Düsseldorf Keime: Krankenhaus prüft breitere Information

Düsseldorf · Nicht alle Eltern auf der Intensivstation wurden über Fälle mit VRE-Keimen unterrichtet. Es können immer noch Fälle auftreten.

Laut der aktuellsten Laboruntersuchung gibt es am Florence-Nightingale-Krankenhaus (FNK) auf der Kinderintensivstation seit drei Wochen keinen neuen VRE-Keimbefall. Die Klinik betrachtet den Fall aber nicht als abgeschlossen und diskutiert bereits Konsequenzen. "Wir erwägen, auf der Station künftig sogleich alle Eltern zu informieren", sagt Martin Berghäuser, Leitender Oberarzt der Neonatologie und Pädiatrischen Intensivmedizin am FNK. Die Eltern könnten dann entscheiden, ob sie ihr Kind lieber in andere Obhut geben wollten. Man sei damit bislang eher zurückhaltend gewesen, um nicht unnötig Ängste zu schüren.

Wie ist der aktuelle Stand? Die Klinik hat gestern die Laborergebnisse zu den Tests vom Ostersonntag erhalten. "Es gab keinen neuen positiven Befund", sagt Berghäuser. Zurzeit sind noch vier mit VRE besiedelte Frühgeborene in Behandlung. Am Sonntag hat das FNK ein weiteres Screening auf der gesamten Station durchgeführt. Die Ergebnisse werden nächste Woche erwartet.

So gefährlich sind Klinikkeime
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Foto: dapd

Der Fall Der Erreger war am 4. März bei einem Frühgeborenen nachgewiesen worden. Das Kind zeigte Symptome, hatte also bereits eine Infektion. Als am Tag darauf bei einem zweiten Kind eine Besiedlung mit dem Keim festgestellt wurde, schaltete die Klinik das Gesundheitsamt ein - Pflicht wäre dies ab der zweiten Infektion gewesen. Bei den Keimen handelt es sich um Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE-Bakterien), die schwerkranken Menschen gefährlich werden können. Der Keim ist gegen viele Antibiotika resistent. Bilanz bis heute: Es gab zwei Infektionen und elf Besiedelungen. Zwei der Frühgeborenen starben, sie hatten jedoch keine VRE-Infektion. Hintergrund: Die Frühgeborenen wiegen zwischen 400 und 1500 Gramm, ihr Leben hängt auch ohne weitere Komplikationen am seidenen Faden.

Wie ist die Klinik aufgestellt? Das FNK hat sich für Hygiene-Fragen eine Struktur gegeben. "Dies ist ein schicksalhafter Fall und wir bedauern ihn sehr", sagt Krankenhausdirektor Holger Stiller, "aber wir glauben, dass wir alles getan haben und auch mehr als nötig." Das Thema Hygiene sei beim Vorstand angesiedelt, es gebe nur dafür eine Leitende Ärztin, drei Pflegefachkräfte und weitere Beauftragte in jeder Klinik.

Was waren die Maßnahmen? Berghäuser hat die Patienten unterteilt, sie räumlich voneinander getrennt und ihnen Pflegekräfte zugeteilt, die sich um keine anderen Babys kümmern. Es gibt drei Gruppen mit strengen Regeln (Handschuhe, Kittel, Händehygiene): infizierte und besiedelte Patienten; Patienten, die zu ihnen Kontakt hatten, jedoch aktuell ohne Befund sind; solche ohne Kontakt und ohne Befund.

Ist der Fall erledigt? Nein, es können immer noch VRE-Fälle auftreten, weil der Keim im Darm eines Kindes vielleicht noch nicht nachgewiesen werden kann. Die Überwachung in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt bleibt also. Die Keimquelle ist auch noch nicht gefunden, obgleich Proben in Räumen, an Geräten aller Art, Thermometern etc. genommen wurden.

Meldepflicht Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe will eine Meldepflicht ab der ersten Besiedelung durchsetzen. Dazu Berghäuser: "Wenn er meint, dass seine Behörden schon dann eine Überwachung leisten können, warum nicht." Wichtiger sei die Umsetzung der richtigen Maßnahmen. Das geschehe hier in guter Kooperation mit dem Gesundheitsamt.

(RP)
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