Ferienreport Kinder erarbeiten sich die Nibelungen

Düsseldorf · Das Theatermuseum wird in der letzten Ferienwoche zum Camp für junge Schauspieler und solche, die es werden wollen. Als Siegfried und Kriemhild wandeln die Teilnehmer auf den Spuren des Nibelungenlieds.

 Spielerisch Schauspieltechniken erlernen. Astrid Mühle (Mitte) mit Carlotta, Zakaria, Franka und Joanna (v.v.n.h.)

Spielerisch Schauspieltechniken erlernen. Astrid Mühle (Mitte) mit Carlotta, Zakaria, Franka und Joanna (v.v.n.h.)

Foto: Endermann Andreas

Ganz langsam lässt Joanna sich zu Boden sinken. Zuerst knicken die Knie der 11-Jährigen ein, dann kommt sie auf dem Rücken ausgestreckt auf dem dunklen Boden der Studiobühne zum Liegen. Ihr Kopf rollt zur Seite. Joanna ist gerade gestorben - und zwar in Zeitlupe.

Was tragisch anmutet, ist in Wirklichkeit eine Schauspielübung. Joanna ist eine von zehn jungen Teilnehmern, für die das Theatermuseum in der Jägerhofstraße während der letzten Ferienwoche zum Schauspiel-Camp geworden ist. Unter dem Motto "Auf den Spuren der Nibelungen" schlüpfen die 8 bis 13-jährigen Theaterfans in die Rollen von mutigen Heldinnen und Kriegern oder behaupten sich als mystische Drachen und Nixen auf der Bühne. Zusammen mit Theaterpädagogin Astrid Mühle und Bühnenbildnerin Miriam Möller-Wieland entwickeln die Kinder ein zur Helden-Thematik passendes eigenes Theaterstück und lernen allerlei über die Legende von Kriemhild und Siegfried. Unter anderem auf dem Programm: Das Fechten mit Holzdegen und der eigene Bühnentod. Joanna hat ihre Sache sehr gut gemacht. Immerhin hat sie auch schon Übung als Schauspielerin in einem Jugendensemble.

Unter den zehn Teilnehmenden des Workshops sind viele Wiederholungstäter. Wer die "Bretter die die Welt bedeuten" einmal betreten hat, der will immer wieder zurück. Auch Sarah hat diese Erfahrung gemacht. "Wenn ich groß bin, werde ich Schauspielerin", sagt sie. Die 10-Jährige ist sich sehr sicher. Der Aufführung am Ende des Workshops fiebert sie entgegen. Bevor es aber soweit ist, wartet in den kommenden Tagen eine Menge Arbeit auf die Kinder. Da müssen eigene Szenen erdacht, Texte geübt und Kostüme geschneidert werden. Auch die Kulisse werden die Kursteilnehmer zusammen bauen.

"Vielseitiger kann man Theater eigentlich nicht kennenlernen", sagt Astrid Mühle stolz. Sie ist neben ihrer Tätigkeit als Theaterpädagogin auch ausgebildete Schauspielerin und leitet den Ferienkurs am Theatermuseum. Ihr ist es ein Anliegen ihren Schützlingen ein ganzheitliches Bild von Theaterarbeit zu vermitteln. Immerhin hängt das Gelingen eines Stücks genauso sehr von den Bühnenarbeitern ab, wie von den Schauspielern. "Während der nächsten vier Tage sind die Kinder alles: Regisseure, Schauspieler und Bühnenbildner", sagt sie. Mühle weiß was sie tut. Auch außerhalb der Ferienzeiten ist sie für die Jugendarbeit des Theatermuseums unentbehrlich. Über Workshops und Schulprojekte habe sie bestimmt 700 Kindern das Theater schon näher gebracht, schätzt sie. Viele kämen wieder.

Auch Christian ist von dem Theatercamp begeistert. Dabei habe er sich anfangs ein wenig gegen die Idee gewehrt, seine letzten Ferientage in einem Theatersaal zu verbringen, gibt der 12-Jährige zu. Mittlerweile ist er seiner Mutter dankbar, dass sie ihn überredet hat. Besonders gefällt ihm das Proben von Kampfszenen mit dem Degen, aber auch, dass eigene Ideen immer willkommen sind. Den Kindern solle ausreichend Raum für Improvisationen und eigene Einfälle gegeben werden, sagt Mühle. Bühnenregeln und Schauspieltechniken vermittelt sie meist über Spiele, in die sie kleine Szenen einbaut.

Das Ausführen von Handlungen in Zeitlupe soll beispielsweise die Ausdrucksfähigkeit der Jungschauspieler verbessern und sie daran gewöhnen, auf der Bühne nie hektisch zu werden. Ganz wichtig wird das am Donnerstag, wenn die Kinder ihr selbst erarbeitetes Stück vor den Eltern aufführen. Selbst Profi Joanna gibt zu, schon ein wenig aufgeregt zu sein. Wie jede Schauspielerin weiß sie aber: "Lampenfieber gehört dazu."

(RP)
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