Düsseldorf Kinder lernen den Umgang mit Geld

Düsseldorf · Bei einem gemeinsamen Pilotprojekt der Evangelischen Schuldnerberatung, der Kita Steubenstaße und der Sparkassenfiliale Reisholz lernten 14 Kinder den Umgang mit Geld.

 Die Kinder der Kita Steubenstraße haben in dem Projekt viel Neues über Geld und Finanzen gelernt.

Die Kinder der Kita Steubenstraße haben in dem Projekt viel Neues über Geld und Finanzen gelernt.

Foto: Bernd Schaller

Woher kommt das Geld, das Mama am Automaten zieht? Und warum lassen sich eigentlich nicht alle Wünsche erfüllen? Die meisten Kinder müssen bei der Antwort passen. Laura (5) aber ist seit kurzem eine Finanzexpertin im Vorschulalter und weiß genau, dass das Geld aus dem Automaten erst verdient werden muss und die Miete für die Familienwohnung "ganz viel Geld kostet." Soeben ging ein gemeinsames Pilotprojekt der Evangelischen Schuldnerberatung, der Kita Steubenstaße und der Sparkassenfiliale Reisholz zu Ende, bei dem 14 Kinder den Umgang mit Geld erlernten. Titel des Projekts: "Quanto costa?"

Sie sind längst eine Zielgruppe der Werbung, denn schon die Jüngsten haben heute ziemlich viel Geld. Anne Schneider von der Evangelischen Schuldnerberatung zitiert eine Statistik, wonach die Sechs- bis 13-Jährigen über fünf Milliarden Euro im Jahr verfügen - durch Taschengeld, Geldgeschenke und Sparkonten. Doch das Wissen über Finanzen sei dürftig. 50 Prozent der 16-Jährigen rätseln, was ein Girokonto ist und haben keine Ahnung, worauf sie bei einem Handyvertrag achten müssen. Ein Abiturient, der noch nie eine Überweisung ausgefüllt habe, sei keine Seltenheit.

"Für frühere Generationen war es eben nicht selbstverständlich, Handyverträge zu unterschreiben und Videospiele im Internet zu kaufen. Das erfordert heute ein Wissen, dass den meisten fehlt", so Anne Schneider. Die dramatischen Konsequenzen: Über 12 Prozent der unter 20-Jährigen haben bereits Schulden, vor zehn Jahren waren das nur knapp drei Prozent. Deshalb besuchen die Expertinnen der Schuldnerberatung seit Jahren Düsseldorfer Schulen, mit "GeKo", ihrem selbst entwickelten Geldkompass für Kinder und Jugendliche. "Aber eigentlich sind wir viel zu spät dran, die Informationen müssen früher einsetzen, also warum nicht schon in der Kita?"

So durften die kleinen Pioniere von der Kita Steubenstraße in der Stadtsparkasse Reisholz echte Geldscheine in die Hand nehmen, einen Geldautomaten bedienen und den Tresorraum besuchen, "den mit den dicken Türen." Sie lernten, dass ohne Arbeit kein Geld in die Familie kommt. Und dass es sinnvoll ist zu sparen, um sich Wünsche erfüllen zu können. Geschäftsstellenleiterin Jessica Köster: "Zu uns kommen immer wieder Jugendliche, die einen Kredit haben wollen. Die kommen gar nicht auf die Idee, erst Geld zurückzulegen und dann auszugeben."

Die Eltern der kleinen Finanzexperten erfuhren, dass auch Kinder im Vorschulalter schon Taschengeld bekommen sollten, auch wenn es nur kleine Beträge sind. "Und sie sollten unbedingt selbst entscheiden dürfen, ob sie ihr Geld für Schokolade ausgeben oder auf ein Fahrrad sparen wollen", rät Anne Schneider. Außerdem sollte das Thema Geld in Familien nicht tabu sein. Wie viel der Urlaub kosten darf, welche Anschaffungen zurückgestellt werden müssen, dass die Stromkosten mal wieder gestiegen sind - seien Themen für die Familienrunde. "Die meisten Eltern, meinen, dass ihre Kinder dazu zu klein sind, aber es ist nie zu früh, über Finanzen zu reden." Laura (5) weiß jetzt jedenfalls, wie man Strom sparen kann: "Ich schalte jetzt immer beim Duschen das Wasser ab, wenn ich mich einseife."

(RP)
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