Düsseldorf Kinder stehen auf der Straße

Düsseldorf · Weil der Umbau nicht fertig wurde, müssen Angermunder Grundschüler ins Kino gehen und Sport treiben.

Bauarbeiten an Friedrich-von-Spee-Schule verzögern sich
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Bauarbeiten an Friedrich-von-Spee-Schule verzögern sich

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Foto: David Young

Rund um die Angermunder Friedrich-von-Spee-Schule machte gestern vor allem ein Wort die Runde: "unfassbar". Unfassbar fanden es Grundschüler, Eltern und Lehrer, dass sie am ersten Tag nach den Ferien vor verschlossenen Türen standen und davon erst am Sonntagabend per Mail und Telefonkette erfahren hatten.

Ihren ersten Schultag nach den Osterferien verbrachten die Jungen und Mädchen unverhofft unter freiem Himmel. Auf dem Programm stand die hohe Kunst der Improvisation: "Die Kinder benötigen keinen Tornister, sondern einen Rucksack mit Frühstück, Getränken und Sportzeug für draußen", hatte Schulleiterin Martina Schwenk mitgeteilt.

Aus Sicherheitsgründen hatte die Pädagogin den Schulstart im Neubau kurzfristig abgesagt. Aus triftigen Gründen, denn am Sonntag waren Fluchtwege nicht gefahrlos zu begehen und der Platz, auf den sich alle bei einem Brand begeben müssen, war mit Bauzäunen versperrt. Zudem waren mehrere Räume noch nicht gereinigt und Umzugskartons nicht ausgeräumt. "Überhaupt war der Außenbereich eine einzige große Baustelle", sagt eine Mutter. Material habe auf der Wiese gelagert, Bagger und anderes schweres Gerät seien dort entlanggefahren.

In die Kategorie "unfassbar" fällt aus Sicht der Betroffenen auch, dass die Telefonanlage noch nicht funktionierte und die Computer noch nicht angeschlossen waren, so dass die Schule nicht einmal per Mail erreichbar war. In jene Container zurückzukehren, die Lehrer und Schüler während der Bauarbeiten genutzt hatten, war auch keine Option. "Nicht weil irgendwelche Mietverträge ausgelaufen sind, sondern einfach deshalb, weil das gesamte Inventar bereits daraus entfernt war", sagt Florian Dirszus, städtischer Projektleiter für Schulbau. In der Elternschaft wird vermutet, dass die hohe Miete für die Ersatzräume der Grund ist, warum die Schule auf Biegen und Brechen umziehen sollte. Dirzus bestreitet das: "Wir mussten bis einschließlich Freitag davon ausgehen, dass am Montag alles klappt. Sogar der Inhaber des projektsteuernden Aachener Architekturbüros war vor Ort und hat mit angepackt. Aber am Ende war der Zeitplan dann doch nicht zu halten." Für die Eltern ein schwacher Trost.

Für den CDU-Ratsherrn Andreas Auler ist der Vorgang ein Skandal. Schon vor den Osterferien habe die Schule Zweifel am Zeitplan geäußert. "Das hat die Verwaltung nicht ernstgenommen. So kann man Schule, Lehrer und Eltern nicht im Regen stehen lassen", sagt der Politiker. Auch viele Eltern können nicht nachvollziehen, warum der Stand der Bauarbeiten nicht früher beurteilt wurde. "Das hat sich doch bestimmt früher abgezeichnet", sagt Mutter Vanessa Schneider. So erhalten die Schüler zumindest heute noch verkürzten Unterricht. "Wer seine Kinder aber lange betreut haben muss, kann es in der Offenen Ganztagsschule unterbringen", sagt die Schulpflegschaftsvorsitzende Ursula Habedank. Gute Nachrichten gab es gestern Abend: "Die Fluchtwege wurden freigeräumt. Dienstag geht es zwar noch einmal in die Turnhalle und ins Kino, aber ab Mittwoch können wir das Gebäude wieder nutzen", so Habedank.

Ob es Regressforderungen gegen die Projektverantwortlichen geben kann, will Dirszus prüfen. Den Eltern stellt er im Namen der Stadt "etwas besonders Schönes" für die offizielle Eröffnung in Aussicht.

(RP)
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