Düsseldorf Kinder und das Internet - Eltern diskutieren

Düsseldorf · Digital-Experten berichten auf Einladung der Diakonie in der Bergerkirche über ihre Erfahrungen.

Wie viel Schutz benötigen Kinder im Internet? Über diese und andere Fragen haben sich interessierte Bürger mit Experten zu digitalen Themen ausgetauscht. Eingeladen zur Diskussion in der Veranstaltungsreihe "Futuro sociale" hat die Düsseldorfer Diakonie.

Chat-Apps bringen neue Herausforderungen Die digitalen Medien haben den Alltag der Menschen stark verändert. Heute nutzt fast jede fünfte Klasse eine WhatsApp-Gruppe, um sich nach der Schule auszutauschen. "In jedem dieser Klassenchats eskaliert es mal", erzählt Gregory Grund, der das Projekt "Digitale Helden" mitbegründet hat und Schüler zu Experten für die neue Technik ausbildet. Oft liege das auch daran, dass Kinder die neuen Reichweiten nicht verstehen. Es sei schließlich etwas anderes, ob man am Küchentisch oder im Internet über Personen lästert. Als Eltern habe man die Aufgabe, seinen Kindern diesen Unterschied zu erklären.

Die Referenten weisen darauf hin, dass auch Nacktbilder immer öfter gegen den Willen der betroffenen Personen in Gruppenchats verbreitet werden. In solchen Fällen sollten Eltern verstärkt Haltung zeigen und ihr Kind dazu bringen, dem Opfer zu helfen.

"Eltern denken oft, der Klassenchat bei WhatsApp ist Sache der Schule", erzählt Julia von Weiler, die sich als Geschäftsführerin von dem Verein "Innocence in Danger" für den Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch einsetzt. Dabei seien die Schulen in dieser Hinsicht überfordert und müssten deshalb dringend von Eltern unterstützt werden. "Als Erwachsener muss man in Fällen der sexuellen Belästigung ein Ansprechpartner für die Kinder sein und sich für diese Probleme öffnen", mahnt von Weiler.

Kontrolle oder Vertrauen Diskussionen gibt es bei der Veranstaltung auch um sogenannte Kontroll-Apps. Diese schränken zum Beispiel die mögliche Nutzung einzelner Apps ein, ermöglichen zum Teil aber auch die Überwachung des Smartphones der Kinder. Hier stellt sich für alle Eltern die individuelle Frage, wie weit sie gehen möchten. Gregory Grund warnt die Zuhörer jedoch eindringlich vor dem Durchleuchten: Zu viel Kontrolle sei die Abwesenheit von Vertrauen.

Die Rolle der Eltern Von Weiler spricht sich für ein ausgewogenes Handeln aus: "Als Eltern sollte man die Kinder beschränken, aber auch begleiten", betont sie. "In der Diskussion wird die Internetkompetenz leider häufig mit Lebenskompetenz verwechselt." Jedes noch so clevere Kind sei strategisch handelnden Erwachsenen im Internet unterlegen.

Esther Knochenhauer, die die "Videodays" organisiert, bei denen sich Youtuber und ihre Fans treffen, fordert die Eltern konkret dazu auf, sich auf neue Phänomene einzulassen. Wer zum Beispiel ab und an gemeinsam mit dem Kind YouTube guckt, lernt die Vorbilder des Kindes kennen und kann mit dem Kind darüber sprechen.

(RP)
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