Sammelaktion ist in Düsseldorf verboten Kein Trinkgeld für Müllmänner

Düsseldorf · Immer mehr Kommunen verbieten der Müllabfuhr, am Jahresende an den Haustüren Trinkgelder zu sammeln. Anwohner fürchten, betrogen zu werden. Falsche Müllmänner haben bereits zahlreiche Haushalte abgezockt.

Meerbusch ist bei Müllmännern besonders beliebt. Nicht, dass sich der Restmüll in der bevorzugten Wohngegend von dem Müll anderer Städte unterscheiden würde. Aber zu Weihnachten fällt das Trinkgeld für die Müllmänner in manchen Villen-Gegenden besonders üppig aus.

Jedes Jahr zu Weihnachten gibt es darum beim Entsorgungsunternehmen Gerke einen harten Wettbewerb unter den Kollegen: Wer darf nach Meerbusch? Und wer sammelt in Willich und in Tönisvorst?

Die drei Gemeinden gehören zu den wenigen Kommunen, die das Trinkgeld-Sammeln der Müllmänner zur Weihnachtszeit noch erlauben. Immer mehr Kommunen verbieten die jährliche Klingelaktion an der Haustür, mit der die Entsorger um ein Trinkgeld bitten. Dass "Betteln und Wegelagerei bei Strafe verboten" sei, darüber wurde die Schönmackers-Belegschaft bereits wiederholt informiert.

Das Unternehmen ist für die Tonnenleerung unter anderem in Kleve, Moers und Kamp-Lintfort zuständig. Wer gegen das Verbot verstoße, habe mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen zu rechnen, so ein Unternehmenssprecher.

Auch in Düsseldorf ist die weihnachtliche Sammel-Aktion der Müllmänner seit rund fünf Jahren verboten: "Wir haben damit viele schlechte Erfahrungen gemacht", so Awista-Sprecher Ralf Böhme.

Für diejenigen Müllmänner, die weiterhin sammeln dürfen, ist das Trinkgeld ein wichtiges Zubrot zum Jahresgehalt. Zwei Wochen lang durchkämmt Klaus Lausberg jeden Abend sein Revier und wünscht den Hausbewohnern ein schönes Weihnachtsfest-nach Feierabend. An der Haustür erhält der Müllmann ein kleines Dankeschön: Geld, zuweilen eine Flasche Wein oder Gebäck, auch Kleidung hat Lausberg schon erhalten.

Für ihn und seine Kollegen ein lukratives Geschäft: "Das lässt sich keiner von uns entgehen", sagt Lausberg. Er koordiniert die Sammel-Aktionen des Müllentsorgers Gerke, der für die Tonnenleerung in zahlreichen Gemeinden am Niederrhein zuständig ist.

Um Missbrauch zu vermeiden, gelten für die Gerke-Müllmänner beim Geldsammeln strenge Regeln. Sie müssen eine Bescheinigung ihres Unternehmens bei sich tragen und die Trinkgeld-Sammlung bei der Polizei anmelden.

Gleichzeitig mit der Trinkgeldbitte die Müllkalender fürs nächste Jahr zu verteilen, ist streng verboten: "Das führt sonst nur zu Missverständnissen", sagt Lausberg. In Moers hatte eine solche Aktion für Wirbel gesorgt: Anwohner befürchteten, dass sie keinen Müllkalender erhalten, sollten sie den Müllmännern das Trinkgeld verweigern. Daraufhin wurde die Sammelaktion verboten.

Bereits in zahlreichen Städten hat das Müllmänner-Trinkgeld bereits für Diskussionen gesorgt. In Hückeswagen, Leverkusen und Morsbach, wo der Bergische Abfallwirtschaftsverband für die Müll-Entsorgung zuständig ist, sind Trinkgeld-Sammlungen generell verboten.

In Mönchengladbach zogen Unbekannte in Müllmann-Montur durch die Straßen und sammelten Geld. Die Polizei suchte die falschen Müllmänner, die sich das Geld ergaunerten, vergebens. "Um solche Fälle zu verhindern, sind bei uns die Neujahrsgrüße generell nicht erlaubt", sagt Jutta Schmitz, Sprecherin des für Mönchengladbach zuständigen Müllenstorgers GEM.

Kleine Sachgeschenke sind allerdings weiterhin gestattet: "Kekse und Wein zu schenken ist nach wie vor möglich."

Wo das Sammeln erlaubt ist, wird die Tradition auch gepflegt. So auch in Neuss: "Unsere Mitarbeiter dürfen sammeln. Jeder gibt ohnehin nur so viel, wie er will", sagt AWL-Betriebsleiter Oliver Negele. Auch die Stadtverwaltung hat bisher keine Klagen erhalten. Ein Verbot sei nicht geplant, so ein Sprecher. Denn die meisten Anwohner zeigen für die Aktion der Müllmänner Verständnis. "Normalerweise gebe ich Fremden an der Haustür kein Geld. Aber für den Martinszug und den Müllmann mache ich eine Ausnahme", sagt Solveig Huybreghs.

Jederzeit gerne Trinkgelder annehmen dürfen weiterhin die Briefträger der Post. "Schließlich ist es eine Anerkennung für gute Arbeit", sagt Post-Sprecher Friedrich Buttgereit. Nichts spreche aus Unternehmenssicht dagegen, dass die Mitarbeiter für ihre Arbeit ein Dankeschön erhalten.

(RP)
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