan fallen.

 Christoph Andree (l.) und Ralf Dahmen von Sparta Bilk freuen sich, dass der neue Rasenplatz bleiben kann.

Christoph Andree (l.) und Ralf Dahmen von Sparta Bilk freuen sich, dass der neue Rasenplatz bleiben kann.

Foto: Anne Orthen

Wegen der steigenden Zahl von Flüchtlingen ist die Stadtverwaltung auf neue Notlösungen angewiesen. An fünf Standorten sollen möglichst zeitnah Leichtbauhallen für je rund 200 Personen entstehen, zugleich sind diverse Unterkünfte in fester Bauweise in Planung. Das verkündete die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch gestern.

Allerdings hat die Verwaltung zunehmend Probleme, Standorte zu finden: Unbebaute und geeignete Flächen in städtischem Besitz gibt es kaum noch. Auch für die dringend benötigten Hallen sind erst zwei Standorte gefunden. "Wir brauchen so schnell wie möglich Grundstücke", sagt Koch. Es gebe keinen Puffer für Neuankünfte. Sie ruft Grundstücksbesitzer sowie Schützen-, Kleingarten- und Sportvereine auf, nicht benötigte Flächen anzubieten. "Bitte melden Sie sich."

Vor allem kaum oder nicht mehr genutzte Anlagen der Vereine - meist in städtischem Besitz - rücken in der Tat verstärkt in den Fokus. Sie sind für Unterkünfte wegen der Infrastruktur ideal. Allerdings steigt auch das Konfliktpotenzial. Die Verwaltung hat in der Woche Gespräche mit Vereinen geführt - und musste sich von einigen nicht ausgereiften Plänen verabschieden.

Beim TV Torfbruch in Gerresheim entschuldigte sich die Flüchtlingsbeauftragte und zog den Plan zurück, auf dem Platz eine Modulanlage zu errichten. Die Mitglieder hatten protestiert. Sie legten dar, dass die Anlage nicht brachliegt, sondern intensiv genutzt wird. Koch räumt Planungsfehler ein, betont aber auch, man wolle um Vertrauen werben, indem man Projekte nicht auf Biegen und Brechen durchsetze.

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Foto: dpa, fg jai

Eine kurzfristige Änderung gab es auch am Flinger Richtweg. Eigentlich sollte eine Halle auf den Schützenplatz. Schützenchef Wilfried Kaussen lobt die Gespräche mit Verwaltung und Bezirksvertretung - mit dem alternativen Standort fürs Schützenfest, den die Stadt anbot, konnte man sich aber nicht anfreunden. "Da fehlten zum Beispiel die Abwasseranschlüsse", sagt Kaussen. Am Ende fand sich eine Lösung: Die Halle wird auf einer benachbarten Brache aufgestellt.

Ein kurioser Fall ereignete sich in Bilk. Die Verwaltung wollte eine Leichtbauhalle auf dem Ascheplatz von Sparta errichten. Allerdings ohne zu wissen, wie es dort aussieht. Der für Spiele nicht mehr zugelassene Asche- hat sich gerade in einen Rasenplatz verwandelt, auf Eigeninitiative des Vereins. Die Mitglieder haben mit Hilfe eines Gartenbauers gesät, die jüngsten Teams trainieren schon auf dem neuen Belag. "Wir haben alles selbst gemacht", sagt der erste Kassierer Rainer Dahmen. Der Ärger über die Pläne war groß, auch der CDU-Ortsvorsitzende Stefan Wiedon wies die Stadt auf den Fehler hin. "Wir benötigen dringend die zweite Spielfläche", sagt Dahmen. Der Verein hat viele Kooperationspartner, zudem rund 400 Aktive im Fußball.

Sparta lud Koch zum Ortstermin. Sie ließ den Plan fallen - und entschuldigte sich auch dort.

(arl)
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